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Susan Mallery ist Amerikas Antwort auf Rosamunde Pilcher

Susan Mallery ist Amerikas Antwort auf Rosamunde Pilcher

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Die US amerikanische Autorin Susan Mallery posiert am 04 05 2015 in Köln vor einer Signierstunde Foto: Imago
Susan Mallery gilt in den USA als ungekrönte Königin des Liebesromans. Auch in Deutschland ist sie erfolgreich. Ihr Erfolgsrezept: Nähe zu den Fans.

Köln. 

Rosamunde Pilcher, Cecilia Ahern und Katie Fforde haben eine ernstzunehmende Konkurrentin: Susan Mallery. Die amerikanische Autorin berührt mit ihren inzwischen mehr als 150 romantischen Romanen die Herzen eines vorwiegend weiblichen Publikums. Auch hierzulande sind ihre Bücher nicht mehr wegzudenken. Inzwischen, heißt es in der Branche, habe sie allein in Deutschland mehr als eine Million Exemplare verkauft.

Ihre Bücher tragen Titel wie „Drei Küsse für Aschenbrödel“ oder „Kuss und Kuss gesellt sich gern“. Sie können aber auch „Cottage gesucht, Held gefunden“ oder „Pleiten, Pech und Prinzen“ heißen. Damit geben die Bücher ein Versprechen ab. Ihre Leserschaft kriegt niemals rote Ohren. Stets geht’s um die große Liebe. Sex spielt nur eine Nebenrolle.

Susan Mallery verkauft kleine rosafarbene Tagträume. Junge Frauen finden auf Umwegen ihren Traumprinzen, der zunächst wie der sprichwörtliche Frosch im Märchen daherkommen kann. Mallery erzählt alltagsnah und schlicht, aber nicht ohne Witz. Und das mag ihr Publikum sehr.

Susan Mallery ist die kinderlose Katzenliebhaberin aus Los Angeles

Noch mehr mögen Mallery-Fans, dass sie nahbar wirkt – obwohl ihr Internet-Lebenslauf denkbar karg ausfällt. Ein Widerspruch? Nur scheinbar. So wenig die verheiratete, kinderlose Katzenliebhaberin aus Los Angeles, US-Staat Kalifornien, über sich selbst preisgibt, so intensiv pflegt sie den Online-Kontakt zu ihren Fans.

Die Autorin füttert, beispielsweise, ihre Facebook-Seite mit aktuellen Fotos und Videos. Obendrein steht sie gelegentlich sogar für Live-Chats zur Verfügung – Plauderstunden im Internet. Mallery betrachtet diese Arbeit keineswegs als lästige Verpflichtung. Im Gegenteil: „Wir haben eine Menge Spaß“, versichert sie unserer Zeitung.

Dazu kommt, dass Mallery auch den persönlichen Kontakt zu ihrer Leserschaft sucht. So reiste sie kürzlich nach Deutschland. Hunderte Fans ließen sich in Köln und Hamburg Autogramme geben. Und Hunderte pilgerten zu der „Love Letter Convention“ in Berlin, wo Mallery ihrer Leserschaft sogar Rede und Antwort stand. Die Frau mit der selbstbewusst kräftigen Stimme liebt das amerikanisch Überschwängliche. In der Öffentlichkeit findet die Frau mit dem blonden Bob vieles „amazing“ – unglaublich, fantastisch, wunderbar.

Bücher schreiben war lange nichts für Susan Mallery

Bücher zu schreiben konnte sich Susan Mallery lange nicht vorstellen, wie sie gesteht: „Ich habe zwar immer Liebesromane gern gelesen, hatte aber die Vorstellung, Autoren seien zigarettenrauchende Außenseiter im Rollkragenpullover. Ich war nur einfaches Nichtraucher-Mädchen aus Los Angeles, und Rollkragen fühlten sich für mich immer so an, als würde ich erwürgt.“ Das führte dazu, dass sie während ihres Studiums die Anzeigen für einen abendlichen Schreibkurs lange ignorierte.

Irgendwann jedoch hatte Mallery das Gefühl, das Angebot würde nicht ewig bestehen. Dabei war ihr immer klar: „Ich sehnte mich danach zu schreiben.“ Als sie sich schließlich doch zur Teilnahme am Schreibkurs durchgerungen hatte, wurde ihr klar: „Mir bedeutete das mehr als alles andere in meinem Leben.“

Susan Mallery wandert durch ihre Fantasie

Inspiriert wird die gelernte Finanzfachfrau „überall“. Sie hört Radio, sieht Fernsehnachrichten: „Und schon wandert meine Fantasie in das Land Was-wäre-wenn“, sagt Mallery.

I hre Buch-Serie über den fiktiven Ort „Fool’s Gold“ mit Charakteren, die sich immer wieder über den Weg laufen, wurde gar durch einen drögen Artikel über die US-Volkszählung im Jahr 2010 angeregt. „Es war eine langweilige Geschichte“, erinnert sich die Schriftstellerin, „bestehend aus einer Menge dröger Fakten und Zahlen, und das war genau das Richtige für mich.“ Das erste Buch über „Fool’s Gold“ handelte von einem Stadtplaner, dessen Aufgabe es war, mehr Männer in die junge Stadt zu locken. Und dann kam die Liebe ins Spiel.

Die Buch-Branche sieht Susan Mallery ganz nüchtern

So sehr Mallery das liebt, was sie tut, so nüchtern sieht sie die Buch-Branche. „Ausdauer und harte Ar­beit“ seien Voraussetzung für einen erfolgreichen Roman. Talent allein reiche nicht. „In diesem Beruf gibt es zwei gleichermaßen wichtige Gesichtspunkte: das Schreiben und die Vermarktung des Schreibens. Ein Autor, der nicht darauf achtet, hat auf Dauer nur geringen Erfolg.“

Ihre Tätigkeit in der Geldbranche sieht Mallery übrigens in doppelter Hinsicht als gewinnbringend an. Natürlich schärfte der Job das Auge fürs Geschäft. Zugleich aber machte sie eine Menge Charakterstudien. Mallery launig: „Auch schlechte Erfahrungen oder vor allem schlechte Erfahrungen können irgendwann in einem Buch auftauchen.“