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Wenn der Geiz die Liebe stört

Wenn der Geiz die Liebe stört

Bildnummer_ 51312104 Datum_ 15_04_2006 Copyright_--543x199.jpg

Essen. 

Meine Wurst, deine Wurst: Selbst das tägliche Abendbrot kann zum Streitthema werden, wenn ein Partner bei den Lebensmitteln sparen will und der andere nicht. Ein Paartherapeut erklärt, woher Geiz kommt und wie man am besten mit ihm umgeht.

Manche Menschen haben sich das Sparen um des Sparens Willen zur Lebensaufgabe gemacht. Sie rationieren ihren Lieben die Streichwurst, überprüfen den Klopapierverbrauch des Partners und finden es eigentlich nie kalt genug, um die Heizung einzuschalten. „Geiz ist häufig ein Versuch, Kontrolle auszuüben, zumindest etwas im Leben im Griff zu haben“, erklärt Jörg Wesner, Paartherapeut aus Hamburg.

Manchmal sei die übertriebene Sparsamkeit des einen Partners aber auch eine Reaktion auf die Verschwendungssucht des anderen. „Wenn der Partner überhaupt nicht über Geld nachdenken möchte und das gemeinsame Konto langsam ins Minus rutscht, reagieren manche Leute mit extremer Sparsamkeit, die dann in Geiz abdriftet“, sagt der Diplom-Psychologe.

Klare Trennung

Um den Dauerstreit erst einmal beizulegen, empfiehlt Wesner, klar zu trennen: So bekommt beispielsweise jeder seine eigene Rolle Toilettenpapier und kauft seinen eigenen Aufstrich. Diese Notlösung helfe, um erst einmal wieder zur Ruhe zu kommen. „In jedem Fall sollten Paare mit unterschiedlichen Sparbedürfnissen private Konten für beide einführen. So kann jeder über einen gewissen Betrag frei verfügen“, sagt der Experte.

Dann gehe es daran, einen Kompromiss zu entwickeln. „Paare sollten sich klar machen: Wir müssen eine Lösung finden – und wir wollen sie auch finden“, sagt Wesner. Wichtig sei, dass man präzise verhandle. „Am besten schreibt jeder die einzelnen Punkte auf, bei denen er gerne mehr oder weniger sparen würde“, sagt Wesner. Wenn dann der eine beispielsweise eine Raumtemperatur von 18 Grad wünsche, der andere aber 22 Grad fordere, könne man sich bei 20 Grad treffen.

Partner geiziger Zeitgenossen leiden häufig vor allem darunter, dass sie keine oder nur mickrige Geschenke von ihrem Liebsten bekommen. „Viele Leute verbinden den Wert eines Geschenks mit dem Wert, den der Schenkende ihnen zumisst – das ist eine Verwechslung“, sagt Wesner. Der Sparsame könne oft einfach nicht anders, als ein günstiges Geschenk zu kaufen. „Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass er keine starken Gefühle für seinen Partner hat“, betont der Experte. Störe man sich trotzdem an der Geschenkesparerei, solle man seinem Partner erklären, welche Gefühle dieses Verhalten auslöse. (dapd)