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Öl auf dem Meer soll wohl verbrannt werden

Öl auf dem Meer soll wohl verbrannt werden

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Biloxi. 

Noch immer fließen hundertausende Liter Rohöl in den Golf von Mexiko. Auch Tauchroboter konnten die Lecks in der Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ nicht abdichten. Jetzt überlegen Behörden, das Öl ín Brand zu setzen. Doch auch das hätte unabsehbare Folgen für die Umwelt.

Eine Woche nach dem Explosionsunglück im Golf von Mexiko fließen weiterhin hunderttausende Liter Rohöl ungehindert ins Meer. Bis Dienstag gelang es den Bergungskräften nicht, die Lecks der Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ mit Tauchrobotern abzudichten. Jetzt erwägen die Behörden, das Öl in Brand zu setzen, um das Ausmaß der Katastrophe zu begrenzen. „Wenn wir diese Ölquelle nicht sichern, könnte es zu einer der größten Ölverseuchungen in der Geschichte der USA kommen“, sagte Mary Landry von der US-Küstenwacht. Allerdings kommt es bei einer Verbrennung zu erheblicher Luftverschmutzung, und die Auswirkungen auf die Meeresfauna sind ungeklärt.

Der Umweltwissenschaftler Ed Overton von der Louisiana State University äußerte sich besorgt über eine Verklumpung des ausgelaufenen Öls. Die bisher genommenen Proben zeigten, dass es sich dabei um eine teerartige Substanz handelt. „Ich bin nicht sehr optimistisch“, sagte Overton. Der Ölteppich reichte am Dienstag bis etwa 32 Kilometer vor der Küste von Louisiana. Er bedeckt mittlerweile eine Fläche von 128 mal 77 Kilometern.

Schutzglocke über gesunkener Bohrinsel soll Ölpest eindämmen

Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko haben Rettungskräfte mit dem Bau einer riesigen Schutzglocke zur Abdeckung der gesunkenen Bohrinsel begonnen. Die Bauarbeiten würden jedoch zwei bis vier Wochen in Anspruch nehmen, erklärte die US-Küstenwache am Dienstag. Der Ölteppich trieb unterdessen weiter auf die südliche Küste der USA zu.

Die Bauarbeiten an der kuppelförmigen Abdeckung hätten „vor kurzem“ begonnen, sagte Prentice Danner, Sprecher der US-Küstenwache, der Nachrichtenagentur AFP. Mit der Struktur könne das Öl aufgefangen und anschließend abgepumpt werden. „Das ist das erste Mal, dass so etwas versucht wird“, sagte Danner.

Auf der Plattform „Deepwater Horizon“, die dem Unternehmen Transocean gehört und von BP betrieben wird, hatte sich vor einer Woche eine gewaltige Explosion ereignet. Zwei Tage später sank die Bohrinsel, elf Arbeiter galten am Dienstag weiter als verschollen. Hoffnung, sie noch lebend zu finden, bestand praktisch nicht mehr. Die Witwe eines vermissten Arbeiters reichte gegen die Betreiber der Bohrinsel eine Schadenersatzklage ein.

Kein Erfolg durch unbemannte Mini-U-Boote

BP hat vier Unterwasserroboter im Einsatz, die das Bohrloch verstopfen sollen, aus dem in 1500 Meter Tiefe rund 160.000 Liter Öl pro Tag ins Meer strömen. Bis zum Dienstag brachten die Roboter, eine Art unbemannte Mini-U-Boote, noch keinen Erfolg. Sollte die Schließung des Bohrlochs misslingen, müssten die Experten Entlastungs-Löcher graben, um den Ölfluss aus dem offenen Loch nach und nach versiegen zu lassen. Dies könnte nach Einschätzung von BP zwei bis drei Monate dauern. Die Schutzglocke gilt als beste Lösung, um die Ölpest kurzfristig einzudämmen.

Die Ölpest bedroht die Küsten der US-Bundesstaaten Louisiana, Alabama und Mississippi. In dem dortigen Ökosystem leben Wasservögel, Garnelen und Austern. Satellitenaufnahmen zeigten, dass der Ölteppich am Dienstag rund 50 Kilometer vor der Küste von Louisiana im Meer trieb. Der Ölteppich war bis zu 77 Kilometer lang und 62 Kilometer breit.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnte vor einer massiven Bedrohung des Ökosystems im Golf von Mexiko. „Wenn das Leck nicht geschlossen wird und wenn da jeden Tag eine große Menge Öl ausströmt, dann kann man eine Verschmutzung wie beim Tankerunfall der „Prestige“ im Jahr 2002 nicht ausschließen“, sagte Greenpeace-Sprecher und Ölexperte Christian Bussau am Dienstag dem Radiosender hr-INFO. Damals waren mehrere hundert Kilometer an der nordwestspanischen Küste verseucht worden.

BP-Chef Tony Hayward bedauerte in einer Email an die Mitarbeiter des Unternehmens den „tragischen Unfall“. „Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht“, schrieb er. Über den wahrscheinlichen Tod der elf Arbeiter zeigte er sich „zutiefst betrübt“. (apn/afp)