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„Jetzt kommt die Kür“ – TV-Star Heinz Hoenig wird 65

„Jetzt kommt die Kür“ – TV-Star Heinz Hoenig wird 65

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14926C00DB65C3FE.jpg Foto: dpa
Heinz Hoenig spielte den „Boot“-Funker, Millionen sahen ihn im „Traumschiff“. Jetzt wird er 65 und plant erstmals eine große Regie.

Hamburg. 

Das übliche Getue um dem 65. Geburtstag perlt bei Heinz Hoenig einfach ab. „Ich werde nie auf Rente gehen, das gibt’s bei mir nicht“, sagt der TV-Star mit dem Kumpel-mit-Herz-Image und fügt launig hinzu: „Außerdem, die paar Groschen, die man dann kriegt, davon kann kein Mensch heutzutage leben.“ Das Spielen ist Hoenigs Elixier: „Ich bin kein cooler Arsch geworden, Gott sei Dank nicht. Ich fiebere heute immer noch, und ich will das immer noch erleben.“

Zurzeit probt Hoenig, der an diesem Samstag 65 Jahre alt wird, für die „Tabaluga“-Tournee mit Peter Maffay. Zum dritten Mal ist Hoenig dabei – als Arktos, der Widersacher des beliebten Drachen. Start ist am 7. Oktober in Hamburg. Den Geburtstag will er unterwegs mit der Crew feiern, keine große Sause. Weihnachten zeigt die ARD den Märchenfilm „Das singende, klingende Bäumchen“ mit Hoenig als König. Königlich freut sich der Schauspieler schon auf das, was im nächsten Jahr kommt: „Jetzt fängt die Kür an: Kür ist das, was man kann und Pflicht ist das, was man muss.“

Enorme schauspielerische Bandbreite

Erstmals will Hoenig eine große Regie führen. Seit einigen Jahren arbeitet er mit Camgaroo Productions in München zusammen, mit Jungfilmern und bewertet deren Filme für den Camgaroo Award. Jetzt geht es um ein gemeinsames Projekt. „Wir haben einen ganz heißen Stoff auf dem Tisch, ich leiste mir dann, auch mal eine Regie zu machen und zu spielen. Das wird ein Knaller!“ Gedreht werden soll in Deutschland und auf Kuba. „Mehr darf ich noch nicht verraten, tut mir leid.“

Die schauspielerische Bandbreite des Publikumslieblings ist enorm. In mehr als 150 Filmen verkörperte er die unterschiedlichsten Charaktere – den Funker in Wolfgang Petersens Kriegsfilm „Das Boot“ (1981), gutmütige Trottel und Ehemänner in „Traumschiff“- oder „Traumhotel“-Episoden, mit Christine Reinhart spielte er in „Verdammtes Glück“ (1996) ein Karriere-Paar. Er drehte mit Hark Bohm den Psychothriller „Für immer und immer“ (1996), spielte an der Seite von Götz George im Kinothriller „Die Katze“ (1987). In „Kopf oder Zahl“ (2009) sah man ihn als illegalen Einwanderer.

Dieter Wedel nennt ihn Ausnahmeschauspieler

Seine größten TV-Erfolge bisher feierte Hoenig in den Mehrteilern von Regisseur Dieter Wedel in den 1990er-Jahren. Im „Großen Bellheim“ mimte er den Gegenspieler von Kaufhausbesitzer Mario Adorf. Als verdeckter Ermittler in „Der Schattenmann“ löste er Diskussionen aus über die Arbeit der Polizei. Die für sein Spiel typische körperliche Präsenz zeigte er auch als Ex-Boxer Sugar im „König von St. Pauli“.

Über Wedel will Hoenig nichts sagen: „Ich hab’ Geburtstag, ich will jetzt nicht über meine Filme mit Wedel sprechen, das waren 24, alle gut, wunderbar.“ Und kommt noch mehr? „Keine Ahnung.“ Hoenig schludere beim Sprechen, aber es komme nie ein falscher Ton, hatte Wedel mal gesagt. „Er kann manches nicht, was man auf einer Schauspielschule lernt, aber er kann alles, was nicht erlernbar ist.“ Ein Ausnahmeschauspieler sei er.

Hoenig beeindruckt mit angstfreiem Spiel

Den deutschen Filmpreis als bester Darsteller (Filmband in Gold), bekam Hoenig für seine Darstellung eines Kriegsinvaliden in „Krücke“ (1994), der Verfilmung des gleichnamigen Jugendbuchs von Peter Härtling. Als einbeiniger Schwarzhändler kümmert er sich um einen 13-Jährigen, der seine Mutter in den Kriegswirren verlor.

Martina Gedeck, sie spielte in „Krücke“ die weibliche Hauptrolle, erinnert sich gern: „Heinz Hoenig ist ein außergewöhnlicher Schauspieler. Als ich ihn kennenlernte, war ich Anfängerin, und er hat mich unheimlich beeindruckt, weil er als Schauspieler so verwegen war und vollkommen angstfrei gespielt hat. Und er hat sich in die Rollen auf eine fast genialische Art reingeworfen. Er hat einfach ganz viel Intuition“.

Als Tischler, Koch und Schmied gearbeitet

Zum Schauspielern kam Hoenig eher durch Lebenszufälle. Schlosser hat der in Landsberg am Lech (Bayern) geborene und in Harlingerode am Harz (Niedersachsen) aufgewachsene Sohn eines Kranführers gelernt. Er hat als Tischler, Koch und Silberschmied gearbeitet. Mit 19 Jahren ging er nach Berlin. Von 1972 bis 1974 verbrachte er seine Zeit auf der Ranch von John Allen in Santa Fé und lernte bei ihm das Schauspielhandwerk. Zurück in Berlin spielte er am Grips Theater, 1974 dann der erste kleine Film „Unter dem Pflaster ist der Strand“.

Ein gutes halbes Jahrhundert dauert bereits seine Karriere. Über sein Privatleben will er wenig sagen, über den plötzlichen Tod seiner Frau Simone schon gar nichts. 2012 starb sie im Krankenhaus, die Ärzte hatten die 52-Jährige in ein Koma versetzt. Den Wohnsitz in Mallorca hat er aufgegeben, lebt jetzt in Schleswig-Holstein an der Schlei. „Ich will nicht, dass wieder Busse vor dem Haus stehen wie auf Mallorca.“ Zwei erwachsene Kinder hat er, Paula und Lucas.

Hoenig wünscht sich gute Zukunft für seine Familie

Auf die Frage, ob er sich eine bestimmte Rolle noch wünsche, antwortet er weise: „Wenn ich als Geburtstagskind mir etwas wünsche, dann erinnere ich mich an meine Familie, die es immer noch gibt, und ich wünsche mir, dass wir nach wie vor mit Liebe und mit Herz, mit Vertrauen in die Zukunft gehen – und alle mit einander. Das ist das Größte, was ich mir wünsche und das Schönste dazu.“ Ein Geschenk will er sich aber machen, der selbsternannte „Linsensuppenmeisterkoch“: „Meine Linsensuppen sind einfach gnadenlos gut!“ (dpa)