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Feinherbe ZDF-Komödie mit Sawatzki und Zirner in Bestform

Sawatzki, Zirner großartig in feinherber ZDF-Komödie

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Es kommt noch besser Foto: ZDF/ Britta Krehl
Die ZDF-Komödie „Es kommt noch besser“ erinnert in Zeiten des Booms an die Risiken des sozialen Absturzes. Nicht nur das Drehbuch ist klasse.

Mainz. 

Firma weg, Job weg – und dennoch hat der alte Arbeitsplatz eine magische Anziehungskraft für zwei verzweifelte Menschen. Der ehemalige Chef (August Zirner) eines kleinen Textilherstellers sucht zwischen Hemden und Anzügen nach einem geeigneten Platz, um sich zu erhängen. Seine einstige Sekretärin (Andrea Sawatzki), bis auf den letzten Cent abgebrannt, durchstöbert derweil die Portokasse im Chefzimmer in der Hoffnung auf einen Geldschein. Wie es Zufall und Drehbuch wollen, begegnen sich Walter Pirsch und Ina Becker. Und siehe da: Trübsinn weicht Galgenhumor. Statt Selters fließt Schampus.

Die feinherbe Stimmung der Szene steht für den Farb-Mix des ganzen Films „Es kommt noch besser“ von Regisseur Florian Froschmayer und Drehbuch-Autorin Birgit Maiwald. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Wirtschaft brummt, weisen die beiden mit leiser Boshaftigkeit darauf hin, dass Aufschwung und Rezession mehr miteinander zu tun haben, als es manchem Zeitgenossen lieb ist – und dass auch solide Mittelschichtler das Risiko des sozialen Absturzes tragen. Besonders hart trifft es Fünfziger wie Walter Pirsch und Ina Becker. Plötzlich müssen sie sich neu erfinden.

Chef ohne Führungsqualitäten und kaufsüchtige Sekretärin

Der Film tut gut daran, ein schwer erträgliches Thema wie die Angst vor dem sozialen Abstieg mit leichter Hand und vorsichtig dosiertem Humor als Komödie zu erzählen.

PokalfinaleSie nimmt sich Zeit, die beiden Hauptfiguren einzuführen: Walter Pirsch ächzt unter der Last seiner Familientradition. Der geschiedene Hobby-Tennisprofi mag viele Talente haben – als Manager mit Zukunftsvisionen taugt er nicht. Seine Kollektion ist veraltet, und dass der graumelierte Zausel erst kurz vor der Pleite einen Online-Auftritt seines Unternehmens einführen will, wirkt rührend gestrig.

Seine Sekretärin hat ihrem schlafmützigen Chef bei Verhandlungen liebevoll auf die Sprünge geholfen. Die Dame wirkt stets kontrolliert, legt penibel Wert auf gepflegtes Äußeres, und ihr Hochdeutsch erscheint überkorrekt. Dennoch hat sie die Kontrolle über ihr Leben verloren: Die ebenfalls geschiedene Frau ist kaufsüchtig.

Aber sie will ihr Leben wieder in die Hand nehmen, nimmt an einem Bewerbungstraining des Arbeitsamtes teil und trifft schließlich wieder auf Walter Pirsch.

Ende gut, gar nicht schlecht

Genüsslich kostet die Komödie aus, wie sich zwei Exoten unter jungen Außenseitern schlagen. Dabei spielen zwei weitere Verzweifelte für Walter Pirsch und Ina Becker eine wichtige Rolle: die Sozialhilfe-Empfängerin Enno Pinzdorf (Runa Greiner), die mit großer Klappe ihr verletzliche Mädchenseele tarnt, und der frustrierte Kursleiter (Maximilian Brückner).

Natürlich endet der Film um Menschen in beruflicher und privater Lebenskrise genretypisch hoffnungsvoll. Aber der Mix aus milder Depression und dem Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen, macht ihn sehenswert. Obendrein ist er mit einem Herzblut-Ensemble gesegnet, aus dem die beiden Hauptdarsteller herausragen. Nur wenigen Schauspielern gelingt es so gut wie August Zirner und Andrea Sawatzki, mit sparsamst eingesetzter Mimik Enttäuschung und Hoffnung zugleich zu erzählen. Wenn ein tragisch umflortes Lächeln auf mutig blitzende Augen trifft, ersetzt das manchen Dialog.

Fazit: Lachen und Weinen liegen nah beieinander in dieser feinherben Komödie.

ZDF, 20.15 Uhr