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Der Planet Venus erzeugt am Mittwoch eine „Mini-Sonnenfinsternis“

Venus erzeugt am Mittwoch „Mini-Sonnenfinsternis“

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Foto: dlr
Zum letzten Mal für 105 Jahre ist unser Nachbarplanet vor der Sonne zu sehen. Das seltene Himmelsereignis – an diesem Mittwoch ist es zu bewundern – schrieb Wissenschaftsgeschichte und hilft heute bei der Suche nach fernen Planeten.

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Wer das Ereignis Mittwochmorgen verpasst, bekommt zu Lebzeiten wohl keine zweite Chance: Ab Sonnenaufgang wird in Deutschland für rund anderthalb Stunden ein Venustransit zu beobachten sein. Unser Nachbarplanet zieht als schwarzer Punkt vor der Sonne vorbei, das letzte Mal vor dem 11. Dezember 2117.

Der deutsche Astronom Johannes Kepler war der erste, dem es gelang, einen Venustransit vorherzusagen. Damit bestätigte Kepler die nach ihm benannten Gesetze zur Planetenbewegung. Ein Jahr vor dem nächsten Ereignis, 1630, starb Kepler jedoch. Der Venustransit 1631, von Deutschland aus nicht zu sehen, blieb der vorletzte ohne wissenschaftliche Hyperaktivität.

1639 erkannte der englische Astronom Jeremiah Horrocks die Gesetzmäßigkeit: Stets ereignen sich zwei Transits im Abstand von acht Jahren, dann bleibt das Ereignis für mehr als ein Jahrhundert aus. Mit einem Fernglas beobachtete Horrocks noch im gleichen Winter einen Venustransit. Es war der erste, über den Aufzeichnungen vorliegen.

Abstand Erde-Sonne anhand des Venustransits bestimmt

Das Transitpaar 1761 und 1769 wurde dann zum Großforschungsprojekt: Keplers Gesetzen hatten es zwar ermöglicht, die Planeten relativ zu einander korrekt zu positionieren. Unklar waren aber die absoluten Entfernungen zwischen den Gestirnen. Der britische Astronom Edmond Halley erkannte, dass sich diese anhand des Venustransits hoch präzise errechnen lassen. Europäische Astronomen beobachteten dazu 1769 die exakten Zeitpunkte der vier Berührungen zwischen Venus- und Sonnenrand an 80 Standorten rund um die Welt, deren Abstände bekannt waren. Wie sich später herausstellte, kalkulierten die Forscher daraufhin den Abstand Erde-Sonne mit einem Fehler von nur zwei Prozent.

1874 und 1882 entstanden die ersten Fotos eines Venustransits. Mehr als ein Jahr lang übten Astronomen damals täglich für die Beobachtung der „kleinen Sonnenfinsternis“. Sie wollten aufklären, weshalb die Venus stets tropfenförmig erscheint, wenn sie den Sonnenrand passiert. Von einer optischen Täuschung bis zu Hinweisen auf eine Atmosphäre der Venus reichten die Spekulationen. Erst mit der Computertechnik des 21. Jahrhunderts sollte sich bei Bildanalysen herausstellen, dass der Tropfen Folge der optischen Eigenschaften von Teleskopen und der Mitte-Rand-Verdunkelung der Sonne ist.

Venustransit die als Vorlage für die Suche nach fernen Planeten

Die beiden Venustransits in diesem Jahrhundert – am 6. Juni 2004 und am 6. Juni 2012 – wollen Forscher dazu nutzen, die Suche nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu optimieren. Bereits 2004 diente die Venus als Muster, um mit Weltraumteleskopen zu messen, wie sich die Gesamthelligkeit der Sonne verringert, wenn ein Planet vorbeizieht. Genau das gleiche passiert schließlich auch in fernen Sonnensystemen mit Planeten. Mehrere Dutzend Planeten konnten Astronomen seit 2004 mit der Transitmethode nachweisen.

Beim Transit Mittwochfrüh wollen die Forscher per Satellit vor allem beobachten, wie sich die planetare Atmosphäre dabei bemerkbar macht. Das Wissen soll helfen, die Atmosphäre ferner Planeten auf Bewohnbarkeit zu analysieren.

Auf der Erde hingegen brauchen Hobbyastronomen Mittwoch viel Glück: „Wir rechnen mit vielen dichten Wolken“, sagt Wetterexperte Oliver Klein von Meteomedia. Die nächste freie Sicht dürfe es Richtung Niedersachsen geben, „aber nicht in NRW“.