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Bryan Ferry – Der Dandy der Popmusik wird 70

Bryan Ferry – Der Dandy der Popmusik wird 70

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Foto: Getty Images Entertainment/Getty Images
Bryan Ferry feiert seinen 70 Geburtstag. Roxy Music hat ihn reich und berühmt gemacht. Die Briten verehren den Musiker bis heute als Stil-Papst.

London. 

Er ist ein echtes Kind des britischen Kohlenpotts. Er sieht nur nicht so aus. Ganz im Gegenteil. Bryan Ferry ohne maßgeschneiderten Anzug zu begegnen ist in etwa so wahrscheinlich Udo Lindenberg ohne Sonnenbrille zu treffen. „Besser einen guten Anzug besitzen als drei schlechte“, ist eines der Mottos von Ferry, der jetzt 70 Jahre wird. Der Mann hat allerdings mehr als einen. Was dazu führt, dass in Interviews mit ihm oft mehr über Mode gesprochen wird als über Musik.

Models zieren jedes Album

Vielleicht liegt das aber auch daran, dass er zwar immer noch Musik macht, die zwar immer noch gut aber nicht annähernd so erfolgreich ist wie früher. Als der Sohn eines Pflegers für Grubenpferde das nordenglische Washington verlässt, um Kunsterzieher in London zu werden, nach einem Streit mit der Schulleitung aber lieber Musik macht. In einer Band, die sich Roxy Music nennt, Glam-Rock spielt, bevor es diesen Begriff gibt und sich gern mal auflöst, um sich wenig später wiederzuvereinigen. Zehn Jahre geht das so und dabei entstehen Klassiker der Pop-Musik. Virginia Plain ist der erste, „More Than This“ wird einer der letzten. Da hat Ferry längst seine Solo-Karriere gestartet, ist ein „Slave To Love“ oder fordert „Don’t Stop The Dance“

Ob alleine oder mit Band,stets sind Text und Musik nicht der einzige Grund für den Erfolg. Es ist die Art und Weise, wie Ferry sich präsentiert. Cool, lässig, stets elegant und immer, wirklich immer, mit Seitenscheitel im vollen Haar. Mit Roxy Music befreit Ferry die Rockmusik vom Achselschweiß, hat mal jemand geschrieben. „Dandy“ nennen sie Ferry bald und er widerspricht nur leise. Frauen vergöttern ihn. Models zieren jedes Album der Band und bald geht das Gerücht, der Sänger habe mit jeder von ihnen eine Affäre gehabt. Stimmt so nicht, hat er später mal gesagt: „Mit fast jeder.“

Amanda Lear gilt als wahrscheinlich, Jerry Hall ist bestätigt. Sie war mehr als eine Affäre, verlässt ihn allerdings für Mick Jagger. Lange leidet Ferry unter Liebeskummer. 1982 aber heiratet er Lucy Helmore , wird Vater von vier Söhnen.Abwechselnd lebt er in London und auf dem Land – aber selbst da trifft man ihn nicht in Jeans an. „Dunkler Cordanzug“ ist alles, was Ferry sich erlaubt.

Musikalisch ist er breiter aufgestellt, nimmt aber am liebsten die Songs anderer Künstler auf. Spielt mal Bob Dylan-Lieder ein, interpretiert ein anderes mal Jazz-Standards neu. Viel Kritikerlob gibt es, gut gefüllt sind die Konzerthallen, in den Charts ist er damit nur auf hinteren Rängen zu finden.

Ferry sorgt immer wieder für Schlagzeilen

Für Schlagzeilen sorgt Ferry dann auch anderweitig und nicht immer freiwillig. Im Jahr 2000 übersteht er nur knapp eine Flugzeugkatastrophe in Kenia. Ein Mann hatte das Flugzeug in seine Gewalt gebracht, konnte aber beim Sturzflug überwältigt werden. Ferry sind – nicht untypisch – bis heute die „hässlichen Socken des Entführers in Erinnerung geblieben.

2007 lobt er in einem Interview die Architektur Albert Speers und die Filme Leni Riefenstahls. „Einfach fantastisch. Wirklich schön.“ Unter dem Druck der britischen Presse und der Kaufhauskette Marks & Spencer entschuldigt er sich wenige Tage später. Es sei eine „Bewunderung aus kunsthistorischer Perspektive“ gewesen.

Ansonsten aber ist der Mann, den die Queen 2011 zum Ritter geschlagen hat, ruhiger geworden. Er gehe zwar noch viel aus, mache aber nicht mehr die Nächte zum Tag, sagt er. Seine zweite Frau, die 36 Jahre jüngere Amanda Sheppard, hat er dann auch in den eigenen vier Wänden kennengelernt. Ferry spannt sie einem seiner Söhne aus. 2012 wird geheiratet, keine zwei Jahre später ist es wieder aus. „Ein unendliches Mysterium“ sind Frauen seitdem für ihn, gegen eine neue Beziehung hätte er dennoch nichts. Notgedrungen auch mit einer weitaus jüngeren Dame, denn: „Unverheiratete Frauen in meinem Alter sind schwer zu finden.“

Er selbst, hat er mal gesagt, sei gerne alt. „Das Alter gefällt mir viel besser als die Jugend“, findet Ferry, der derzeit gerade durch Deutschland tourt. „Bedauerlich ist nur, dass es nicht ewig währen wird.“