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Woran Maschinenbauer in der Krise leiden

Woran Maschinenbauer in der Krise leiden

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Holzwickede. 

Die von der Wirtschaftskrise gebeutelten Maschinenbauer schwächeln auch im neuen Jahr. Was das für ein Unternehmen und dessen Mitarbeiter bedeutet, erzählt Geschäftsführer Josef Mertens von der Firma Montanhydraulik aus Holzwickede.

Problem 1: Das Umfeld

Nach den Einbrüchen 2009 erwartet Deutschlands größte Branche, in der etwa 920 000 Menschen arbeiten, „null Prozent Wachstum“. Das kündigte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) an. Für die mittelständisch geprägte Branche war 2009 das schlechteste Jahr seit Jahrzehnten. Der Umsatz sackte um 23,1 Prozent auf 160 Milliarden Euro ab. Zudem erhielten die Unternehmen 38 Prozent weniger Aufträge als im Jahr zuvor.

Bei Montanhydraulik lief es etwas weniger schlecht: Der Umsatz der Firma, die Töchter unter anderem in Dortmund, Gelsenkirchen, Hamm und Werl hat, sank um 19 Prozent auf 210 Millionen Euro. Doch unterm Strich blieb ein Gewinn, versichert Mertens. Der Mittelständler fertigt große Hydraulikzylinder – für Kräne, Riesenbagger oder auch – ein mögliches künftiges Wachstumsfeld – Staudämme. Bei Autokränen sieht sich die NRW-Firma als Weltmarktführer. Da die Autobranche infolge der Krise viel weniger Fahrzeuge baut, spürt das auch Montanhydraulik.

Problem 2: Die fehlende Arbeit

Die schärfste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit mildert auch den Ton zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern. Die sonst kämpferische IG Metall startete diesmal ohne konkrete Lohnforderungen in die Tarifgespräche. Ziel ist es, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Angedacht ist zum Beispiel, die Arbeitszeit zu senken. Montanhydraulik-Chef Mertens erhofft sich einiges von den Tarifparteien. Er fände es zudem gut, wenn der Staat die Kurzarbeit noch einmal ausdehnen würde. Dies könne Entlassungen vermeiden.

Allein im Maschinenbau vernichtete die Krise voriges Jahr 34 000 Stellen – auch bei Montanhydraulik. Für etwa 65 Zeitarbeiter hatte die Firma, die gruppenweit rund 1000 Menschen beschäftigt, davon etwa 770 im Ruhrgebiet, keine Arbeit mehr. Zudem verlängerte sie etwa 80 befristete Verträge nicht. „Wir hätten das nicht gemacht, wenn die Krise auf 2009 und 2010 begrenzt wäre“, sagt Mertens. Er kann sich nämlich noch gut an die Boomjahre bis 2008 erinnern, als auch Montanhydraulik Probleme hatte, ausreichend Fachkräfte zu bekommen.

Problem 3: Die Kurzarbeit

Montanhydraulik fährt auch Kurzarbeit. Die Beschäftigten arbeiten im Schnitt etwa sechs Prozent weniger. Der Staat zahlt die sozialversicherungsbeiträge komplett, Montanhydraulik muss aber das volle Weihnachts- und Urlaubsgeld zahlen. „Wir sparen also nur vier bis fünf Prozent bei den Personalkosten“, sagt Mertens. Angesichts der Lage erwägt Montanhydraulik, ab dem Frühjahr die Kurzarbeit hochzufahren und die Beschäftigten dann im Schnitt zehn Prozent weniger arbeiten zu lassen. Doch die staatlich geförderte Kurzarbeit ist zeitlich begrenzt.

Problem 4: Das Geld

Weniger Aufträge bedeutet, dass weniger Geld in der Firmenkasse ist. Zudem verschieben Kunden ihre Aufträge ein paar Monate, zum Beispiel bei Montanhydraulik. Außerdem muss die Firma die Aufträge vorfinanzieren. Das heißt: Zwei Monate vorher kauft Montanhydraulik die nötigen Rohstoffe, einen Monat dauert es, bis ein Hydraulikzylinder fertig ist. Hat der Kunde das Bestellte abgeholt, hat er mal zwei bis drei Monate Zeit, um die teils millionenschwere Rechnung zu bezahlen.

Sprich: Montanhydraulik muss das Geld etwa ein halbes Jahr vorstrecken. Wenn die Bank da nicht mitzieht, wäre das misslich. „Aber wir haben keine Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen“, sagt Mertens. Montanhydraulik mache ja trotz Krise noch Gewinne und sei liquide. Das sei aber nicht bei allen Firmen so.

Problem 5: Die Aussichten

In diesem Jahr erwartet Montanhydraulik, dass der Umsatz noch einmal um etwa 20 Prozent schrumpft. „Dann erreichen wir eine Größenordnung, die an die Gewinnschwelle stößt“, sagt Mertens. „Wenn sich die Geschäftslage bis Ende 2010 verschlechtert, dann führt kein Weg daran vorbei, auch die Stammbelegschaft zu reduzieren.“ Sprich: dann müssen auch feste Mitarbeiter gehen.