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Wie fair gehandelt kann Eis sein?

Wie fair gehandelt kann Eis sein?

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Foto: Getty images
Fair-Trade boomt weiter in Deutschland. Doch in Mischprodukten wie Eiscreme garantiert das Siegel nur, dass ein Fünftel der Zutaten fair gehandelt ist. Denn Zutaten wie Milch, Sahne, Weizenmehl oder Eier gibt es nicht mit dem Gütezeichen.

Berlin. 

Auf Kaffeepackungen ist es zu sehen. Auf Bananen prangt es ebenso wie auf Schokoladentafeln: das Fairtrade-Siegel. Das Logo soll garantieren, dass die Erzeuger in den Entwicklungsländern gut bezahlt und nicht ausgebeutet werden. Das zieht bei den Bundesbürgern: Sie geben trotz der Krise deutlich mehr Geld für die vergleichsweise teuren Produkte aus fairem Handel aus. 2011 wuchs der Markt um 16 Prozent auf 477 Millionen Euro, wie das Forum Fairer Handel (FHH) gestern mitteilte.

Deutliche Zuwächse verbuchten vor allem fair gehandelte Blumen, die mittlerweile auf einen Marktanteil von sieben bis acht Prozent kommen. Kaffee ist und bleibt das wichtigste Produkt des fairen Handels: Jeder zweite Euro wird damit umgesetzt. Der Anteil des fair gehandelten Kaffees liege trotzdem bei nur zwei Prozent.

In einem Eis landen 24 Inhaltsstoffe

Doch was genau garantiert das Siegel eigentlich? Laut FHH profitieren mehr als 1,2 Millionen Bauern und Arbeiter in über 60 Ländern vom fairen Handel. Zusammen mit ihren Familien komme das System sechs Millionen Menschen zugute. Bei Roherzeugnissen wie Kakao und Kaffee oder Obst sind Lieferketten und Siegel nachvollziehbar. Doch inzwischen ziert das Zeichen auch Produkte, die aus vielen Zutaten bestehen. Etwa fair gehandelte Eiscreme. Wie aber kann ein Eis fair gehandelt sein, dessen Hauptzutat Milch von Kühen aus dem Norden stammt?

Viele Zutaten sind für die Eisproduktion notwendig. In die Eissorte „Oh My! Apple Pie“ der Firma Ben & Jerry’s etwa landen neben Sahne, Milch und Eiern noch Apfelstücke, Zucker, Sojaöl und natürliches Muskatnussaroma – insgesamt 24 Inhaltsstoffe. Die bunten Eisbecher des US-Herstellers – einem Unternehmen des britisch-niederländischen Unilever-Konzerns – haben längst den deutschen Markt erobert. Pizzalieferdienste, Tankstellen, Kioske bieten das angeblich faire Eis ebenso an wie Supermärkte. Alle Sorten ziert das Fairtrade-Logo.

„Auf Zutaten, die nicht zertifiziert werden müssen, haben wir keinen Einfluss“

Für so genannte Fairtrade-Mischprodukte, die aus mehreren Inhaltsstoffen bestehen, gilt: Alles, was mit Fairtrade geht, muss rein. Soll heißen: Zutaten, die fair gehandelt verfügbar sind, müssen genutzt werden. So ist der Zucker im Ben&Jerry’s Eis fair gehandelt, auch die Vanille. Es ist also zum Teil fair gehandelt.

„Mindestens 20 Prozent der Zutaten müssen aus fairer Produktion stammen“, erläutert Edith Gmeiner von Transfair, der Organisation, die das Fairtrade-Logo vergibt. Sonstige Zutaten, wie Milch, Sahne, Weizenmehl oder Eier gebe es nicht mit dem Gütezeichen. Die Fairtrade-Standards, die Produzenten für das Siegel erfüllen müssen, seien in erster Linie für Rohstoffe, die man als Importe aus Entwicklungsländern kenne.

Und die Aromen, Stabilisatoren oder Emulgatoren?„Auf Zutaten, die nicht zertifiziert werden müssen, haben wir keinen Einfluss“, sagt Gmeiner.