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Werksschließung in Bochum? – GM verliert die Geduld mit Opel

Opel-Chef meidet klares Dementi zur Werksschließung Bochum

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Der Opel-Mutterkonzern General Motors verliert anscheinend die Geduld. Laut einem amerikanischen Medienbericht erwägt der Konzern die Schließung des Bochumer Werks. Die deutsche Opel-Zentrale will das nicht kommentieren. Der Betriebsrat ist sauer und spricht von „Geschäftsschädigung“.

Bochum/Rüsselsheim. 

Was wird aus dem Bochumer Opel-Werk? Noch vor wenigen Monaten gab sich Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke mit Blick auf die nächsten Jahre optimistisch. „Wir können jetzt schon absehen, dass das Werk auch in den nächsten drei, vier Jahren gut ausgelastet sein wird“, sagte Stracke im November den Zeitungen der WAZ-Gruppe. „Bochum ist für uns ein wichtiges Werk.“

Doch nun scheint es, als seien diese Worte nur Lippenbekenntnisse. Der US-Autohersteller General Motors (GM)zieht nach einem Bericht der US-Zeitung „Wall Street Journal“ die Schließung des Opel-Werkes in Bochumin Erwägung. Unter Berufung auf einen Vertreter des Opel-Mutterkonzerns schrieb das Blatt, bei GM werde über eine Schließung des Werkes in Bochum mit 3100 Beschäftigten und des Werkes im englischen Ellesmere Port mit 2100 Mitarbeitern diskutiert.

Aus der Opel-Zentrale in Rüsselsheim wird der Bericht nicht dementiert. Auf die Frage, ob es zutreffe, dass Schließungspläne für das Bochumer Werk existieren, antwortete ein Konzern-Sprecher: „Dazu möchten wir nicht Stellung nehmen.“ Derzeit gebe es Gespräche zwischen dem Management und den Arbeitnehmervertretern über das weitere Vorgehen. „Die Euro- und Finanzkrise hat große Auswirkungen auf die Automobilindustrie in Europa. Opel muss in schwierigen Zeiten profitabel arbeiten“, betonte der Opel-Sprecher. „Management und Arbeitnehmervertreter führen Gespräche, um die Situation zu verbessern, sowohl auf der Einnahmen- als auch auf der Kostenseite.“

Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel reagierte verärgert auf die neuen Spekulationen über das Ruhrgebietswerk. „Diese Gerüchte werden immer wieder in die Welt gesetzt. Das brauchen wir nicht, wir brauchen Ruhe, um gute Autos zu bauen“, sagte Einenkel im Gespräch mit den Zeitungen der WAZ-Gruppe. „Es ist schon die Frage, wer da bewusst Geschäftsschädigung betreibt. Es gibt ganz klare Verträge mit General Motors, die alle Werke in Europa absichern. Wir erwarten, dass sich GM auch daran hält.“

Einen möglichen Hintergrund im Zusammenhang mit den derzeitigen Gehaltsverhandlungen von Opel mit der Gewerkschaft IG Metall sehe er nicht, erklärte Einenkel. „Es gibt Gespräche – und noch kein Ergebnis, also auch keinen Grund für GM, die Keule rauszuholen.“ Zudem müsste das Werk Bochum vor diesem Hintergrund eher sicherer sein, denn hier werde noch unter Tarif gezahlt.

Dennoch scheint der Opel-Mutterkonzern GM die Geduld mit seiner deutschen Tochterfirma zu verlieren. „Es gibt eine zunehmende Unzufriedenheit mit Opel und ein Gefühl, dass die Einschnitte vor zwei Jahren nicht tief genug waren“, zitierte das „Wall Street Journal“ einen namentlich nicht genannten GM-Manager. „Wenn Opel repariert wird, wird es jetzt repariert“, sagte der Manager demnach – und: „Die Einschnitte werden tief sein.“ In den ersten neuen Monaten 2011 machten Opel und seine Schwestermarke Vauxhall einen Verlust von 580 Millionen US-Dollar, umgerechnet 445 Millionen Euro. Seit dem Jahr 2000 schreibt Opel kontinuierlich rote Zahlen. Als General Motor während der Wirtschafts- und Finanzkrise in große Schwierigkeiten geriet, gab es auch bei Opel in Europa ein umfängliches Sanierungsprogramm. 8000 von 48.000 Arbeitsplätzen in Europa wurden gestrichen.

Durch die Euro-Krise gerät Opel-Chef Stracke noch stärker als bisher unter Druck. Die Gewinnziele will er trotz der stärker werdenden Zurückhaltung der Kunden halten. „Unser Ziel ist es, auch in einem schwächeren Marktumfeld profitabel zu arbeiten. Wir müssen solide Gewinne erwirtschaften. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen“, sagte der Opel-Chef unlängst.

Zuletzt hatte Opel in Bochumkräftig investiert. Allein für den Start des neuen Zafira-Modells habe Opel 175 Millionen Euro in das Revier-Werk gesteckt, betonte Stracke Ende vergangenen Jahres. Zu diesem Zeitpunkt bezeichnete er das Werk in Bochum als „sehr gut“ ausgelastet. Mit Blick auf 2012 sagte der Opel-Chef: „Wir werden im kommenden Jahr in Bochum mehr Autos bauen als 2011. In diesem Jahr liegen wir bei rund 135.000 Fahrzeugen, für das nächste Jahr rechnen wir mit rund 170.000 Autos.“ Derzeit produziert Opel drei Modelle in Bochum – den Astra Classic, den Zafira Family und den neuen Zafira Tourer.