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Was der Initiativkreis Ruhr nach dem Stabwechsel plant

Was der Initiativkreis Ruhr nach dem Stabwechsel plant

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Foto: obs
Das Wirtschaftsbündnis Initiativkreis Ruhr bekommt eine neue Führung: RAG-Chef Bernd Tönjes und National-Bank-Chef Thomas A. Lange.

Essen. 

Die Gründung des Initiativkreises Ruhr (IR) liegt mittlerweile mehr als 25 Jahre zurück. Ein kleiner Kreis machte den Anfang, darunter der damalige Ruhrbischof Franz Hengsbach, Veba-Chef Rudolf von Bennigsen-Foerder, der Gewerkschafter Adolf Schmidt und Alfred Herrhausen, Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Es ging um ein Aufbruchsignal in Zeiten der Strukturkrise.

Mittlerweile kann der Initiativkreis auf eine lange Tradition zurückblicken. Er gilt als einflussreiches Unternehmensnetzwerk und ist bundesweit einzigartig. Immerhin rund 70 Unternehmen mit einem Umsatz von 630 Milliarden Euro und weltweit etwa 2,25 Millionen Beschäftigten haben sich im IR vereint. So unterschiedliche Konzerne wie Eon, Evonik, Hochtief, Post, RWE, Thyssen-Krupp, Siemens, Veltins und Deutsche Bank gehören zum Club. Auch die Fußballrivalen Borussia Dortmund und Schalke 04 sitzen beim Initiativkreis an einem Tisch.

So ist es wohl auch kein Zufall, dass sich die ehrenamtlichen Leiter des IR Moderatoren nennen. In der Regel gibt es alle zwei Jahre einen Stabwechsel. Im Januar rücken RAG-Chef Bernd Tönjes und National-Bank-Chef Thomas A. Lange an die Spitze. Sie lösen Klaus Engel (Evonik) und Reinhold Schulte (Signal Iduna) ab, deren Amtszeit turnusgemäß endet.

Bildung, Energie, Logistik, Kultur – und Gründungen

Energie, Kohle und Stahl waren die klassischen Geschäftsfelder von den Unternehmen der ersten Stunde. Heute sind beim IR nahezu alle Branchen vertreten. Das Programm wird durch sogenannte „Leitthemen“ geprägt. Das sind bislang Bildung, Energie, Logistik und Kultur. Ein neues Leitthema ist nun auch der Einsatz für Existenzgründungen. Das wurde bei einer IR-Vollversammlung in Duisburg entschieden. Als Gründungsbeauftragter soll NRW.Bank-Chef Klaus Neuhaus fungieren. Dem Vernehmen nach ist ein „Gründungsfonds Ruhr“ geplant, mit dem jungen Firmen der Zugang zu Risikokapital ermöglicht werden soll.

Teilnehmer der IR-Vollversammlung, die auf einer Rheinfähre stattfand, waren unter anderem Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger, der Duisburger Unternehmer und BDI-Präsident Ulrich Grillo, Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und Bahn-Vorstand Ulrich Weber.

Das Team um die neuen IR-Moderatoren erarbeitet derzeit eine Strategie für die nächsten zwei Jahre. Tönjes (59) ist Chef des Kohlekonzerns RAG, der ähnlich wie das Revier insgesamt vor einem rasanten Wandel steht. National-Bank-Chef Lange (52) ist auch Vorsitzender des Stiftungsrates für das Klavier-Festival Ruhr, das der Initiativkreis ins Leben gerufen hat.

„Keine Altväter-Veranstaltung“

Im Umfeld der neuen IR-Führung ist zu hören, ein Ziel sei, das Wirtschaftsbündnis thematisch zu verjüngen. Man lege Wert auf Traditionen, dürfe aber „keine Altväter-Veranstaltung“ sein. Daher werde sich der IR nun insbesondere jüngeren Leuten zuwenden – beispielsweise Trainees und zukünftigen Führungskräften in Unternehmen.

Mit BP-Europachef Michael Schmidt, der Bildungsbeauftragter des Initiativkreises ist, liegt schon jetzt ein Schwerpunkt beim Thema Talentförderung im Ruhrgebiet. Zu den wichtigsten Projekten des Initiativkreises zählt derzeit auch das Bottroper Stadtumbau-Projekt Innovation City, das dieser Tage eine Halbzeitbilanz zieht. In Bottrop wird angestrebt, den Energiebedarf in dem Projektgebiet mit rund 70 000 Einwohnern bis zum Jahr 2020 um 50 Prozent zu verringern.