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Viel Kritik an Otto-Versand für „In Mathe bin ich Deko“-Shirt

Viel Kritik an Otto-Shop für „In Mathe bin ich Deko“-Shirt

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"In Mathe bin ich Deko": Mit diesem T-Shirt hat der Otto-Versand einen Shitstorm auf sich gezogen. Das Mädchen-Oberteil ist mittlerweile aus dem Sortiment genommen worden. Foto: Otto.de (Screenshot)
„In Mathe bin ich Deko“: Ein Mädchen-Shirt mit dieser Aufschrift hat dem Otto-Versand einen Shitstorm beschert. Der Versandhändler hat das Shirt in Österreich aus dem Sortiment genommen, in Deutschland ist es ausverkauft. Facebook-Nutzer kritisieren das Shirt als herabwürdigend und diskriminierend.

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Mädchen und Mathematik passen nicht wirklich zusammen? Dieses gängige Vorurteil pflegt der Otto-Versand mit einem kurzärmeligen blauen T-Shirt. „In Mathe bin ich Deko“ ist darauf in roter Schrift zu lesen. Getragen wird das Shirt von einem Mädchen, für Jungen ist ein Shirt mit dieser Aufschrift nicht erhältlich.

Bei Facebook und im Onlineshop ist daraufhin eine heftige Diskussion entbrannt, ob das Shirt sexistisch ist und von Otto aus dem Sortiment genommen werden sollte. Hauptargument der empörten Nutzer ist, dass das Klischee des mathematisch und naturwissenschaftlich unbegabten weiblichen Geschlechts bestätigt werde.

Shitstorm auf Facebook gegen den Otto-Konzern

Auf der offiziellen Facebook-Seite von Otto, die über 500.000 Menschen gefällt, fanden sich bis Mittwochmittag rund 800 Kommentare zu dem Thema. Die meisten Nutzer äußern sich entsetzt über das „sexistische“, „hirnrissige“ und in Zeiten der Gleichberechtigung „peinliche“ T-Shirt.

„Das T-Shirt ist total daneben. Die meisten Kinder können bis zum Alter von ca. 8 Jahren Ironie überhaupt nicht wirklich verstehen und selbst Erwachsene tun sich damit manchmal schwer. Bitte sofort aus dem Sortiment nehmen!“, fordert eine Nutzerin auf Facebook.

Shirt wird „sexistisch“ und „dämlich“ empfunden

„Ich habe selten etwas so Diskriminierendes gesehen, was zudem auch noch Zuspruch bei einigen Frauen zu finden scheint. Wie kann man seiner Tochter ein Shirt kaufen, mit dem sie in großen dicken Buchstaben bekennt, weniger intelligent zu sein als die Jungen? Gibt es wirklich noch jemanden, der es schick findet, wenn Frauen sich selbst als dämlich inszenieren?“, fragt eine Kundin auf der Otto-Website.

Sogar zum Boykott riefen einige User auf Facebook auf. „Unglaublich… Ich werde bei Otto nichts kaufen“, kündigt eine Nutzerin an.

Ebenso empört zeigten sich die Nutzer über die „lustlose“ Stellungsnahme des Konzerns. Denn der erklärte auf der Faceook-Seite zwar, dass er die verletzten Gefühle einiger Nutzer verstünde. Die Shirts kämen bei vielen Kunden aber „super an“. Die Kollektion sei „aus der Feder von Frauen entstanden“. An den vielen verschiedenen Beiträgen zu dem Thema sei zu erkennen, wie unterschiedlich diese Sprüche interpretiert werden könnten.

Viele User finden die Diskussion überflüssig

Weiter schrieb Otto: „Wir akzeptieren selbstverständlich Eure Meinungsäußerungen zum T-Shirt ,In Mathe bin ich Deko‘. Doch bitte versteht, dass wir als Händler unseren Kundinnen und Kunden ein breites Warenangebot präsentieren, aus dem sie frei auswählen können.“ Auch dazu äußerten sich viele Nutzer spöttisch.

Zahlreiche Nutzer finden die Debatte jedoch auch maßlos übertrieben. „In letzter Zeit ist es ja Mode geworden, solche Shitstorms loszutreten, find ich fürchterlich. Ihr selbsternannten Moralapostel, kümmert Euch doch bitte um wirklich wichtige Themen, dies ist keins. Sexismus ist ein sensibles Thema, hat hiermit aber wirklich gar nichts zu tun“, schreibt eine weibliche Nutzerin.

Otto hat Shirt in Österreich aus dem Sortiment genommen

Beim Stöbern auf der Firmenwebsite finden sich allerdings auch Shirts, die das männliche Geschlecht nicht allzu gut dastehen lassen. „Ich denke, bitte warten“, „Mathe-Allergiker“ und „Ich werde Baggerfahrer“ steht auf einigen solcher Shirts.

Aufgrund der Kritik hat der Versandhändler das Stück in Österreich mittlerweile aus dem Sortiment genommen. In Deutschland löste sich das Problem gewissermaßen von selbst: Das Short ist inzwischen ausverkauft. Die österreichische Pressestelle erklärte, sie bedaure, dass der Konzern einen falschen Eindruck erweckt habe. Eine deutsche Sprecherin, sagte Otto habe niemanden verletzen wollen.

Amazon hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen

Erst vor kurzem hatte der Internethändler Amazon mit geschmacklosen T-Shirts für Aufsehen gesorgt. Ein Anbieter hatte über Amazon Kleidungsstücke angeboten, auf denen zu Vergewaltigungen aufgerufen wird.

Die Kleidungsstücke mit Slogans wie „Keep Calm and Rape A Lot“ oder „Keep Calm and Rape Me“ („Bleib ruhig und vergewaltige viel“/“Bleib ruhig und vergewaltige mich“) sind inzwischen nicht mehr im Angebot. Der Händler, der die geschmacklosen T-Shirts im Programm hatte, darf aber weiterhin seine Produkte via Amazon verkaufen. (mit dpa)