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Stahlhändler Klöckner & Co streicht 1800 Stellen

Stahlhändler Klöckner & Co streicht 1800 Stellen

Der Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co streicht nach zunehmenden Verlusten weitere Stellen. Über 1800 Arbeitsplätze würden nun insgesamt eingespart und damit 500 mehr als bislang geplant, kündigte KlöCo-Chef Gisbert Rühl am Mittwoch in Duisburg an.

Duisburg. 

Der Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) kommt nicht aus den roten Zahlen und verschärft deshalb sein Sanierungsprogramm. Statt 1300 will Konzernchef Gisbert Rühl nun 1800 Stellen streichen. Das ist jede sechste. 60 der 290 Standorte weltweit sollen geschlossen oder verkauft werden. 20 Niederlassungen hat KlöCo bereits aufgegeben.

Rühl erklärte, dass auch die deutschen Standorte nicht ungeschoren bleiben. „Es ist nichts auszuschließen. Auch die Zentrale in Duisburg kann betroffen sein“, sagte der KlöCo-Chef. Dort wurden bereits 20 von 120 Arbeitsplätzen abgebaut.

Weltweit rückläufiger Stahlverbrauch

Das Handelshaus leidet unter dem weltweit rückläufigen Stahlverbrauch. In Europa verkauften die Duisburger im vergangenen Quartal 4,6 Prozent weniger Stahlprodukte. Allein in den USA, wo Klöckner & Co 40 Prozent seines Geschäfts macht, konnten Absatz und Umsatz gesteigert werden. Immerhin, räumte Rühl ein, hätten die Stahlpreise „den Boden erreicht“.

Das ändert aber derzeit noch nichts daran, dass KlöCo seit Mitte 2011 rote Zahlen schreibt. Im vergangenen Quartal betrug der Verlust 28 Millionen Euro.

20 Standorte bereits geschlossen

Rühl hatte bereits vor Monaten angekündigt, sich aus dem Osteuropageschäft zurückzuziehen. 20 Standorte, insbesondere in Spanien, wurden bereits geschlossen. Von dem nun erweiterten Jobbau seien bereits 800 Stellen weggefallen, darunter 200 in Deutschland. Von den übrigen 1000 Arbeitsplätzen, die zur Disposition stehen, würden auch mindestens 100 hierzulande wegfallen. Deutschland werde einen „signifikanten Beitrag“ leisten. Insgesamt streicht KlöCo etwa jeden sechsten Arbeitsplatz. Zumindest an der Börse konnte Rühl damit punkten. Die Aktie gehörte mit einem Plus von zeitweise 3,3 Prozent zu den größten Gewinnern im Nebenwerteindex MDax.

Gewinn für 2012 angepeilt

Die europäische Stahlbranche leidet seit Monaten darunter, dass sich wichtige Kunden wie die Autoindustrie und der Maschinenbau wegen der unsicheren Konjunkturentwicklung mit ihren Bestellungen zurückhalten. Klöckner & Co hatte seine ohnehin gesenkte Geschäftsprognose bereits im August abgehakt, auf eine neue jedoch verzichtet.

Rühl peilt nun für 2012 einen Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (Ebitda) und Restrukturierungen von 130 bis 140 Millionen Euro an. Im Vorjahr hatte der Konzern 217 Millionen Euro eingefahren. Den Absatz will KlöCo um rund 6,5 Prozent erhöhen, den Umsatz um fünf Prozent. Der Konzern profitiert dabei von dem im Gegensatz zu Europa deutlich besser laufenden Amerika-Geschäft, wo Rühl auch zugekauft hatte.