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Schweizer Bank HSBC machte Milliarden-Geschäfte mit Kriminellen

Schweizer HSBC machte Milliarden-Geschäfte mit Kriminellen

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Die HSBC hat operativ weniger verdient. Foto: Daniel Karmann
Mehr als eine Milliarde Euro mussten Steuersünder laut einem Medienbericht nachzahlen, die mit Hilfe der Großbank HSBC Gelder vor dem Fiskus versteckt hatten.

Hamburg. 

Waffenhändler und korrupte Politiker haben mithilfe der Schweizer Privatbank HSBC über Jahre Geldwäsche betrieben und Steuern hinterzogen. Die Bank beriet diese Kunden, obwohl sie von deren kriminellen Machenschaften wusste. Das berichteten „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR nach Auswertung Tausender vertraulicher Dokumente.

Die Daten hatte die französische Polizei 2009 bei einem ehemaligen Mitarbeiter der Bankmitarbeiter beschlagnahmt. Den Berichten zufolge sind darin Konten von mehr als 100.000 Personen aus mehr als 200 Ländern und Territorien zu finden − mit Einlagen von insgesamt über 75 Milliarden Euro im Jahr 2007. Die weltweiten Steuerermittlungen haben insgesamt mehr als eine Milliarde Euro an Nachzahlungen und Strafgeldern eingebracht.

Unter den HSBC-Kunden waren nicht nur Sportler, Musiker und Hollywood-Schauspieler, sondern auch Drogendealer, Händler von Blutdiamanten und mutmaßliche Financiers der Anschläge vom 11. September 2001.

Verwandte und Regierungsmitglieder der saudischen Königsfamilie, von Autokraten wie Ägyptens Ex-Herrscher Hosni Mubarak und Syriens Präsident Baschar al-Assad sollen in den Dokumenten aufgeführt sein. Darunter auch Assads Cousin Rami Machluf, der Millionen in die Schweiz transferiert haben soll. Machluf wurde vom US-Finanzministerium und der EU mit Sanktionen wegen Korruption belegt.

Deutsche Profi-Sportler und Politiker unter den Kunden

Zu den deutschen Kontobesitzern zählen nach Angaben von SZ, NDR und WDR Industriellen-Familien, mittelständische Geschäftsleute und Adelsfamilien − aber auch Profi-Sportler und Politiker. Es soll klare Hinweise dafür geben, dass viele von ihren Konten den Finanzämtern nicht bekannt gewesen sind.

Ein Spitzenmanager hat den Berichten zufolge kurz vor Weihnachten 2005 eine große Summe Bargeld in Genf abgeholt und bei der Bank veranlasst, dass seine Post nicht nach Deutschland geschickt wird. Eine Reitsportlerin hat ein Vermögen von fast 10 Millionen US-Dollar über eine Briefkastenfirma in den Bahamas verwaltet. Die Unterlagen belegen, mit welcher Vorsicht die Kunden vorgegangen sind und dass die Bank ihnen dabei beratend zur Seite stand.

HSBC spricht von „Hochrisiko-Konten“

Die HSBC erkannte das Fehlverhalten der Schweizer Filiale gegenüber den recherchierenden Medien an. „Wir sind verantwortlich für das Kontrollversagen in der Vergangenheit“, wird das Institut von den Medien zitiert. Die Tochtergesellschaft habe „zu viele Hochrisiko-Konten“ behalten. Die Bank verwies demnach darauf, dass sie das Privatkundengeschäft neu geordnet und nach eigenen Aussagen von fast 70 Prozent ihrer alten Kunden getrennt habe. Eine Zahl, die allerdings nicht überprüfbar ist. (mit dpa)