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Revier-Bürger sind mobil und mögen ihre Nachbarn

Revier-Bürger sind mobil und mögen ihre Nachbarn

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Foto: Felix Heyder
Das Ruhrgebiet ist eine mobile Region. Nach einer Forsa-Umfrage für den Initiativkreis Ruhr haben zwei Drittel der Menschen, die hier leben, in den letzten drei Jahren das Revier öfter als viermal verlassen. Besonders beliebt sind die Rheinschiene und das Sauerland.

Duisburg. 

Das Ruhrgebiet ist nicht nur wirtschaftlich mit dem Umland verflochten. Es gibt auch eine emotionale Bindung. Das fand das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Unternehmer-Netzwerks Initiativkreis Ruhr heraus.

Forsa befragte in der ersten Oktober-Woche 1009 Menschen. Ergebnis: Die Bürger des Ruhrgebiets sind mobil. Zwei Drittel haben in den letzten drei Jahren das Revier öfter als viermal verlassen. Nur 13 Prozent gaben an, ausschließlich in der Region geblieben zu sein. 85 Prozent der Reisen waren privat, 15 Prozent beruflich bedingt.

Rheinschiene am beliebtesten

Wenn der Ruhri seinen Pott ­verlässt, besucht er in erster Linie die Rheinschiene sowie das Münster- und Sauerland. Dabei zeigen sich die Beamten im Vergleich zu den Arbeitern besonders reisefreudig. Über seine Nachbarn urteilt der Ruhrgebietler überwiegend freundlich: 55 Prozent bezeichnen das Verhältnis zu den Menschen an der Rheinschiene als gut. Nicht ganz so gut kommen die Ostwest­falen weg. Hier liegt die Zustimmung bei nur 47 Prozent.

Bodo Hombach, Moderator des Initiativkreises Ruhr, wertet die Zahlen als weiteren Beweis, dass es „die Ruhrstadt“ nicht gebe: „Es gibt eine wirtschaftliche und emotio­nale Verflechtung mit den Nachbarregionen. Die Menschen fühlen sich im Ruhrgebiet wohl und sind stolz auf ihr Umland“, sagte Hombach nach der IR-Vollversammlung am Samstag in Duisburg.

Mehrheit für neue Olympia-Bewerbung 

Als eine Klammer für das Ruhrgebiet sehen die Bürger allerdings Großveranstaltungen wie die ­Kulturhauptstadt Ruhr 2010. ­Etwas mehr als die Hälfte der von Forsa Befragten ist der Meinung, dass Mega-Events dem gesamten Revier nutzen. Etwas weniger als die Hälfte erklärten, nur einzelne Städte hätten davon profitiert.

Bei der Frage, ob sich die Region erneut um die Ausrichtung der Olympischen Spiele bewerben soll, ist das Bild eindeutiger: 60 Prozent sind dafür, 38 Prozent dagegen. Bei den 18- bis 44-Jährigen liegt die ­Zustimmung sogar bei 71 Prozent.

45 Prozent kennen den Initiativkreis Ruhr

Unter den Ruhrgebiets-Institutionen sind die beiden Landschaftsverbände und der Regionalverband Ruhr die bekanntesten. Den Initiativkreis Ruhr kennen ­indes nur 45 Prozent der Befragten. Insbesondere unter den ­jungen Ruhrgebietlern hat sich die Existenz des IR noch nicht herumgesprochen. Allerdings sind 74 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass das Ruhrgebiet vom Initiativkreis profitiert.

Bei den Selbstständigen, die am ehesten eine Affinität zu dem Unternehmens-Netzwerk haben, hapert es jedoch: Nur 60 Prozent von ihnen sind davon überzeugt, dass der IR dem Ruhrgebiet nutzt.

Arbeitslosigkeit größtes Problem

Forsa fragte auch nach den ­größten Problemen im Ruhrgebiet: 53 Prozent nannten die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Erwerbs­losigkeit ist damit mit weitem ­Abstand die größte Sorge.

Auf Platz zwei mit gerade einmal 13 Prozent folgt die Finanznot der Städte. Armut und soziales Gefälle bezeichnen nur vier Prozent als das größte Problem.

Bei den Defiziten der Infrastruktur brennen den Ruhris der ­Zustand der Straßen und fehlende Straßenverbindungen am heftigsten auf den Nägeln. 51 Prozent der Ruhrgebietsbürger befürchten, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtern werde.