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Latex-Superhelden aus Brandenburg

Latex-Superhelden aus Brandenburg

Martina sieht ein bisschen aus wie Catwoman als Gummipuppe. Denis wie die SM-Version von Spiderman. Wenn die Körper seiner Kunden in hautengem Gummi glänzen, ist Peter Pick zufrieden. Der Berliner stellt seit acht Jahren Latex-Anzüge her. Sein Beruf ist für den Material-Fetischisten eine persönliche Passion.

Panketal (dapd-lbg). Martina sieht ein bisschen aus wie Catwoman als Gummipuppe. Denis wie die SM-Version von Spiderman. Wenn die Körper seiner Kunden in hautengem Gummi glänzen, ist Peter Pick zufrieden. Der Berliner stellt seit acht Jahren Latex-Anzüge her. Sein Beruf ist für den Material-Fetischisten eine persönliche Passion. Mit seinem Geschäft „Fantastic Rubber“ im brandenburgischen Panketal hat der Unternehmer mittlerweile auch international Erfolg.

„Latex ist en vogue und nicht mehr so in der Schmuddelecke wie das noch vor 20 Jahren der Fall war“, sagt Pick. Spätestens seit den extravaganten Auftritten von Lady Gaga gehören Latex-Outfits zum Mainstream. Aber schon in den 80ern hatten Madonna und Prince die Fetisch-Mode gesellschaftsfähig gemacht.

Pick zufolge zählt die Latex-Szene allein in den deutschsprachigen Ländern rund 750.000 Anhänger. Seine Kunden seien „ganz normale Menschen“, versichert der 56-Jährige. „Mit der Rotlicht- und SM-Szene haben wir nicht so viel zu tun.“ Picks Firma produziert in erster Linie für den privaten Gebrauch und für Modedesigner.

Latex-Fetisch seit der Kindheit

Die beiden Stammkunden in den Catsuits sind heute eigentlich nur gekommen, um Pick zum zweijährigen Bestehen des Ladens zu gratulieren. Zum Jubiläum haben sie Gummibärchen mitgebracht. Die sind aber schnell vergessen. Stattdessen geht es erstmal dem modischen Gummi an den Kragen. Beim Schnüren des Korsetts packt der Chef schon mal selbst mit an. „Sieht doch toll aus“, freut er sich und strahlt.

„Das ist seit der Kindheit mein Fetisch“, erklärt Pick seine Begeisterung. Latex und Gummi hätten ihn schon immer sexuell fasziniert. Die vielen Taucheranzüge in der Fernsehserie „Flipper“ fand er besonders toll. „Als Achtjähriger habe ich mir den ersten Anzug gebaut“, erinnert er sich. Zunächst aus grau-weißen Plastiktüten aus dem Kaufhaus, später aus schwarzen Lkw-Gummischläuchen.

Vor acht Jahren machte Pick diese Leidenschaft zum Beruf. Damals hatte er sich in seinem Einfamilienhaus eine kleine Werkstatt eingerichtet. Nach einem halben Jahr konnte er die erste Mitarbeiterin beschäftigen. Heute sind es elf. Die Auftragslage sei gut, sagt Pick. Im vergangenen Jahr habe er erstmals schwarze Zahlen geschrieben. Der Jahresumsatz lag bei 250.000 Euro. 2013 sollen es 350.000 werden.

Picks Anzüge verkaufen sich in die ganze Welt. Dazu hat er sogenannte Messpunkte in den USA, Japan und Großbritannien, wo die Käufer maßnehmen lassen können. Kunden aus dem europäischen Ausland kommen auch direkt zu ihm nach Panketal.

Abstruse Sonderwünsche

Der kleine Laden zieht inzwischen so viel Publikum an, dass es darin schnell eng wird – ähnlich wie in den hautnahen Anzügen. Die ließen sich aber problemlos weiten, erklärt der Latex-Schneider einer irischen Kundin, die wissen will, wie man die Teile anzieht. Man steckt die Hände in den Halsausschnitt und zieht das Material auseinander, sagt Pick und macht es vor.

Martina und Denis kommen nach eigenen Angaben am liebsten zu „Peter“. „Weil hier alles Maßarbeit ist“, sagt die 37-jährige Krankenschwester. Seit 2006 hat Pick etwa 3.000 Catsuits hergestellt – manche davon sind recht speziell. Die Sonderwünsche der Kunden können offenbar nicht abstrus genug sein. Bei einigen gehe das „Kopfkino“ schnell so weit, dass sie gebremst werden müssten, wenn etwas technisch nicht möglich sei, sagt der Chef.

Karina Deike arbeitet gerade an einem goldenen Männer-Catsuit mit transparentem Penis-Einsatz und Puffärmel. „So etwas ist nicht alltäglich“, sagt die 49-Jährige. 465 Euro kostet das gute Stück. Picks nächstes Spezialprojekt ist ein weißer Star-Wars-Anzug von einem der behelmten Mitglieder der Sturmtruppen.

Der Latex-Schneider wehrt sich gegen das Vorurteil, wer einen Catsuit trage, schwinge auch die Peitsche. „Der Latex-Fetischist ist eher der Kuschelbär. Der will Zärtlichkeit und seine Freundin genauso spüren wie das Material und sie nicht fesseln oder mit Nadeln pieksen“, sagt Pick.

Er glaubt, dass jeder Mensch einen Fetisch hat. Ob Korsett, Schuhe, Make-up, Tattoos oder Piercing, irgendeinen Fimmel habe jeder. „Zum Glück ist die Gesellschaft inzwischen viel offener“, freut sich der Unternehmer.

dapd

2013-02-26 07:03:25.0