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Kommunen beklagen Vertrauenskrise bei RWE

Kommunen beklagen Vertrauenskrise bei RWE

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RWE - Peter Terium Foto: Archv/dpa
Die kommunalen RWE-Aktionäre fühlen sich von Konzernchef Terium brüskiert. Dabei geht es den Städten nicht nur um den Ausfall der Dividende.

Essen. 

Auch nach dem einstimmigen Beschluss des RWE-Aufsichtsrats, für das Jahr 2015 keine Dividende auszuschütten, kehrt im Essener Energiekonzern keine Ruhe ein. Die kommunalen Aktionäre, die fast 25 Prozent am Unternehmen halten, drohen weiter damit, Vorstandschef Peter Terium bei der Hauptversammlung am 20. April die Entlastung zu verweigern. Das Vertrauensverhältnis ist zerrüttet.

Als die von RWE beauftragten Wirtschaftsprüfer am Mittwoch ihr Gutachten vorlegten, war die Marschrichtung klar: Die Zahlen des von der Energiewende gebeutelten Konzerns für das Geschäftsjahr 2015 sind so schlecht, dass die Zahlung einer Dividende aus Sicht der Experten gar nicht möglich ist. Am Tag darauf schlossen sich die vier kommunalen Vertreter dem Vorschlag des Vorstands an, ganz auf eine Ausschüttung zu verzichten. Bislang hatten die Städte zumindest auf einer kleinen Dividende beharrt, um ihre klammen Kassen zu füllen.

Streit um Einfluss und Dividende

„Es geht hier nicht um die Streichung der Ausschüttung“, sagt Ernst Gerlach, Geschäftsführer des Verbands der kommunalen RWE-Aktionäre (VKA), im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die größten Schmerzen haben wir, weil das Verhältnis zwischen Vorstand und den kommunalen Aktionären gestört ist. Da ist in den vergangenen sechs bis acht Monaten unglaublich viel Vertrauen verloren gegangen.“

Die Vertreter der Städte wie Dortmund, Essen, Bochum oder Mülheim, die als Anteilseigner in der Vergangenheit von den RWE-Chefs umgarnt wurden, fühlen sich von Terium brüskiert. Dabei geht es um Stilfragen, aber auch um Differenzen, wie der Energiekonzern aus seiner beispiellosen Krise geführt werden soll.

Als ehemaliger Mülheimer Oberstadtdirektor und Staatssekretär im NRW-Finanzministerium pflegte Gerlach stets die diplomatischen Töne. Mit seiner Kritik an der RWE-Führung wird er aber deutlicher: „Bei der Neuorganisation des Konzerns gab es keine klare Linie, auf die sich der Aufsichtsrat einstellen und vor allem verlassen konnte“, sagt der VKA-Geschäftsführer. „Auch die Personalentscheidungen waren keine vertrauensbildenden Maßnahmen.“

Hauptversammlung am 20. April

Die Unzufriedenheit der kommunalen Anteilseigner ist groß, ihre Einflussmöglichkeiten sind aber beschränkt. So empfinden sie es als Affront, dass die Städte nicht im Aufsichtsrat der neuen RWE-Ökostrom-Tochter, die Terium führen wird, vertreten sein sollen und halten an ihrer Forderung nach Sitzen in dem Aufsichtsgremium fest.

Vom Verlauf der Gespräche, die die kommunalen Aktionäre führen wollen, wird wohl auch abhängen, ob sie Terium am 20. April tatsächlich die Entlastung verweigern werden. Eine ähnliche Situation gab es jüngst beim Leuchtenhersteller Osram: Als größter Aktionär hatte Siemens bei der Hauptversammlung im Februar Osram-Chef Olaf Berlien das Vertrauen entzogen. Der ehemalige Thyssen-Krupp-Vorstand gilt nun als beschädigt.