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Günstige Wohnungen werden in NRW Mangelware

Günstige Wohnungen werden in NRW Mangelware

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Foto: WAZ FotoPool
Die Mieten in NRW sind im vergangenen Jahr weitgehend stabil geblieben. Zu diesem Ergebnis kommt der LEG-Wohnungsmarktreport. Allerdings müssen sich Geringverdiener auf steigende Mieten einstellen. Es gibt immer weniger Wohnungen unter vier Euro Kaltmiete pro Quadratmeter.

Düsseldorf. 

Wer wenig verdient, muss zudem mit steigenden Mieten rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt der dritte Wohnungsmarktreport, den die Immobiliengesellschaft LEG in Düsseldorf vorgelegt hat. Der Hintergrund: In NRW gibt es immer weniger Städte und Landkreise, in denen Wohnungen mit Netto-Kaltmieten von weniger als vier Euro auf dem Markt sind. Wohnungen in dieser Preiskategorie seien derzeit nur noch in den Revierstädten Duisburg, Hamm, Herne, Gelsenkirchen und Hagen sowie in Landkreisen wie dem Hochsauerlandkreis zu finden. Die LEG wertete für NRW 600.000 Angebote für Miet- und Eigentumswohnungen sowie Mehrfamilienhäuser aus, die zwischen April 2011 und März 2012 veröffentlicht wurden.

Mieten 2011 stabil

Die Mieten im NRW-Durchschnitt sind im vergangenen Jahr stabil geblieben. In zehn der zwölf größten Wohnungsmärkte zog die Preisschraube allerdings an. Vor allem aber in Bottrop hat der LEG-Wohnungsmarktreport ein Mietplus von satten 5,9 Prozent gemessen – das höchste unter den 42 untersuchten kleinen Märkten.

Die Bottroper zahlen im Schnitt 5,85 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Damit liegt die Stadt, die sich anschickt mit ökologischen Häuser-Sanierungsprojekten Innovation City zu werden, schon jetzt leicht über dem Landesdurchschnitt von 5,73 Euro. Die wirtschaftlichen Daten Bottrops haben sich zwar verbessert, die Arbeitslosenquote sank auf 8,4 Prozent. „Dennoch sind mehr als fünf Euro Miete für einen Quadratmeter Wohnraum nicht für jeden Bottroper Haushalt gleich viel Geld. Die Kluft zwischen dem reichen Norden und dem ärmeren Süden wächst“, so die LEG-Experten.

Steigerung in Bottrop

Die Folge: Ein Bottroper Haushalt muss 18,8 Prozent (638 Euro) von seinem monatlichen Budget (3391 Euro) – die LEG spricht von Haushaltskaufkraft – für die Warmmiete aufbringen. Auch mit dieser Kennziffer liegt Bottrop über dem NRW-Schnitt: Landesweit erhöhte sich die Haushaltskraft um 31 Euro auf 3494 Euro im Vergleich zum Vorjahr. 628 Euro gingen davon im Schnitt für die Warmmiete drauf.

In der wirtschaftlich schwachen Nachbarstadt Oberhausen dagegen vollzog sich 2011 eine völlig andere Entwicklung: Hauseigentümer konnten dort im Schnitt 2,7 Prozent weniger Mieteinnahmen erzielen als im Vorjahr. Neben dem Märkischen Kreis gehört Oberhausen damit zu den Regionen, in denen die Mieten NRW-weit am stärksten zurückgingen. Bei der Gewichtung der Indikatoren wie Bevölkerungsentwicklung, Kaufkraft oder Beschäftigung fiel Oberhausen im LEG-Ranking um zwei weitere Ränge auf Platz 60 von 65.

Senkung in Oberhausen

„Ein gewisses Mietniveau ist für Immobilienunternehmen nötig, um überhaupt investieren zu können“, sagt LEG-Sprecher Manfred Neuhöfer. Demnach ist das Klima für Investoren in Bottrop deutlich günstiger als in Oberhausen. LEG-Chef Thomas Hegel ruft dazu auf, „keine Angst vor höheren Mieten“ zu haben. Letztlich profitierten auch Mieter davon, dass „nachhaltig und langfristig agierende Wohnungsunternehmen ihre Mieten in ihre Bestände reinvestieren“.

Bei einem Drei-Jahres-Rückblick, den der Wohnungsmarktreport ebenfalls anstellt, wird deutlich, dass die Mietpreise in 40 von 54 Städten und Landkreisen in NRW hochschnellten – an elf Standorten sogar um mehr als vier Prozent.

Metropolen am teuersten

Am teuersten bleibt das Wohnen aber traditionell in Köln, Bonn, Düsseldorf und Münster, „weil Einwohnerzuwächse den Wettbewerb um Wohnraum erhöhen“, so LEG-Chef Hegel. Das gilt für das Ruhrgebiet nicht, weil es Bürger verliert. Prognosen bis 2020 sehen den Verlust von Haushalten in Gelsenkirchen bei acht Prozent, in Duisburg bei 4,1 Prozent und Essen bei 2,8 Prozent. Auch bei der für Investoren ausschlaggebenden Kaufkraft kann das Revier mit den großen NRW-Metropolen nicht mithalten: Die Herner etwa verfügen nur über 86,7 Prozent der durchschnittlichen Kaufkraft in der Bundesrepublik. In Düsseldorf dagegen sind es 120 Prozent.