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Am ersten Streiktag fielen 70 Prozent aller NRW-Züge aus

Am ersten Streiktag fielen 70 Prozent aller NRW-Züge aus

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Nur 30 Prozent der Züge fahren während des Streiks der Lokführer. Foto: Ralf Rottmann / WAZ FotoPool
Verspätungen, Zugausfälle, genervte Pendler: Am ersten Tag des bis Montag angesetzten Streiks der Lokführergewerkschaft GDL fielen etwa 70 Prozent der Züge in NRW aus. Der Notfahrplan der Bahn erwies sich jedoch als stabil. Das Unternehmen versuchte unterdessen vor Gericht den Streik zu stoppen.

Essen. 

Die Lokführer haben am frühen Donnerstagmorgen mit ihrem Rekordstreik im Personenverkehr der Deutschen Bahn begonnen. Der Streik soll am Montag um 4 Uhr enden. Die Bahn reagierte mit Ersatzfahrplänen, um die wichtigsten Verbindungen aufrecht zu erhalten. Und sie zog mit einer Einstweiligen Verfügung gegen den Streik vor das Arbeitsgericht Frankfurt. Die Entscheidung sollte noch am Donnerstagabend getroffen werden. Die Anhörung begann am frühen Abend. Der Tag in der Chronik:

  • Der Überblick: Welche Züge trotzdem fahren sollen
  • Pendler müssen schon die nächsten Streiks fürchten
  • Fernbus, Mietwagen, Flüge – Bahn-Alternativen im Check
  • Live-Auskunft der Bahn – und Mobil-Auskunft unter m.bahn.de

17:07 Uhr: In der Netzleitzentrale der Deutschen Bahn in Frankfurt/Main stellt man den streikenden Lokführern ein gutes Zeugnis aus – weil sie nicht mutwillig den übrigen Verkehr behindern: „Wir haben im Netz keine einzige Behinderung etwa durch stehengelassene Züge“, sagt ein Mitarbeiter.

17:00 Uhr: Vor dem Arbeitsgericht in Frankfurt am Main hat die Verhandlung um den Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn begonnen. Er sei zuversichtlich, dass dies abgelehnt werde, erklärte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky. Der Gewerkschafter wurde mit Applaus von Zuschauern bei der Verhandlung empfangen.

16:52 Uhr: Die Straßen werden voller: Der WDR meldet nun schon fast 170 Kilometer Stau auf den Autobahnen in NRW. Besonders belastet ist die A1 zwischen Wuppertal und Düsseldorf, die A57 zwischen Moers und Neuss. Auch auf A40 und A42 staut es sich.

Die Autobahnen in NRW werden voller

16:42 Uhr: Blick auf die Verkehrslage auf den Autobahnen in NRW: Der WDR meldet aktuell knapp 40 Staus in NRW. Sie summieren sich auf knapp 130 Kilometer Länge.

16:25 Uhr: Warten auf das jüngste Gericht: Um 16.30 Uhr beginnt vor dem Arbeitsgericht Frankfurt die Verhandlung über die Einstweilige Verfügung der Deutschen Bahn AG. Die Bahn will auf diesem Wege die GDL zum Abbruch des Streiks zwingen. Die Entscheidung soll noch heute getroffen werden. Der Hessische Rundfunk twittert: „Gerichtssaal in Ffm ist total überfüllt“. Später ergänzt der HR-Reporter: Das Gericht wechselt in einen größeren Saal.

16:18 Uhr: Flinc, BlaBlaCar oder Pendlerportal: Der Lokführerstreik bei der Bahn sorgt auch für mehr Verkehr bei Vermittlungsportalen für Fahrgemeinschaften. Sogar auf Twitter versuchen Nutzer sich zu organisieren. Doch das Interesse an der #Twitfahrzentrale scheint mit dem Start des GDL-Streiks bereits zu sinken.

16:07 Uhr: Die Spritpreise an deutschen Tankstellen sind nach Angaben des ADAC bislang vom Lokführerstreik unberührt geblieben. Am Donnerstag habe es sogar einen leichten Preisrückgang gegeben, teilte der Automobilclub in München mit. Ein Liter Super E10 habe am Mittag im Schnitt 1,438 Euro gekostet, 0,2 Cent weniger als am Vortag. Diesel sei mit durchschnittlich 1,304 Euro am Mittag 0,3 Cent günstiger gewesen. Der ADAC erfasst Preise von bundesweit rund 14.000 Tankstellen, die der Markttransparenzstelle gemeldet und an den ADAC weitergeleitet werden. Wegen des Streiks auch im Güterverkehr hatte es Befürchtungen gegeben, Sprit könne sich wegen möglicher Lieferengpässe und einer erhöhten Nachfrage verteuern.

15:45 Uhr: Auf seiner Heimreise von der Berufsschule in Hagen nach Remscheid kocht in Christian Udell (24) die Wut über den Bahnstreik hoch. „Warum wird so lange gestreikt? Das steht doch in keinem Verhältnis mehr“, schimpft der Azubi im Hagener Hauptbahnhof auf die GDL. Diyar Tezgel (22) schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Arbeitskampf so extrem wird. Wir Bahnfahrer müssen das ausbaden“, wettert der Student aus Wuppertal, der jeden Tag zur Uni nach Hagen pendelt.

Bahn meldet leicht Veränderungen beim Notfahrplan

15:26 Uhr: Die Bahn meldet leichte Veränderungen beim Notfahrplan. Die Linie RE1, die nicht zwischen Hamm und Paderborn verkehrt, hält zusätzlich in Eilendorf. Die Linie RE2, auf die Strecke Essen-Münster verkürzt, hält auch in Recklinghausen-Süd und Münster Albachten. Die Linie RE5 (auf die Strecke Düsseldorf-Emmerich verkürzt), hält auch in Oberhausen-Holten und in Friedrichsfeld. Mehr Details hier.

15:01 Uhr: Das Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem deutschen Meister Bayern München wird trotz des Bahnstreiks wohl wie geplant stattfinden. „Es gibt keinen Anhaltspunkt davon zu sprechen, dass das Spiel nicht stattfindet. Wir sind in intensiven Besprechungen, um die Organisation dieses Spiels zu regeln“, sagte Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen am Donnerstag dem Onlineportal Sport1. Die Frankfurter Polizei teilte mit, sie habe keine Empfehlung zu einer Absage gegeben. Auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) sieht keine offiziellen Gründe für eine Absage vorliegen.

14:55 Uhr: Galgenhumor? Sarkasmus? Unter dem Stichwort #Bahnstreik sammeln sich auf Twitter tausende Einträge. Manche nehmen die Folgen des Streiks der Lokführer mit Humor: „Kein Wunder, dass mein Nacken so entspannt ist. Habe heute nicht ein mal Zug bekommen“.

14:46 Uhr: Wegen des Lokführerstreiks sind bei der Deutschen Bahn am Donnerstagvormittag zwei Drittel der Fernzüge ausgefallen. Der Ersatzfahrplan laufe aber weitgehend stabil, teilte das Unternehmen elf Stunden nach Streikbeginn im Personenverkehr mit. Fahrgäste müssten sich zwar auf Ausfälle und Verspätungen einstellen, könnten aber trotzdem relativ verlässlich planen.

EVG-Chef entsetzt über radikale Stimmung gegen GDL

14:35 Uhr: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) warnt vor einer zunehmenden Radikalisierung durch die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL. „Ich bin entsetzt, dass es in den sozialen Medien zwischenzeitlich Gruppen gibt, die sich beispielsweise „Hooligans gegen Lokführer“ nennen und die zu Gewalt gegen unsere Kollegen aufrufen“, sagte EVG-Chef Alexander Kirchner am Donnerstag laut Mitteilung in Frankfurt. Schon der Gedanke an tätliche Angriffe gegen Eisenbahner – gleich welcher Gewerkschaft – sei völlig inakzeptabel.

14:11 Uhr: Trotz des Streiks der Gewerkschaft GDL erwartet das Bündnis „Pro Fans“ keine leeren Gästeränge in den Bundesliga-Stadien. Die Bahn hat sämtliche Sonderzüge für das Wochenende abgesagt, auch die zu Fußball-Bundesligaspielen. „Fußballfans sind sehr erfinderisch“, sagte Sprecher Sig Zelt am Donnerstag in Berlin. Einige versuchten nun, Mitfahrgelegenheiten zu bilden oder doch ein größeres Auto zu mieten. „Das organisieren die dann intern.“

13:54 Uhr: Für den Autovermieter Sixt ist der Streik der Lokführergewerkschaft GDL ein gefundenes Fressen. Auf seiner Internetseite kürt der Autovermieter den GDL-Chef Claus Weselsky als „Mitarbeiter des Monats“ und wirbt – na, klar – für seine Mietwagen.

Logistik-Verband erwartet Engpässe beim Benzin an Tankstellen 

13:46 Uhr: Auto- und Lkw-Fahrer müssen sich wegen der Ausfälle im Güterverkehr spätestens am Wochenende darauf einstellen, dass das Benzin an einigen Tankstellen knapp werden könnte – zumindest nach Einschätzung der Logistikbranche. Bei der Kraftstoffversorgung „wird es aus meiner Sicht auf jeden Fall Engpässe geben, zumal ja auch das Aufkommen im Individualverkehr erhöht sein wird“, sagte Gunnar Gburek vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik dem Sender MDR Info. Raffinerien hätten Probleme, die Tankstellen zu beliefern. Engpässe beim Benzin gab es bereits beim GDL-Streik Mitte Oktober.

13.27 Uhr: Ungewöhnliche Ruhe herrscht auf dem Hagener Hauptbahnhof. Am Info-Schalter der Bahn bilden sich keine langen Schlangen. Die Reisenden sind auf den Lokführerstreik eingestellt, aber die meisten auch verärgert. Fast jeder zweite bis dritte Zug fällt aus. Betroffen ist die Regionalbahn von Hagen nach Dortmund. Auch die Verbindung zwischen Münster und Krefeld wird von der GDL blockiert. Für Fernreisen steigen einige Bahnkunden auf die Fernbusse um. Der Regional-Express 17 Hagen-Warburg fährt jede Stunde planmäßig durchs Sauerland. Die vielen Berufspendler auf dieser Strecke sind froh. Wer durch den Märkischen Kreis und Kreis Olpe bis ins Siegerland kutschieren muss, der hat ebenfalls Glück: das Privat-Unternehmen Abellio (Hagen/Siegen) bedient hier den Regionalverkehr. In Richtung Westfalen bringt die privat-betriebene Eurobahn (Hagen-Hamm-Unna) ihre Fahrgäste wie gewohnt ans Ziel.

13.09 Uhr: Die Deutsche Bahn hat nach Einschätzung eines Fachanwalts nur geringe Chancen, mit einem Gerichtsbeschluss den laufenden Lokführerstreik zu stoppen. „Ich rechne nicht damit, dass die Bahn mit der Verfügung Erfolg hat, da Arbeitsgerichte in der Vergangenheit häufig das Grundrecht auf Streik bestätigt haben“, erklärte Reinhard Schütte vom Deutschen Anwaltverein am Donnerstag vor der Verhandlung beim Arbeitsgericht Frankfurt am Main. Über eine Berufung könne dann das Landesarbeitsgericht als nächsthöhere Instanz voraussichtlich erst am Freitag entscheiden. Dieser Weg stünde auch der streikenden Gewerkschaft GDL im Fall einer Niederlage offen – allerdings müsste sie laut Schütte ihren Streik zunächst abbrechen.

12.51 Uhr: Nach Angaben eines Bahnsprechers sind in NRW etwa eine Million Reisende im Regional- und mehrere Zehntausend im Fernverkehr von den Streiks betroffen. Dass sich die Berufspendler rechtzeitig um Alternativen zur Bahn gekümmert hatten, war an den Bahnhöfen im Land offenbar: Die Züge, die abfuhren, waren nicht vollständig ausgelastet. Die nicht genutzten Bahnen stehen nach Angaben des Sprechers in Depots an ihrem letzten Ankunftsort und blockieren nicht die Strecken.

Bundesligaspiel der Bayern in Frankfurt steht auf der Kippe

12.17 Uhr: Das Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München am Samstag wird möglicherweise wegen des Bahnstreiks abgesagt. Wie der Kicker berichtet, könnten Polizei und Sicherheitskräfte keine Garantie dafür geben, dass die knapp 1000 Busse, in denen die Fans anreisen wollen, im weiteren Einzugsbereich der Arena abgestellt werden können.

Da auch die S-Bahnen bestreikt werden, müssten die meisten Fans mit Bussen oder Privatfahrzeugen anreisen; das Frankfurter Stadion wird nur von einer U-Bahn-Linie angefahren. Die Entscheidung soll am Donnerstagnachmittag fallen.

12.06 Uhr: Der GDL-Streik zeigt Auswirkungen an der TU Dortmund: Das große Parkplatzangebot reicht heute nicht – Dutzende Studenten kurven über die Parkplätze, weil sie keinen Stellplatz mehr für ihr Auto finden.

11.45 Uhr: Langsam wird es voller am Hauptbahnhof Essen, meldet unser Außenreporter. Ankommende stehen oft minutenlang vor der Anzeigetafel. Sowohl die Mitarbeiter des Service Points der DB im Hauptbahnhof als auch die des Reisezentrums sind zeitweise sehr beschäftigt damit, Fahrgästen neue Verbindungen zu suchen oder die aktuelle Lage zu erklären.

11.16 Uhr: Während die Bahn gestern noch gemeldet hatte, dass die S1 nur zwischen Düsseldorf und Dortmund Hauptbahnhof fahren würde, berichtigt ein Bahnsprecher heute: Die S1 fährt ein Mal pro Stunde die gesamte Strecke zwischen Solingen und Dortmund. Die S3 fährt nur zwischen Hattingen und Essen-Steele Ost.

10.55 Uhr: Nicht nur Bahnfahrer leiden unter dem Lokführer-Streik, auch Geschäftsleute müssen zurückstecken. Die Chefin eines Kiosks am Essener Hauptbahnhof, der hauptsächlich auf Pendler ausgelegt ist, betont: „Auch wir merken den Streik. Es kommen heute leider viel weniger Kunden als sonst.“

Bahn will Rechtmäßigkeit des Streiks vor Gericht klären lassen 

10.39 Uhr: Die verfahrene Lage im Tarifkonflikt bei der Bahn ist aus Sicht ihrer Konkurrenten nicht nur der GDL anzulasten. „Wenn die Deutsche Bahn immer wieder an ihrem Standpunkt festhält, dann kommt so eine Situation dabei heraus“, sagte Engelbert Recker, Hauptgeschäftsführer des Nahverkehrs-Branchenverbands Mofair, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Donnerstag.

[kein Linktext vorhanden]Die Bahn beharrt in dem Konflikt darauf, dass es keine konkurrierenden Tarifverträge innerhalb einzelner Berufsgruppen geben dürfe. Die GDL fordert, nicht nur für Lokführer, sondern auch für Zugbegleiter verhandeln zu können. Bei den Bahn-Wettbewerbern seien parallele Tarifverträge der GDL und der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) eher die Regel denn die Ausnahme, sagte Recker. Probleme in der Praxis mache das nicht – etwa bei abweichenden Arbeitszeit- und Pausenregelungen: „Das ist nur eine Frage der betrieblichen Organisation.“

Anders als Mofair hatte der Arbeitgeberverband Nahverkehr erst kürzlich die sogenannte Tarifpluralität als schädlich bezeichnet. Sie löse einen enormen bürokratischen Aufwand und eine Spaltung der Belegschaften aus.

[kein Linktext vorhanden]10.03 Uhr: Die Deutsche Bahn will den laufenden Lokführerstreik mit einer einstweiligen Verfügung vorzeitig gerichtlich beenden lassen. Ein entsprechender Antrag werde beim Arbeitsgericht Frankfurt/Main gestellt, kündigte das Unternehmen am Donnerstag in Berlin an. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) habe das Angebot zu einer Schlichtung „offenbar ohne ernsthafte Prüfung abgelehnt“. Das Frankfurter Arbeitsgericht will noch am Donnerstag darüber entscheiden, ob der Lokführerstreik untersagt werden kann. Über den Antrag solle um 16.30 Uhr mündlich verhandelt werden, teilte das Gericht mit.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte die Bahn am Mittwoch aufgefordert, gegen den Streik vor Gericht zu ziehen: „Eine Klage wegen Unverhältnismäßigkeit des Streiks ist im Interesse der Bahnkunden, der Beschäftigten und der Aufrechterhaltung der Güterversorgung in Deutschland geboten.“

[kein Linktext vorhanden]Die Bahn hatte sich zuvor jedoch skeptisch geäußert, was die Erfolgsaussichten rechtlicher Schritte angeht. „Wir wollen nichts unversucht lassen und haben uns schweren Herzens entschieden, jetzt auch mit juristischen Mitteln gegen diesen Streik vorzugehen“, sagte Personalvorstand Ulrich Weber am Donnerstag.

Bahnhofsmission in Essen schenkt Gratis-Kaffee aus

9.46 Uhr: Der Berufsverkehr ist größtenteils vorbei, vor der Anzeigetafel im Essener Hauptbahnhof stehen einige Fahrgäste und sind ratlos: Zehn der auf der Tafel angezeigten Züge fallen aus. Die Bahnhofsmission hat einen Stand aufgebaut und schenkt kostenfrei Kaffee aus.

9.31 Uhr: Am Duisburger Hauptbahnhof ist alles ruhig, berichtet unser Außenreporter. Dass hier heute gestreikt werde, merkt man hauptsächlich beim Blick auf die Anzeigetafel. Nur vereinzelt fahren Züge, der RE1 nach Aachen beispielsweise, oder die S1 in Richtung Solingen.

9.19 Uhr: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) befürchtet wegen des erneuten Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) auch einen Imageschaden für andere Gewerkschaften. „Ich bedauere es sehr, dass Herr Weselsky das Angebot auf eine Schlichtung nicht angenommen hat“, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann am Donnerstag im Deutschlandfunk. Das Verhalten der GDL drohe dazu zu führen, „dass die Gewerkschaften insgesamt einen großen Imageschaden erleiden“.

Widerspruch kam diesmal auch vom Deutschen Beamtenbund, dem die GDL angehört. Der Vorsitzende Klaus Dauderstädt sagte im ARD-„Morgenmagazin“ zum abgelehnten Angebot einer Schlichtung: „Die GDL hat diese zwar abgelehnt, das war nicht abgestimmt mit uns. Ich hätte der GDL empfohlen, sich auf ein Schlichtungsverfahren einzulassen, wenn klargestellt ist, dass es nicht um die Grundsatzfrage geht, ob die GDL verhandeln darf, sondern nur um die Frage geht, wie solche Verhandlungen stattfinden sollen. Dann hätte so ein Schlichtungsverfahren auch Sinn.“ Außerdem könne er sich vorstellen, „dass die GDL ihrerseits der Bahn vorschlägt, sobald sie zusagt „faire Verhandlungen auf Augenhöhe“, den Streik auf der Stelle zu beenden“.

GDL-Chef Weselsky hat wegen Medienberichten die Polizei verständigt 

8.58 Uhr: Nachdem verschiedene Medien Fotos von seinem Wohnhaus veröffentlicht haben, hat GDL-Chef Claus Weselsky die Polizei verständigt.

8.45 Uhr: Auf der großen Anzeigetafel im Essener Hauptbahnhof offenbart sich denn doch das Ausmaß des Streiks: Elf von 18 angeschlagenen Züge fallen aus. Autofahrer auf der Ruhrallee stellen zu der Zeit fest: So frei war sie um diese Uhrzeit schon lange nicht mehr.

8.42 Uhr: Der Bahnstreik bremst auch so manches Unternehmen aus: Der Essener Hafen rechnet damit, dass er am Donnerstag und Freitag keine Waren per DB bekommt. Thorsten Schmidt, Eisenbahnbetriebsleiter im Hafen, macht sich vor allem Sorgen, dass sich Unternehmen nach den frustrierenden Streikerfahrungen der vergangenen Monate langfristig von der Bahn abwenden könnten: „Das würde uns dauerhaft schaden.“

[kein Linktext vorhanden]Patrick Schwarz, Marketingleiter beim Essen Stahlverarbeiter von Schaewen, der per Bahn beliefert wird, sagt: „Irgendwann hört natürlich das Verständnis auf. Wir haben fixe Verträge und müssen dann auch mit Vertragsstrafen rechnen.“ Zum Bericht.

8.38 Uhr: Am Düsseldorfer S-Bahnhof Zoo fahren die S6 und S11 zum Flughafen planmäßig. Hier warten für die Uhrzeit ungewöhnlich wenige Menschen, meldet unser Außenreporter. Was auffällt: Die nur stündlich fahrenden Bahnen fahren innerhalb von 15 Minuten. Und: Man hört zum ersten Mal Durchsagen auf Englisch – „Traffic disrupted.“

Bahn: Betrieb läuft „ausgedünnt, aber weitgehend stabil“

8.30 Uhr: Ganz langsam entspannt sich die Lage auf den Autobahnen ein bisschen: Der WDR meldet rund 230 Kilometer Stau um 8.30 Uhr.

8.21 Uhr: Die Bahn setzt beim Streik auf Ersatzmaßnahmen: Der Betrieb laufe „ausgedünnt, aber weitgehend stabil„, teilte der Staatskonzern am Morgen mit, der sich auf beamtete Lokführer stützt, die nicht streiken dürfen.

8.14 Uhr: Die S1 in Richtung Essen fährt am Hauptbahnhof Bochum ein – überpünktlich, Abfahrt ist laut Plan um 8.16 Uhr. Die Bahnsteige wirken tendenziell leerer als üblich um die Zeit. Der RE11 in Richtung Hamm um 8.26 Uhr fällt – wie von der Bahn im Notfahrplan angekündigt – aus. Insgesamt: eher entspannte Stimmung, von Streikchaos keine Spur.

Ein älteres Ehepaar reist am Donnerstagmorgen von Bochum nach Berlin. Der Zug fährt und hat tatsächlich keine Verspätung.: „Ich finde es schwierig den Streik zu beurteilen. Alles, was berichtet wird, wird durch eine Brille gesehen. Im Prinzip haben die Leute das Recht zu streiken. Schlimm finde ich aber, dass von beiden Seiten Gegensätzliches behauptet wird. Man weiß nicht, wem man glauben soll„, so der Rentner.

8.04 Uhr: Wer auf den Autobahnen unterwegs ist, braucht Geduld: Kurz nach 8 Uhr morgens stehen die Fahrer auf mehr als 300 Kilometern in NRW.

Einzelhändlern am Bochumer Hauptbahnhof fehlen zwei Drittel der Kunden 

7.45 Uhr: Eine Verkäuferin im Hauptbahnhof Bochum sagt, dass etwa zwei Drittel der Kundschaft fehle: „Ich halte nichts von dem Streik. Das ist ein Machtkampf der Oberen. Wie viel da auch bei der Wirtschaft, den Speditionen kaputt gemacht wird. Bei vier Tagen Streik ist mancher am Rande des Ruins.“

[kein Linktext vorhanden]7.40 Uhr: Die Lage am Hauptbahnhof in Duisburg ähnelt der in den anderen Städten, melden unsere Reporter: Der Bahnhof ist fast so leer wie sonst nur am Sonntagmorgen. die Züge, die fahren, haben die übliche Verspätung.

Viel Ärger bei Pendlern

7.33 Uhr: Der WDR meldet schon mehr als 190 Kilometer Stau in Nordrhein-Westfalen, sechs Staus allein auf der A40.

[kein Linktext vorhanden]7.16 Uhr: Zwei Pendler, die vom Bochumer Hauptbahnhof nach Wattenscheid wollen, können eine Privatbahn nehmen, sind aber verärgert über den Ausstand der GDL-Lokführer: „Das ist eine Unverschämtheit, dieser Streik. Andere haben jetzt einen Ausfall beim Lohn oder einen Zeitverlust. Und wenn man nach Köln oder Hamm will, hat man verloren. Auch zur TU Dortmund kommt man nur schlecht ohne S-Bahn.“

[kein Linktext vorhanden]6.54 Uhr: Auch am Düsseldorfer Hauptbahnhof sind weniger Menschen unterwegs. Die gute Nachricht: Mit dem Regionalexpress kommt man ins Ruhrgebiet: Wer heute morgen zu spät zur Arbeit kommt: Am Infostand der Bahn gibt es Bescheinigungen für Arbeitnehmer, dass die Bahn bestreikt wird.

6.47 Uhr: Der RE1 in Dortmund Richtung Bochum ist pünktlich gestartet, meldet unsere Außenreporterin. Reisende scherzen, es könnte immer Streik sein – dann würden wenigstens die Regionalzüge pünktlich kommen und müssten keine ICEs durchlassen.

6.46 Uhr: Auf den Autobahnen im Land ist die Lage noch vergleichsweise übersichtlich, aber die Straßen werden voller. Der WDR meldet um 6.46 Uhr schon vier Staus auf der A40, insgesamt steht der Verkehr in NRW auf 60 Kilometern. Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) hat den Landesbetrieb Straßenbau NRW angewiesen, wegen des angekündigten Streiks bei der Bahn auf Tagesbaustellen auf den Autobahnen zu verzichten. „Der Streik wird zu noch mehr Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen führen. Mit dem Verzicht auf Tagesbaustellen wollen wir helfen, die schlimmsten Staus zu vermeiden. Wer nicht zur Rushhour fahren muss, tut gut daran, früher oder später, jedenfalls außerhalb der Verkehrsspitzen zu fahren“, sagte Groschek.

6.37 Uhr: Joachim Kurpian will heute morgen von Dortmund nach Münster fahren und nachmittags wieder zurück:“ Ich bin einer der wenigen der keine Probleme hat. Die Regionalbahn nach Münster fährt um kurz nach halb 7. Und es gibt ja noch die Privatbahnen.“ Auch die Rückfahrt dürfte funktionieren, glaubt der Bahnfahrer – der kein Verständnis mehr für den Streik hat: „Das ist ein Missbrauch des Grundrechts und Streikrechts. Meines Wissens war die Einigung zwischen GDL und Bahn am Sonntag unterschriftsreif. Das ist reines Machtgehabe und die GDL zeigt, dass sie es durchzieht – auf Kosten der Mehrheit der Pendler.“

70 Prozent der Züge fallen nach Angaben der Bahn aus 

6.32 Uhr: In Nordrhein-Westfalen hält die Bahn nach eigenen Angaben etwa 30 Prozent des Regional- und S-Bahn-Verkehrs aufrecht. Insbesondere stark frequentierte Strecken wie der RE6 zwischen Minden und Düsseldorf sollten im Regelbetrieb fahren, sagte eine Sprecherin in Düsseldorf. Die Regionalexpresslinien 4, 9 und 11 fallen ebenso aus wie die S-Bahnen 2, 4 und 68. Die anderen S-Bahnen fahren stündlich. Privatbahnen in NRW sind nicht vom Streik betroffen.

6.20 Uhr: Der Bahnstreik macht erfinderisch: Bei Twitter verabreden sich Fahrgemeinschaften unter #Twitfahrzentrale und #twitfahrenNRW.

6.06 Uhr: Unsere Außenreporter berichten vom Dortmunder Hauptbahnhof: „Viele Pendler haben sich offenbar Alternativen zur Bahn gesucht. Im Bahnhof ist es auffallend leer. Einzelne Züge fahren allerdings, insbesondere weiter in Richtung Ruhrgebiet.“

5.48 Uhr: Der Fern- und Regionalverkehr ist laut Bahn „ausgedünnt, aber weitgehend stabil“ angerollt. Für Samstag stehen laut Bahn heute ab 12 Uhr Informationen online bereit, für Sonntag sei die Veröffentlichung für Freitagmittag vorgesehen. In Westdeutschland stünden über 30 Prozent des üblichen Zugangebotes zur Verfügung.

5.33 Uhr: Ein großer Teil der frühen Züge fällt am Morgen aus. So fahren zum Beispiel der RE4 (AachenDortmund), RE11 (MönchengladbachHamm) und RB42 (EssenMünster) komplett aus. Der wichtige Pendler-Zug durch das Ruhrgebiet RE1 soll immerhin zwischen Hamm und Aachen regulär fahren, der RE6 zwischen Minden und Düsseldorf.

5.21 Uhr: Die Bahn hat einen Ersatzfahrplan aufgestellt. Wir erklären welche Linien trotz des Streik fahren sollen >>> zum Überblick.

5:15 Uhr: „Wir müssen so reagieren, weil die bisherigen Aktionen nicht zum Erfolg geführt haben“, sagt der Vorsitzende des GDL-Bezirks Berlin-Sachsen-Brandenburg, Frank Nachtigall, der „Berliner Zeitung“. Zugleich brachte er einen noch härteren Streik ins Spiel: Es sei „im Bereich des Möglichen, dass die nächste Aktion für eine noch längere Zeit angesetzt wird.“

4.15 Uhr: „Wir werden zu keinem Zeitpunkt unsere Grundrechte an der Garderobe abgeben, um dem Arbeitgeber Deutsche Bahn einen Gefallen zu tun“, gibt sich Claus Weselsky, der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), zum Auftakt kampfbereit. Er warf dem Konzern eine Blockade vor.

3.15 Uhr: „Betroffen ist von Betriebsbeginn am frühen Morgen an der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr“, sagt eine Bahn-Sprecherin.

2.00 Uhr: Der Streik im Personenverkehr der Bahn beginnt: Die Lokführergewerkschaft GDL legt große Teile des Schienenverkehrs in der Region lahm. (mit dpa)