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EU will krebserregende Schutzmittel verbieten

EU will krebserregende Schutzmittel verbieten

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Foto: imago stock&people

Brüssel. Sie stecken in Holzschutzmitteln, Insektensprays oder Farben – Biozide, die Krebs auslösen können. Besonders gefährliche Schutzmittel will die EU künftig verbieten. Außerdem müssen behandelte Lederwaren, Teppiche oder Textilien gekennzeichnet werden.

Ob Holzschutz, Desinfektions- und Insektensprays oder schimmelfreie Farben: Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen oder Keimen enthalten Biozide – Chemikalien, die gesundheitsschädlich sein können. Besonders gefährliche Stoffe will die EU künftig verbieten. Ab 2013 sollen solche, die Krebs auslösen, das Erbgut, das Hormonsystem oder die Fruchtbarkeit schädigen, nur noch in Ausnahmefällen zugelassen werden – etwa bei einer Insekten-Epidemie. Außerdem müssen behandelte Lederwaren, Teppiche oder Textilien künftig mit einem „Biozid-Label“ gekennzeichnet werden, wenn sie zum Beispiel gegen Mottenfraß behandelt wurden. Dadurch sollen Kinder und Allergiker besser vor Risiken geschützt werden.

„Biozide sind von entscheidender Bedeutung, um die Verbreitung von Schädlingen zu stoppen, sie dürfen aber nicht zur Gefahr für die Bürger oder die Umwelt werden“, sagt EU-Umweltkommissar Stavros Dimas.

Zentrale Prüfung

Der Vorschlag ist eine Überarbeitung der zehn Jahre alten Biozid-Richtlinie, die die Zulassung und Vermarktung von rund 50.000 Produkten in der EU regelt. Er enthält strengere Kriterien für die Verwendung von Wirkstoffen. Gleichzeitig soll das Zulassungssystem umgekrempelt werden: Neue Wirkstoffe sowie Biozide mit geringem Gesundheitsrisiko müssten künftig zentral durch die Europäische Chemieagentur geprüft und bewertet werden. Dadurch bekommen Firmen einen Wettbewerbsvorteil, die unbedenklichere Produkte einführen. Denn bislang ist die Zulassung Aufgabe nationaler Behörden, ein Unternehmen muss in jedem EU-Staat eine Erlaubnis beantragen, wenn es dort ein Produkt auf den Markt bringen will.

Umwelt- und Verbraucherverbände unterstützen den Vorschlag, dem das EU-Parlament und der Rat noch zustimmen müssen. Das in Hamburg ansässige Pestizid-Aktionsnetzwerk (PAN) fordert allerdings Nachbesserungen. Denn teilweise gelangen Biozide auch direkt in die Umwelt – zum Beispiel, wenn Antibewuchsfarben an Schiffsrümpfen verwendet werden oder Fassadenschutz gegen Pilze und Algen an Gebäuden. „Studien belegen, dass bei Regen erhebliche Mengen von Stoffen aus den Fassaden herausgewaschen werden“, kritisiert Susanne Smolka von PAN. Deshalb müssten umweltgefährdende Biozide ebenfalls verboten werden.