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Fassbrause soll die Absatzverluste von Bier ausgleichen

Fassbrause soll die Absatzverluste von Bier ausgleichen

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Foto: HO
Während der Markt für alkoholhaltige Biere stetig schrumpft, boomen die herben Erfrischungsgetränke. Den Brauereien beschert Fassbrause einen neuen Boom. Kalorienarm und nicht so süß, findet die Fassbrause immer mehr Anhänger. Eine Debatte ist entbrannt, ob sie für Kinder geeignet ist.

Essen. 

Der deutsche Biermarkt schrumpft. Nach alkoholfreien Sorten erfanden Brauereien jugendliche Mixgetränke, um das Umsatzloch zu stopfen. Doch auch hier stößt das Wachstum an Grenzen. Bei der Suche nach neuen Produkten ist die Branche nun ausgerechnet bei einem Getränk fündig geworden, das schon älter als 100 Jahre ist: Fassbrause.

Die herbe Limonade, die es in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Zitrone, Holunder, Orange oder Apfel gibt, ist alkoholfrei, nicht so süß und macht mit 22 bis 27 Kilokalorien pro 100 Milliliter nicht so dick wie Säfte oder Apfelschorle. Während Fassbrause etwa in Berlin, wo sie erfunden wurde, und in den neuen Bundesländern schon lange ihren festen Platz unter den Erfrischungsgetränken hat, begann der Durchbruch in NRW erst 2010.

Stauder: Ziele für 2012 übertroffen

Zunächst für den lokalen Kölner Markt entwickelte die Kölsch-Brauerei Gaffel eine Fassbrause. Mit Erfolg. Schnell sprangen andere Brauereien auf den Limo-Zug – große wie Veltins, Krombacher, Bitburger oder Holsten und kleine wie Stauder oder Barre.

Zahlen nennt die Essener Familienbrauerei Stauder nicht. Geschäftsführer Thomas Stauder zeigt sich vom Erfolg der Fassbrause aber selbst überrascht: „Wir haben unsere Ziele für 2012 übertroffen“, sagte er dieser Zeitung. Mit der Limo sei es gelungen, „ganz neue Zielgruppen“ für die Brauerei zu erschließen – abseits vom eingefleischten Pils-Trinker, der als Autofahrer auf alkoholfreies Bier umsteigt. Aus diesem Grund sei auch die Fassbrause-Flasche anders gestaltet. „Sie soll sich bewusst vom Pils abgrenzen“, so Stauder.

Bierabsatz schrumpft seit Jahren

„Fassbrause ist die Wachstumssorte und das Boom-Thema auf dem NRW-Markt“, sagt Veltins-Sprecher Ulrich Biene. „Wir müssen neue Segmente in einem schrumpfenden Markt finden.“ Mit der herben Limo sei das gelungen. „Fassbrause kaufen Mineralwassertrinker und nur zehn Prozent Biertrinker“, so Biene. Die Fassbrause macht also dem Pils und den Mischgetränken keine Konkurrenz, erobert eine neue Kundenschicht.

Während der Bierabsatz in NRW nach Angaben des Statistischen Bundesamts von 31,5 Millionen Hektoliter im Jahr 1995 auf nunmehr knapp 24 Millionen Hektoliter schrumpfte, rechnen die hiesigen Brauer damit, dass sie in diesem Jahr das Fassbrause-Volumen auf 250 000 Hektoliter verdoppeln werden.

Nichts für Kinder?

Bei aller Euphorie über den Fassbrause-Erfolg ist aber auch rasch eine Debatte entbrannt, ob das Erfrischungsgetränk auch für Kinder geeignet ist. Denn Fassbrause besteht meist zu einem Drittel aus alkoholfreiem Bier und zwei Dritteln Limonade. „Wir richten uns ausdrücklich an ein erwachsenes Publikum“, sagt Thomas Stauder. Und auch Veltins-Sprecher Ulrich Biene betont: „Kinder sind nicht unsere Zielgruppe.“

Kritiker befürchten, dass sich Kinder mit Fassbrause frühzeitig an den Biergeschmack gewöhnen könnten. Da alkoholfreies Bier als Inhaltsstoff einen Restalkoholgehalt von bis zu 0,5 Prozent haben kann, sei davor gewarnt, Kindern Fassbrause zu trinken zu geben. Es gibt aber auch alkoholfreies Bier, das tatsächlich ganz ohne Alkohol auskommt.

Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt deshalb, die Zutatenliste der Fassbrause genau zu studieren. Vom Gesetzgeber fordert sie seit geraumer Zeit klarere Regeln: Biere mit einem Restalkoholgehalt sollten als „alkoholarm“ und der Restalkoholgehalt klarer deklariert werden.