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Arbeitsagentur steht zu Amazon-Praktika

NRW-Arbeitsagentur verteidigt Praktika bei Amazon

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Foto: .Gisela Weißkopf /WAZFotoPool
Hohe Vermittlungsquoten. Erwerbslosenforum nennt Kritik von Minister Schneider (SPD) „scheinheilig“. Die Praxis „geschah mit dem Wissen und dem Segen des NRW-Arbeitsministeriums“.

An Rhein und Ruhr. 

Die Praxis des Internet-Händlers Ama­zon, Hunderte Arbeitslose vor einer Anstellung in den Lagern Rheinberg und Werne zwei Wochen umsonst arbeiten zu lassen, sorgt weiter für Wirbel. Am Freitag konterte die Arbeitsagentur die Kritik von NRW-Arbeitsminister Schneider (SPD), der am Tag zuvor von „skandalösen Praktiken“ gesprochen hatte. An dem Verfahren bei Amazon sei „kein Haken dran und kein Trick dabei“, sagte der Sprecher der NRW-Arbeitsagentur, Werner Marquis, der NRZ. Die Praktika seien „korrekt und vernünftig“. Das Erwerbslosenforum kritisierte Schneiders Äußerungen als „scheinheilig“. Die Praxis „geschah mit dem Wissen und dem Segen des NRW-Arbeitsministeriums“.

Bis zu 90 Prozent mit neuem Job

Marquis nannte erstmals konkrete Vermittlungsquoten der Arbeitslosen, die zunächst „freiwillig“ in unbezahlte Praktika geschickt worden seien. Demnach wurden von 413 Arbeitslosen, die das Jobcenter im Kreis Wesel zunächst in Praktika bei Amazon in Rheinberg vermittelt hatte, 78 Prozent eingestellt – allerdings nur befristet auf wenige Monate. Im Lager Werne hätten gar 90 Prozent der 1034 vom Jobcenter Unna vermittelten Arbeitslosen ei­nen Job erhalten. „Das belegt doch, dass da Arbeit ist“, so Marquis. Einen Bericht, wonach in Werne lediglich 500 von 942 Arbeitslosen nach dem Praktikum eingestellt wurden, nannte die Sprecherin des Jobcenters Kreis Unna „falsch zitiert“.

Zu Aussagen, Amazon habe bei seinen Einstellungsterminen von Hartz-IV-Beziehern grundsätzlich ein Praktikum gefordert, während andere Bewerber sofort eingestellt wurden, wollte sich Marquis nicht äußern. Dies sei bislang nur „vom Hörensagen“ bekannt. Dass es bei Amazon überhaupt derart massenhaft zu den Praktika gekommen sei, „liegt doch daran, dass Amazon so viele Arbeitsplätze geschaffen hat und zudem so viele Arbeitslosengeld-II-Empfänger einstellt“, so Marquis.