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120.000 Haushalten in NRW wird jährlich der Strom abgestellt

120.000 Haushalten in NRW wird jährlich der Strom abgestellt

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Foto: ap
Wer seine Stromrechnung nicht bezahlt, der sitzt irgendwann im Dunkeln. Diese Erfahrung machen jedes Jahr Menschen in 120.000 Haushalten in Nordrhein-Westfalen. Die Landesregierung will diese Zahl verringern. Dabei helfen sollen Stromspar-Geräte und ein Fonds.

Düsseldorf. 

Steigende Strompreise werden für immer mehr Rentner, Hartz-IV-Bezieher und Kleinverdiener in NRW unbezahlbar. Die Folge: 120 000 Haushalten wurde im Jahr 2010 aufgrund nicht bezahlter Rechnungen der Strom gesperrt. Ein Pilotprojekt in NRW soll säumigen Kunden mit gezielter Energie- und Finanzberatung aus der Klemme helfen.

NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) bezifferte die durchschnittlichen Stromschulden auf 200 bis 800 Euro pro Haushalt. Bei den Stadtwerken Wuppertal sind mehr als 50 Prozent der gesperrten Haushalte Rentner. „Es ist keine Lösung, den Saft abzudrehen“, klagte der Kölner Caritas-Direktor Frank Hensel.

Landesregierung will Stromsperren vermeiden

Durch den Einsatz von Stromsparhelfern gelang es in Wuppertal, zwei Drittel der Sperren aufzuheben. Unter Vermittlung der Verbraucherzentralen wurden mit Stadtwerken Ratenzahlungen sowie Stundungen vereinbart und das Stromsparen durch moderne Geräte und den richtigen Einsatz der Energie erreicht. Remmel drängte die Energieversorger zur Einrichtung eigener Energiespar-Fonds.

NRW will zum 1. Oktober zunächst in fünf Städten unter Beteiligung kommunaler Energieversorger Netzwerke einrichten, um Stromsperren zu vermeiden. Interesse gibt es bereits in Aachen, Köln und Dortmund. „Wir müssen das Abrutschen in die Schuldenfalle verhindern“, sagte Remmel.

Umweltminister Remmel rechnet mit weiteren Strompreissteigerungen

Der grüne Umweltminister rechnet mit weiteren Strompreissteigerungen in den nächsten Jahren. Der Einsatz erneuerbarer Energien trage bei einem Strompreis von 26 Cent nur 3,6 Cent pro Kilowattstunde bei, betonte Remmel. Mit 1,5 Millionen Euro will sich NRW jährlich am Aufbau eines Beratungssystems beteiligen.

„Zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung kämpfen damit, die stetig steigenden Energiekosten zu finanzieren“, sagte der Chef der NRW-Verbraucherzentrale, Klaus Müller. Im Hartz-IV-Regelsatz sind 30 Euro monatlich für Energie eingepreist. Nach Angaben der Caritas bleibt aber eine Unterdeckung von monatlich durchschnittlich 11,50 Euro.