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Königin Silvia soll gelogen haben

Königin Silvia soll gelogen haben

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Foto: AFP

Stockholm. 

Das schwedische Königshaus hat wieder Ärger: Jetzt steht Königin Silvia in der Kritik. Sie soll bezüglich der nationalsozialistischen Vergangenheit ihres Vaters gelogen haben.

Schwedens Königsfamilie wird weiter attackiert. Von einer Konspiration deutscher Verlagshäuser und schwedischer Monarchie-Gegner ist gar die Rede. Zunächst war da eine Skandalbiografie, die Staatschef und König Carl Gustaf krankhafte Frauensucht, samt Orgien in kriminellen Kreisen mit Prostituierten und Drogenabhängigen vorwirft.

Nun gerät auch Königin Silvia in die Kritik. Unehrlichkeit bezüglich der nationalsozialistischen Vergangenheit ihres Vaters Walther Sommerlath wird ihr vom größten schwedischen Privatsender TV4 vorgeworfen. Im ersten Teil einer am Sonntag zur Hauptsendezeit ausgestrahlten Reportageserie des Programms „Kalte Fakten“, wird dem Königinnenvater eine viel aktivere Rolle im Dritten Reich zugeschrieben als bislang bekannt war.

„Es war Maschinerie, nicht wahr?“

Walther Sommerlath soll laut TV4 aktiv an der Zwangsenteignung, der sogenannten „Arisierung“, und „Verfolgung der Juden“ teilgenommen haben. Seiner Tochter, Königin Silvia, wird nun bezüglich ihrer kürzlichen Aussagen zum Vater infrage gestellt. Als die schwedische Zeitung „Der Arbeiter“ 2003 erstmals die Mitgliedschaft von Königin Silvias Vater in der Auslandsorganisation der NSDAP namens „AO“ enthüllte, wurde das Thema vom Königshof tot geschwiegen. Erst sieben Jahre später, im Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten für Kronprinzessin Victoria mit ihrem Ex-Fitnesslehrer Daniel im Frühling 2010, äußerte sich Königin Silvia zu dem Thema.

Die Parteimitgliedschaft ihres Vaters beruhe auf den Umständen der Zeit, sagte sie da. „Es war eine Maschinerie, nicht wahr? Er hatte Verantwortung für die Angestellten der Fabrik, aber er war nie politisch aktiv“, sagte sie im Hochzeitsprogramm des Senders TV4. Die Untertanen glaubten ihr.

Zwangsenteignung
von Juden unterstützt

TV 4 zeichnet ein sehr kontroverses Bild vom Königinnenvater. Zitat: „‚Kalte Fakten‘ kann enthüllen, dass Walther Sommerlath, Vater der Königin, an der Verfolgung der Juden teilgenommen hat. In Archiven in Berlin und Brasilien haben wir Dokumente gefunden, die aufzeigen, dass Königin Silvia falsch liegt, wenn sie behauptet, dass ihr Vater nicht politisch aktiv war“, so der Sender.

Im Programm wird enthüllt, dass Walther Sommerlath zu den Ersten gehörte, die der brasilianischen Auslandsorganisation der NSDAP, der AO, schon am 1. Dezember 1934, ein Jahr nach Machtergreifung Hitlers, beitraten. Mitgliedsnummer 3592030. Nur 3,5 Prozent der 80 000 Deutschstämmigen in Brasilien seien damals NS-Parteimitglieder gewesen, so TV4. Von einer gigantischen „Maschinerie“ also keine Spur. Aber es kommt noch schlimmer. Walther Sommerlath soll die Zwangsenteignung von Juden in Berlin unterstützt haben. Ein paar Monate vor Kriegsausbruch, im April 1939, übernahm der deutsch-brasilianische Rückkehrer und Geschäftsmann eine Metallwarenfabrik in Berlin-Kreuzberg. Die war damals gerade frisch zwangsenteignet worden. Vom Eigentümer Efim Wechsler. Einem Deutschen mit jüdischem Glauben.

TV berichtet weiter

Der TV-Sender geht noch weiter und wirft Königin Silvias verstorbenem Vater zudem Teilnahme an der „Verfolgung der Juden“ vor, liefert allerdings im ersten Teil der Reportage keinerlei Belege dafür. Der nächste Teil soll kommenden Sonntag ausgestrahlt werden. Ralf Sommerlath, der Bruder der Königin, protestiert. Es gehe nicht um den Vater der Königin, es gehe um einen Angriff auf die Monarchie, zitierte ihn TV4.