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Polizist in Oberhausen wegen Prügelattacke vor Gericht

Polizist in Oberhausen wegen Prügelattacke vor Gericht

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Foto: Funke Foto Services
Ein Handyvideo zeigt Schläge bei der Festnahme eines Betrunkenen vor einem Jahr. Schlug er zuvor den Beamten? Sechsstündiger erster Verhandlungstag.

Oberhausen. 

Weil er einen betrunkenen Kneipengast während der Festnahme 2014 wiederholt geschlagen haben soll, muss sich ein Beamter des Oberhausener Polizeipräsidiums seit Mittwoch wegen Körperverletzung vor dem Amtsgericht verantworten. Als Beweis dient ein Handyvideo, das im Netz unter dem Titel „Sinnlose Polizeigewalt“ kursiert – aber nur die Festnahme zeigt. Unklar ist, ob der Betrunkene den Polizisten zuvor beleidigt und geschlagen hat: Er ist wegen Körperverletzung und Widerstand gegen die Festnahme angeklagt.

Es ist ein langer erster Verhandlungstag. In sechs zähen Stunden vernimmt der Richter nicht nur den Polizisten Henrik K. (35) und den 47-jährigen, selbstständigen Hausmeister Thomas R. Zu sieben geladenen Zeugen kommen kurzfristig vier weitere hinzu, die zum Vorfall am Morgen des 6. April 2014 an der Nohlstraße aussagen sollen.

Gegen 10.45 Uhr werden an diesem Tag der angeklagte Polizist und eine Kollegin zur Kneipe Anno 1700 gerufen. Frauen haben sich gestritten, auf Bitten der Wirtin bringen die Beamten den betrunkenen Thomas R. hinaus.

Pfefferspray eingesetzt

Dort habe sich dieser aggressiv aufgeführt, er soll die Beamten im Weggehen als „Pisser“ und „Pimmel“ beschimpft haben. Der Polizist habe seine Personalien aufnehmen wollen, sei hinter Thomas R. hergelaufen, doch auf Rufe habe dieser nicht reagiert. Beim Griff an die Schulter soll der Hausmeister dem Beamten ins Gesicht geschlagen haben. Die Wirtin hat das beobachtet. R. soll um sich geschlagen haben, es sei zur „Rangelei“ gekommen. Das bestätigt die Kollegin des Polizisten. Pfefferspray sei eingesetzt und der Betrunkene zu Boden gebracht worden.

Thomas R. bestreitet das. Er sagt aus, dass er habe die Beamten nicht beleidigt, sei nur murmelnd davon gegangen, als er unvermittelt von hinten getreten worden und so zu Boden gegangen sei. Eine Nachbarin will das beobachtet haben.

Was dann passierte, zeigt das von Tausenden gesehene Handyvideo: Der Polizist kniet auf dem am Boden liegenden Mann, holt mit Ellenbogen und Hand aus, ruft nach Verstärkung. Seine Kollegin kniet daneben und schreit, der Betrunkene solle sich umdrehen.

Polizist drohen sechs Monate Haft

Man habe versucht, seine Hände zu fesseln, sagen die Beamten aus. „Ich musste jederzeit damit rechnen, dass er aufsteht, er versuchte, immer wieder freizukommen“, sagt der Beamte. „Ich dachte, ich müsste sterben“, sagt der Hausmeister. Er sei ohnmächtig geworden. Nach anderthalb Minuten kommt Verstärkung, vor Gericht sagt dieser Beamte aus, R. habe weiter Widerstand geleistet. Der Film endet nach vier Minuten.

Das Verfahren gegen die Polizistin wurde zwar gegen eine Geldstrafe eingestellt, doch für ihren Kollegen könnte es brenzlig werden: Der Richter schließt nicht aus, dass er mit einem Gegenstand geschlagen habe. Bei einer Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung drohen dem Beamten mindestens sechs Monate Haft.