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Machtwechsel in Oberhausen: Daniel Schranz (CDU) neuer OB

Machtwechsel in Oberhausen: Daniel Schranz (CDU) neuer OB

Daniel Schranz (CDU) ist der neue Oberbürgermeister Oberhausens.
Daniel Schranz (CDU) ist der neue Oberbürgermeister Oberhausens. Foto: Foto: FUNKE FotoServices
165.000 Oberhausener waren heute dazu aufgerufen eine neue Stadtspitze zu wählen. Doch nur wenige fanden den Weg ins Wahllokal.

Oberhausen. 

Der langjährige Oberhausener CDU-Ratsfraktionsvorsitzende Daniel Schranz hat einen historischen Sieg für seine Partei errungen: Erstmals seit 60 Jahren wird Oberhausen von einem Christdemokraten als Oberbürgermeister regiert.

Der 40 Jahre alte Schranz gewinnt die Wahl gegen seinen 51-jährigen Hauptkonkurrenten Apostolos Tsalastras (SPD), der seit elf Jahren für Oberhausen als Beigeordneter an der Stadtspitze arbeitet, derzeit als Kämmerer und Kulturdezernent. Bei sechs angetretenen Kandidaten erzielte Schranz 52,5 Prozent, Tsalastras kam trotz eines wochenlangen furiosen Wahlkampfes auf enttäuschende 37,7 Prozent. Er konnte den schon länger anhaltenden Negativtrend gegen die SPD nicht stoppen: Viele Stammwähler blieben zu Hause – die Wahlbeteiligung war mit 36,7 Prozent erschreckend niedrig. Damit verzichteten fast zwei Drittel der 165 000 Wahlberechtigten auf ihre Stimme.

Letzter CDU-OB regierte von 1948 bis 1952 in Oberhausen

Schranz löst mit seinem Sieg den seit 2004 amtierenden OB Klaus Wehling (SPD) ab, der mit 68 Jahren nicht mehr zur Wahl antrat. Seit 1956 stellen in der einstigen Stahl- und Kohle-Stadt Oberhausen ausschließlich Sozialdemokraten den Oberbürgermeister. Zuletzt war von der CDU Stadtoberhaupt in Oberhausen Otto Aschmann von 1948 bis 1952 und danach von 1952 bis 1956 der Zentrumspolitiker Otto Pannenbecker. Schranz hat im Rat keine eigene Koalitionsmehrheit, sondern hatte schon vor der Wahl angekündigt, auf wechselnde Mehrheiten zu setzen. Seit der Ratswahl im Mai regiert in Oberhausen eine Koalition aus SPD, Grünen und FDP mit 30 Sitzen – sie hatte bisher nur mit der OB-Stimme die Mehrheit. Auf ebenfalls 30 Sitze kommt die bunte, zersplitterte Opposition aus Linken, CDU, Bürgerbündnis BOB und Bürgerliste.

SPD zieht Konsequenzen

Die SPD-Oberhausen zieht Konsequenzen aus der Wahlschlappe und will demnächst einen neuen Parteivorstand wählen. Michael Groschek (NRW-Verkehrsminister) wird die Partei in Oberhausen dann wohl nicht mehr führen. Er kündigte an, dass sich die SPD neu aufstellen und Tsalastras in die Parteispitze aufnehmen wird. „Posto geht nicht von Bord, sondern geht auf die Brücke.“

Auf seiner Homepage erklärte der SPD-Kandidat Apostolos Tslastras am Abend:

„Das, was wir geleistet haben, war der Versuch einen Trend zu drehen. Wir wollten keine Demobilisierung der Wähler, das ist uns aber nicht gelungen“, so Tsalastras.

„Wenn die Wähler zu Hause bleiben, sind das in der Regel unsere Wähler.“ Er bedankte sich bei allen, die in seinem Wahlkampf so grandios geholfen haben. „So viel Unterstützung hatten wir als Sozialdemokraten noch nie. Wenn wir alle so zusammenhalten, werden wir in fünf Jahren anders dastehen und gewinnen“, resümierte Tsalastras.

Starker Verlust an Vertrauen – Ein Kommentar von Peter Szymaniak 

Diese historische Niederlage trifft die Oberhausener Sozialdemokraten ins Mark – trotz einer bemerkenswerten Wahlkampagne für Kämmerer Apostolos Tsalastras gelang es der SPD nicht mehr, den seit Jahren zu beobachtenden Vertrauensverlust der Oberhausener Bürger in ihre einstige Lieblingspartei zu stoppen.

Ihre Stammwähler blieben enttäuscht zu Hause. Die jahrzehntelang gehaltene absolute Mehrheit 2009 im Oberhausener Rat verloren, 2014 unter die wichtige 40-Prozent-Marke gerutscht und zur Ampelkoalition mit Grünen sowie FDP gezwungen, Anfang 2015 den Ratsbürgerentscheid über die Straßenbahn nach Essen versiebt – und jetzt verliert die SPD auch noch den wichtigsten Posten in der einstigen Arbeiterstadt des Ruhrgebiets.

CDU-Fraktionschef Daniel Schranz hat seit Jahren mit immer gleichen Slogans das Gefühl der Bürger aufgegriffen, dass die Dauerregierungspartei SPD ihre Heimatstadt unter Wert führt: Er prangerte Filz, Intransparenz, fehlende Bürgerbeteiligung und zu hohe Steuerlasten an. Damit hat er diese OB-Wahl gewonnen – im Alltag wird er es ohne eigene Mehrheit im Rat aber schwer haben, seine Wahlversprechen zu erfüllen.


Auf diese Werte kommen die Oberhausener Kandidaten: 

Tsalastras, SPD: 37,7 %

Schranz, CDU: 52,5 %

Müller, Die Linke: 5,6 %

Dagdelen, Einzelbewerber: 0,9 %

Wädlich, Die Violetten: 1,1 %

Penitzka, Einzelbewerberin: 2,2 %

Wahlen 2015