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Warum sich Spinnen im Herbst drinnen so wohl fühlen

Das große Krabbeln – Warum sich Spinnen drinnen wohl fühlen

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Viele Menschen mögen sie nicht, aber eigentlich sind Spinnen im Haus praktische, natürliche Kammerjäger Foto: Ralf Hirschberger / dpa
In diesem Herbst suchen viele Spinnen in Wohnungen Unterschlupf. Verantwortlich ist das Klima. Gefährlich sind die Gliederfüßer nicht.

Essen. 

„Das Klima ist Schuld“ – klingt platt, aber laut Uwe Ringelhan, Leiter der Reptilien-Auffangstation im Terrazoo Rheinberg, ist tatsächlich der merkwürdige Sommer 2016 für die Häufigkeit von Spinnen in Wohnhäusern verantwortlich.

2016 hatten wir zunächst keinen rechten Sommer: Die Temperaturen dümpelten im Juni, Juli und August eher vor sich hin, dann waren es plötzlich über 30 Grad. Zu Zeiten, in denen sich die Spinnen sonst in Erdlöchern verbuddeln, waren sie dieses Jahr noch auf Partnersuche. Denn durch den verregneten Sommer und den heißen September hat sich auch die Paarungszeit, die eigentlich im späten Sommer stattfindet, in den Herbst verschoben.

Da sind die Nächte trotz angenehmer Temperaturen am Tag für Spinnen nachts draußen empfindlich kalt. Weil sie eben nicht in ihren Erdlöchern vergraben sind, krabbeln sie gerne in unsere Häuser. Die zahlreichen Mücken, für die das Wetter diesen Sommer derweil ideal war und jetzt noch unsere Wohnungen bevölkern, sind dabei ein willkommener Leckerbissen für die Spinnen. Kommen sie dann auf einem Liebesstreifzug an einem Haus vorbei, machen sie es sich dort gerne bequem, denn es ist warm und für Futter ist gesorgt.

Mehr Arten durch verändertes Klima

In deutsche Wohnungen verirren sich meist Weberknechte, Winkel- und Wolfsspinnen, selten auch Kreuzspinnen. In Zukunft können wir es auch mit anderen Arten zu tun bekommen. Das hängt mit der allgemeinen Erwärmung zusammen. So werden schon jetzt auch europäische Schwarze Witwen gesehen, die ursprünglich in der Mittelmeerregion beheimatet waren, inzwischen aber auch in Deutschland vorkommen. Gibt es einige schwache Winter in Folge, überleben sie auch in unseren Breitengraden. „Damit werden wir in Zukunft noch mehr zu tun haben“, vermutet Spinnenexperte Ringelhan.

Eine Gemeinsamkeit all dieser Spinnen: Sie sind ungefährlich. Zwar kann die (in NRW noch immer seltene) schwarze Witwe beißen. Der Biss ist etwa so unangenehm wie ein Wespenstich, mehr nicht. Nur Allergiker müssen unter Umständen mit einer gefährlichen Reaktion rechnen.

Überhaupt, wer sich nicht übermäßig ekelt oder gar ängstigt, sollte Spinnen nicht sofort beseitigen. Schließlich ernähren die sich von Insekten und sind so ein natürlicher Kammerjäger. Der Spinnenfachmann betont auch, dass die hier heimischen Spinnen niemanden einfach so anfallen. Wer die Tiere dennoch nicht in der guten Stube haben will, stülpt am besten ein Glas drüber und schiebt ein Stück Karton unter die Lebensfalle. Das Töten von Nicht-Wirbeltieren ist zwar nicht ausdrücklich verboten, dennoch appellieren nicht nur Tierschützer, Spinnen lieber lebend auszusetzen, auch wegen des großen Nutzens für die Natur.

In einer vorherigen Fassung haben wir fälschlicherweise Spinnen als Insekten bezeichnet. Das haben wir korrigiert, denn Spinnen haben einen Vorder- und einen Hinterkörper. Insekten hingegen verfügen über Kopf, Brust und Hinterleib und gehören daher zu einer anderen Klasse der Gliederfüßer. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.