Veröffentlicht inPanorama

Sexvideo entlarvt angebliche Vergewaltigung als Lüge

Sexvideo entlarvt angebliche Vergewaltigung als Lüge

14912A0050FB1EFB.jpg
14912A0050FB1EFB.jpg Foto: dpa
Ein 48-Jähriger steht wegen Vergewaltigung vor Gericht. Im letzten Moment präsentiert er ein Sexvideo, das seine Unschuld beweist.

Berlin. 

Abdallah F. stand schon mit einem Bein im Gefängnis. Die 31-jährige Mara A. hat alles dafür getan, dass der Pizzabäcker dort landen soll. Doch es ging glücklicherweise schief. Am Montag wurde der 48-Jährige von einer Berliner Strafkammer freigesprochen.

Der Vorwurf in diesem Prozess lautete Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall. Abdallah F., so stand es im Anklagesatz, habe Mara A. am 4. August 2015 in seine im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen gelegene Wohnung eingeladen und sei dort gegen 17.30 Uhr über sie hergefallen. Auch seien angeblich gleich mehrere Messer im Spiel gewesen, mit denen Abdallah F. der Frau gedroht haben soll, falls sie sich weiterhin widersetze. Darunter ein etwa 30 Zentimeter langes Fleischermesser. Das Gesetz sieht für Vergewaltigungen, bei denen eine Waffe verwendet wird, Freiheitsstrafen von mindestens fünf Jahren vor.

Nach der Strafanzeige von Mara A. wurde Abdallah F. festgenommen und kam für 17 Tage in Untersuchungshaft. Richter Michael Rothbart sagte am Montag bei der Begründung des Freispruchs, dass er die Akten „mehrfach gelesen“ habe. Und dass er durchaus davon ausgegangen sei, „dass an den Vorwürfen etwas dran ist“ – ansonsten hätte er das Hauptverfahren auch nicht eröffnet.

Ehre des Angeklagten wurde vor Gericht wieder hergestellt

Abdallah F. machte vor Gericht von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch – was von vielen als eine Art Schuldeingeständnis gewertet wird. Erst recht in einem Vergewaltigungsprozess, wo es meist ja nur zwei, sich widersprechende Aussagen gibt. Mara A. belastete ihn auch vor Gericht stark. Ihre Aussagen seien „glaubhaft“ gewesen, sagte die Staatsanwältin. Aber auch für sie kam am Ende nur ein Freispruch in Frage.

Grund ist ein Video, das Abdallah F.s Verteidiger nach den Aussagen von Mara A. präsentierte. Es lässt sich jetzt vielleicht darüber diskutieren, wie geschmacklos es ist, ohne Wissen der beteiligten Frau mit einer Videokamera einen Liebesakt aufzunehmen. Im Nachhinein wird Abdallah F. sehr froh sein, es getan zu haben. Denn diese Aufnahme zeigt deutlich und unmissverständlich, dass es sich um einvernehmlichen Sex handelte. Staatsanwältin und Gericht schlossen auch aus, dass dieses Video an einem anderen Tag entstanden sein könnte. Mara A. hatte vor Gericht mehrfach betont, dass sie sich nur einmal in Abdallah F.s Wohnung aufgehalten habe – am Tag ihrer Vergewaltigung.

Auf die Frau wird nun ein Strafverfahren wegen falscher uneidlicher Aussage zukommen. Mit Richter Rothbart als Zeugen. Es sei ihm „in 25 Jahren Richtertätigkeit noch nicht passiert, dass wir einen Fall hatten, in dem so energisch die Unwahrheit gesagt wurde“, sagte er. Und dass er verstehen könne, dass der Angeklagte dieses Video erst während des Prozesses und nicht schon im Zwischenverfahren als Beweismittel eingereicht habe. Denn dann wäre das Verfahren eingestellt worden. Abdallah F. jedoch fühlte sich nachvollziehbar in seiner Ehre verletzt und wollte einen Freispruch. „Ihre Ehre ist wieder hergestellt“, sagte der Richter. „Die Kammer hat das große Glück gehabt, hier nicht in eine Fall zu tappen und den Angeklagten zu Unrecht zu verurteilen.“

Der Artikel ist zuerst in der Berliner Morgenpost erschienen.