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Flüchtlingspolitik verunsichert Anwohner in Mülheim-Heißen

Flüchtlingspolitik verunsichert Anwohner in Mülheim-Heißen

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Planung und Unterbringung von Flüchtlingen Foto: Michael Dahlke / FUNKE Foto Services
Nach der Ankündigung, Flüchtlinge am Frohnhauser Weg in Mülheim unterzubringen, sind Betroffene ratlos. Auch in der Nachbarschaft gibt es Bedenken.

Mülheim. 

Stadt und SWB müssen am Frohnhauser Weg noch einige Überzeugungsarbeit leisten. Viele der betroffenen Mieter der Hausnummern 131-135 wurden am Donnerstagabend von der Nachricht überrumpelt, dass sie ihre Wohnungen nach Möglichkeit für Flüchtlinge räumen sollen. Das ergab sich bei Gesprächen dieser Zeitung mit den Betroffenen vor Ort.

Anwohner Michael Nolting habe die ganze Nacht nicht geschlafen, berichtet er. „Ich weiß nicht, was ich nun machen soll. Ich wohne seit fünf Jahren hier, die Wohnung wurde gerade erst fast vollständig renoviert.“ Deswegen möchte der 56-jährige Frührentner eigentlich nur ungern umziehen, sagt aber: „Ich bin weltoffen, nur wenn hier Flüchtlinge einziehen sollten, habe ich schon Bedenken, dass ich mich an grundlegend andere Gepflogenheiten im Haus gewöhnen müsste.“

Für ihn komme ein Umzug nur dann in Frage, wenn die SWB ihn vollständig finanziere und organisiere. „Ich warte jetzt erstmal ab, was die Mieterversammlung bringt und was die anderen Bewohner sagen“, so Nolting. Einige Mietparteien im Haus hätten aber zunächst skeptisch auf die Bitte von Stadt und SWB reagiert, berichtet er.

Vorbehalte unter den Nachbarn

Ein Anwohner im Nachbarhaus, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagt dagegen ganz klar, dass er ausziehen möchte. „Es kommt allerdings auf die Konditionen an – die neue Wohnung dürfte nicht teurer sein.“ Mit den Flüchtlingen, die bereits im Haus leben, habe der 49-Jährige nicht nur gute Erfahrungen gemacht, sagt er. Deshalb sei es auch mit der Freiwilligkeit des Ausszuges nicht weit her. „Wer möchte denn jetzt noch hier wohnen bleiben?“ Bei dem ganzen Vorhaben fühle er sich übergangen. „Da hätte man uns schon früher informieren können.“

Nicht nur unter den betroffenen Mietern, auch in der Nachbarschaft ist die Verunsicherung groß. „Ich habe mein Haus hier in den 90er Jahren gekauft. Wenn ich es verkaufen möchte, bekomme ich bald nichts mehr dafür“, klagt ein Anwohner, der sich sorgt, dass die Nachbarschaft künftig wieder in Verruf geraten könnte.

Zudem habe er Bedenken, dass die drei Wohnhäuser für die angedachten 80 Personen auf Dauer zu wenig Platz bieten könnten. „Gerade im Sommer wird sich das ganze Leben dann hier auf dieser engen Straße abspielen.“ Eine andere Nachbarin könne zwar die Not der Flüchtlinge verstehen, „aber in unmittelbarer Nähe bleibt doch etwas Unsicherheit.“ Die könne jeder selbst am besten abbauen, meint eine weitere Nachbarin. „Es sind ja schon vier Flüchtlingsfamilien da – und mit denen grüße ich mich auch freundlich. Lasst die Leute kommen und dann sehen wir weiter.“

SWB setzt auf persönliche Gespräche mit den Mietern 

Der Großteil der Mieter am Frohnhauser Weg und der Mellinghofer Straße wisse seit Donnerstagabend über das Vorhaben Bescheid, berichtet SWB-Sprecherin Christina Heine. „Wir haben die meisten Anwohner an der Haustür angetroffen, sie kurz in Kenntnis gesetzt und ihnen ein Informationsschreiben überreicht.“

Eine Stimmung unter den Mietern lasse sich aus diesen kurzen Gesprächen noch nicht ableiten, so Heine. „Eine anfängliche Skepsis ist nachvollziehbar, wir sind aber zuversichtlich, mit unseren Angeboten überzeugen zu können.“ Die Bewohner können sich nun auf einer Homepage alternative Wohnungen der SWB anschauen, sagt Heine. Am Montag und Dienstag will die Geschäftsführung die Mieter zudem auf einer Versammlung genauer informieren. „Bald werden dann auch individuelle Einzelgespräche geführt“, so die Sprecherin. Ab Dienstag ist an beiden Standorten ein Service-Büro der SWB für Fragen und Organisatorisches geöffnet.