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Sattler aus Menden hat auch Hollywood-Stars als Kunden

Sattler aus Menden hat auch Hollywood-Stars als Kunden

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Mustafa Toy Foto: Andreas Thiemann
Sattler-Meister Mustafa Toy stammt aus Izmir und restauriert heute in Menden noble Auto-Klassiker aus aller Welt. Auch Bruce Willis ist Kunde.

Menden. 

In einem Wettbewerb um Deutschlands sauberste Auto-Werkstatt müsste Mustafa Toy ganz, ganz weit vorne liegen. Auf glänzenden, hellgrauen Fliesen warten noble Oldtimer darauf, dass der 58-jährige Sattler-Meister sich ihrer erbarmt. Denn wenn die Nostalgie-Schätzchen nach Menden kommen, sind sie wahrlich in einem erbarmungswürdigen Zustand.

Mustafa Toy aber päppelt sie liebevoll auf, verpasst ihnen ein neues, edles Lederkleid. Seit zehn Jahren macht der gebürtige Türke aus Izmir, der seit zwölf Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, seinen Job so gut, dass seine Kunden aus aller Welt ins Sauerland kommen. Zumindest jedenfalls ihre Autos oder Motorräder.

Bruce Willis, Sylvester Stallone haben Menden auf ihrer Landkarte

Bruce Willis hat schon einmal ein prächtiges Bike nach Germany verschiffen lassen, um einen hochwertigen Ledersitz gefertigt zu bekommen. Sylvester Stallone war mit zwei Oldtimern in der Toy-Werk­statt vertreten, und gerade steht ein altes Mercedes-Cabrio in der Halle, das einem Pariser Modedesigner gehört. Mit blauem Leder soll die Edelkarosse ausgeschlagen werden; der Durchschnittspreis solcher Aufträge liegt bei 8000 Euro. Nach oben gibt es allerdings kaum eine Grenze.

Ein bekannter Unternehmer aus dem Sauerland hat aus seiner privaten Oldtimer-Sammlung schon 30 Wagen von Mustafa Toy mit Leder auffrischen lassen – Reklamationen hat es noch nie gegeben.

Der Autosattler Mustafa Toy ist ein penibler Perfektionist. Die beinahe klinische Sauberkeit seines Arbeitsplatzes, die schon fast an einen Klinik-OP erinnert, entspricht seiner Arbeitsauffassung: Bestmögliches unter bestmöglichen Bedingungen will er schaffen, und das wissen seine Kunden zu schätzen. Sie kommen aus der Show- und Sportbranche oder aus der Industrie, und sie schätzen die sorgfältige und exzellente Arbeit, die Mustafa Toy ihren rollenden Lieblingen zuteil werden lässt.

„Frauensache“ – In der Türkei wurde der Sattler-Beruf belächelt

Ende der 1970er Jahre ist der damals junge Türke als Tourist nach Deutschland gekommen. Die Ausbildung zum Autosattler hatte er in seiner Heimat absolviert, wo man allerdings diesen Beruf eher als Frauensache belächelte.

In Deutschland arbeitete Mustafa gewissenhaft jahrelang als „Mädchen für alles“ in einer Leuchtenfabrik in Arnsberg. Als er bei einer nächtlichen Spritztour in Enkhausen auf dem Sperrmüll eine alte Industrie-Nähmaschine fand, erinnerte er sich urplötzlich wieder an seine Sattler-Wurzeln. Er richtete das Maschinchen wieder her – und machte sich in Menden selbstständig. „Vertrauen aufbauen“ war von nun an seine Hauptaufgabe; die deutsche Sprache hatte er bereits zuvor in Arnsberg sehr gut gelernt. Einer der Aldi-Brüder wurde zu seinem dankbaren Kunden, andere Reiche und Prominente folgten und schwärmten in ihren Kreisen von dem fleißigen und zuverlässigen Mustafa Toy in Menden.

Inzwischen hat Sattler Toy annähernd 400 Oldtimer mit neuen, hochwertigen Lederbezügen versehen; auf sein besonderes Lüftungspatent in den Rückenlehnen gibt er großzügig 30 Jahre Garantie: „Noch ist keine Rückenlehne wegen einer Reklamation zurückgekommen“, bemerkt er stolz.

Autosattler Toy sucht nach einem Nachfolger

Manchmal lehnt Toy auch einen Auftrag ab: „Überdimensioniertes mache ich nicht, das sage ich dann auch gleich.“ Ansonsten aber sei er natürlich „mit Leib und Seele bei der Sache“. Und man hat den Eindruck, dass er ohnehin kaum Grenzen des Machbaren kennt.

Solange er gesund ist, will er noch unbedingt seinen Lebens- und Lieblingsberuf weiter machen, betont Mustafa Toy leidenschaftlich. Und bekennt zugleich, dass er doch nach einem geeigneten Nachfolger sucht, dem er sein Wissen und seine Werkstatt irgendwann anvertrauen kann. Denn mit dem nötigen Vertrauen beginnt und endet nun einmal diese außergewöhnliche Erfolgsgeschichte aus dem Sauerland.