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Was mich von Mörike trennt

Was mich von Mörike trennt

Der Frühling lässt sich nicht länger leugnen. Die Hormone schalten auf Sommer. Seit jeher hat das des Dichters Herz beflügelt. Die wohl schönsten Frühlingsverse schrieb Eduard Mörike: „Frühling lässt sein blaues Band/ Wieder flattern durch die Lüfte / Süße, wohlbekannte Düfte / Streifen ahnungsvoll das Land…“ Während der Lästerkopp Erich Kästner knapp reimte: „Die Blumen werden billiger/die Mädchen werden williger/ es riecht von den Aborten / kurz – Frühling allerorten!“

Mir fällt jetzt auf, dass meine Hemden über Winter enger geworden sind. Im Herbst hingen sie noch locker am schütteren Körper, nun spannen sie am Bauche. Von Eitelkeit getrieben, jogge auch ich jetzt durch den Park. Und dichte laufend. „Frühling lässt uns morgens schnaufen/Wenn wir über Wiesen laufen/Hoffend, dass die Speckschicht schwindet / Sich so mancher überwindet / Denn wenn ich feiste Körper seh’ / tut’s mir in der Seele weh.“ Wenn Sie nun sagen ,Welch’ stümperhafte Verse’, so antworte ich: Sicherlich konnte Mörike besser dichten. Aber haben Sie den mal joggen sehen?