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Edeka-Zurheide in Düsseldorf: Warum mich dieser Luxus-Supermarkt reichlich verstört

Edeka-Zurheide in Düsseldorf: Warum mich dieser Luxus-Supermarkt reichlich verstört

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Im neuen Edeka-Zurheide im Düsseldorfer „Crown“ hast du die Auswahl zwischen rund 65.000 Produkten. Foto: dpa
  • Der neue Edeka-Zurheide in Düsseldorf bietet puren Luxus
  • Doch du findest auch den „Curryking“ und Tiefkühlpizza
  • Was sich im Laden abspielt, muss man gesehen haben – aber es ist auch sehr seltsam

Düsseldorf. 

Champagner, „Premium Beef“ und Tiefkühlpizza. Purer Luxus trifft auf „gut & günstig“-Waren. Ein Besuch des Edeka-Zurheide im neuen „Crown“-Komplex ist ein Erlebnis der absurderen Art.

Champagner und „Erlesenes aus Fluss und Meer“

Es ist Donnerstag, der Tag der Neueröffnung des 10.000 Quadratmeter großen Mega-Supermarkts an der Berliner Allee in Düsseldorf. Mir kommt es vor, als hätten sich viele Düsseldorfer diesen Tag rot im Kalender markiert.

Denn schon am Morgen schleppen die ersten Kunden ganz selbstverständlich ihre vollbepackten Einkaufstüten aus dem neuen Gourmet-Tempel.

Genuss kennt keine Grenzen

Als ich abends wiederkomme, gönnen sie sich „Erlesenes aus Fluss und Meer“ in der Gourmet-Bar oder verkosten einen der 120 exklusiven Schaumweine in der Champagner-Bar. Dazu vielleicht ein wenig hausgemachten Käse in der Mozzarella-Bar gefällig? Kein Problem!

Nur wenige Meter davon entfernt, findest du die Tiefkühlpizza der Edeka Eigenmarke „gut & günstig“ und den „Curryking“ im Kühlregal. Das ist Teil des Konzepts – und gerade deshalb reichlich komisch.

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Schatz, holst du mir die Wirsing-Chips?

Als ich mich zum ersten Mal durch die Hallen bewege, könnte ich glatt ein Navi gebrauchen, so weitläufig ist der Laden. Kaum kommt dieser Gedanke auf, drückt mir auch schon einer der freundlichen Mitarbeiter einen Lageplan in die Hand.

Im Erdgeschoss lasse ich mich durch die Gänge treiben, in denen locker zwei bis drei Kinderwagen nebeneinander Platz haben. Dann gehe ich die Bio-Abteilung durch und finde: Wirsing-Chips. Dabei stelle ich mir den Klassiker an einem Bundesliga-Samstag vor: „Schatz. Holst du mir ein Bier aus dem Kühlschrank – und die geilen Wirsing-Chips?“ Kennt man ja.

Danach stehe ich vor einer riesigen Wand mit glutenfreien Produkten.

Das Rolltreppen-Gate

Magisch zieht mich die untere Etage an. Hier soll es die absoluten Feinschmecker-Produkte geben. Ich sollte nicht enttäuscht werden: Es warten frischer Fisch, die Pasta- und Mozzarella-Manufaktur, die „Premium Beef“- und Champagner-Bar.

Doch dann der Schock: Die Rolltreppe ist defekt. Während zwei bemitleidenswerte Mitarbeiter versuchen die Fahrtreppe wieder ans Laufen zu bringen, bildet sich drumherum eine Kundentraube. Die Menschen starren auf das Spektakel als hätten sie noch nie einen Menschen bei einer handwerklichen Tätigkeit gesehen. Keiner spricht. Niemand verzieht eine Miene. Ich bin verwirrt.

Wenige Minuten später ist das Schauspiel vorbei. Erleichtert lässt sich die Traube hinunter befördern. Ich fahre hinterher.

Gourmet-Bar, Champagner-Bar und Co.

Unten angekommen ist meine Verwirrung perfekt. Warum? Weil nahezu jede Theke voll besetzt ist. Gourmet-Bar, Champagner-Bar und Co.: alle gut besucht.

Klischee-Düsseldorfer in Polohemden schlürfen edle Getränke und lassen dabei ihren Tag ausklingen. Sie verweilen tatsächlich an einem Ort, den ich für einen Einkauf einer Tüte Milch und ein paar Gummibärchen nutze.

Huch, ein Hai!

Zwischendurch sehe ich, wie ein Mitarbeiter der Fischtheke Filetstücke aus einem ein Meter großen Meeresbewohner schneidet. Sieht aus wie ein Hai, denke ich, bin aber zu müde, um zu fragen, ob das sein kann.

„Wir machen einen Markt für jedes Portemonnaie“

Nachher weiß ich, dass auch ich hier willkommen bin. Zumindest, wenn es nach Heinz Zurheide geht: „Wir machen einen Markt für jedes Portemonnaie“, sagt der Supermarkt-Betreiber, der zusammen mit seinen beiden Söhnen 20 Millionen Euro in den Markt gepumpt hat.

Und das soll sich auch lohnen. „Nur mit High-End-Artikeln können sie so einen Markt nicht betreiben“, erklärt Zurheide das Produktsortiment.

Dann bezahle ich an einer der 16 Kassen und torkele nach 45 Minuten aus dem Supermarkt – vollkommen reizüberflutet.