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Wenn das Ruhrgebiet dichtet

Wenn das Ruhrgebiet dichtet

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Foto: FUNKE Foto Services
Seit einem Jahr gibt es in Gelsenkirchen den Verein „Ruhrpoeten“. Die Mitglieder kommen aus dem gesamten Revier. Und vor allem der Literaturwettbewerb ist ein großer Erfolg

Gelsenkirchen. 

Eigentlich hat alles einmal ganz spontan und klein angefangen, als sich Lesebegeisterte aus dem gesamten Ruhrgebiet zusammenfanden, um sich der Literaturförderung zu widmen.

Inzwischen sind fünfeinhalb Jahre und drei Literaturwettbewerbe ins Land gegangen, und aus dem spontanen kleinen Kreis ist ein Verein geworden: Die „Ruhrpoeten“ haben sich weit über die Region hinaus einen Namen geschaffen – und verzeichnen inzwischen gut 30 Mitglieder.

Und als der dritte Ruhrpoeten-Literaturwettbewerb ausgerufen wurde, da trudelten 182 Einsendungen ein. Aus dem ganzen Ruhrgebiet, natürlich, aber auch aus Hamburg und aus Leipzig. „Eigenlich hatten wir Teilnehmer aus ganz Deutschland und sogar zwei bis drei aus Österreich“, sagt Kathrin Butt von den Ruhrpoeten, nicht ohne Stolz.

„Wir waren schon bei den ersten beiden Wettbewerben von der großen Resonanz überrascht. Daher haben wir uns entschlossen, die Initiative auf professionellere Beine zu stellen“, erklärt sie. „Mit der Vereinsgründung wollten wir zudem nachhaltigere Strukturen schaffen, damit der Ansatz, Literatur im Ruhrgebiet und über das Ruhrgebiet zu fördern, nicht irgendwann verpufft“, fügt Georg Kentrup hinzu.

Und weil die Ruhrpoeten seit genau einem Jahr als Verein (mit Sitz in Gelsenkirchen!) organisiert sind, können sie für künftige Vorhaben auch Landeszuschüsse beantragen. „Wir haben vor, mit den besten Geschichten, die durch den dritten Literaturwettbewerb zusammengekommen sind, auf Lesetour zu gehen“, erzählt Georg Kentrup. „Da ist es natürlich hilfreich, wenn man ein bisschen Geld zur Verfügung hat – und nicht immer um die Finanzierung jeder einzelnen Veranstaltung bangen muss“, betont er.

Noch sind die Landesmittel nicht bewilligt, aber die Ruhrpoeten zeigen sich zuversichtlich. Auf eine große Fangemeinde können sie ohnehin schon bauen. „Bei unseren Lesungen, die ja immer sehr ungezwungen ablaufen, kommen Neugierige ganz unterschiedlichen Alters, vorbei, um sich die Geschichten anzuhören“, sagt Kentrup.

Literaturwettbewerb „Dichter Abend“ am 31. Januar

Auf diese bunte Mischung hofft man auch am Samstag, 31. Januar, wenn im Kino des Dortmunder U-Turms die Preisverleihung des dritten Literaturwettbewerbs stattfindet. „Dichter Abend“ lautet dann das Motto. Und das hat mit dem Leitthema des Wettbewerbs zu tun: „dicht!?“.

„Die Autoren haben dieses Wort ganz unterschiedlich gewertet, es kamen Geschichten zu Läden oder Kneipen, die dicht gemacht haben. Oder zu dichten Zügen, aber auch zum betrunken sein“, erinnert sich Kathrin Butt. Eine Fachjury wählte die vier besten Geschichten aus.

„Da die Beiträge anonymisiert bewertet wurden, ist es Zufall, dass die Gewinner alle weiblich sind“, merkt Kathrin Butt an. Den ersten Preis, dotiert mit 500 Euro, gewann Sarah Meyer-Dietrich mit „Dicht an dicht!”, einer Geschichte, in der es um einen dichten Terminplan geht, der kaum Zeit fürs Privatleben lässt. Den zweiten Platz (mit 300 Euro honoriert) belegte Birgitta Gronau mit „Leere”, in der das Leben einer manischen Frau sehr detailreich geschildert wird.

Und der dritte Platz (jeweils 100 Euro) wurde in diesem Jahr gleich zwei Mal vergeben: An Marie-Christin Fuchs mit „Oh Boy”, einer Ode an einen modernen Aussteiger und an Ina Lammers (Brauckhoff), die in „18 Quadratmeter” das Leben zweier sehr unterschiedlicher Männer, die auf jeweils 18 Quadratmetern leben müssen, gegenüberstellt.

Zu viele Details wollen die Ruhrpoeten Kathrin Butt und Georg Kentrup allerdings nicht verraten. Schließlich wird in Kürze im Klartext-Verlag ein Buch mit den 15 besten Texten erscheinen. Und es sollen ja auch noch ein paar Anreize bleiben, die Lesetour zu besuchen, die teils mit professionellen Schauspielern und teils mit den Autoren selbst bestritten werden soll. „Wir möchten diesmal auch gezielt ungewöhnliche Orte für die Lesungen aussuchen“, verspricht Georg Kentrup. Man darf also gespannt sein – auf Wochen voller Poesie.