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Das große Geld für schnelle Autos und den Privatjet

Das große Geld für schnelle Autos und den Privatjet

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er einst so stolze Essener Warenhauskonzern Karstadt hat keine guten Erfahrungen gemacht mit seinen Milliardären an der Spitze: Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz steckte ihr Privatvermögen in das Unternehmen und konnte die Insolvenz 2009 doch nicht mehr abwenden. Nicolas Berggruen übernahm das Geschäft als Hoffnungsträger und mit großen Versprechungen. Doch auch er enttäuschte und will Karstadt nun loswerden. Jetzt soll es René Benko richten, der seinen Reichtum der Entwicklung von Luxusimmobilien zu verdanken hat. Bei Karstadt erwarten ihn Warenhäuser wie in Bottrop und Recklinghausen, die auf dem Prüfstand stehen.

Dass Benko den „Hilferuf“ von Berggruen erhören wird, wie er es in einem Interview nannte, wird immer wahrscheinlicher. „Spiegel online“ will aus Verhandlungskreisen erfahren haben, dass der Deal bereits steht: Mit Beginn der kommenden Woche solle Benko neuer Eigentümer der Karstadt Warenhaus GmbH werden, in der 83 Karstadt-Filialen gebündelt sind. Er übernehme sie zu 100 Prozent, Berggruen ziehe sich ganz zurück.

Exzellent vernetzt

Der 37-Jährige weilt im Urlaub. Auch von seiner Tiroler Signa-Gruppe ist kein Kommentar zu erhalten. Und so bleibt vieles spekulativ – wie so oft im glitzernden Leben des Unternehmers, der in seiner österreichischen Heimat exzellent vernetzt ist. Seit seiner Gründung hat das Unternehmen nach eigenen Angaben im Internet mehr als sechs Milliarden Euro in die Entwicklung von Luxusimmobilien und Einkaufspalästen investiert. Darunter das Chalet N im Vorarlberger Skiparadies Lech. In das pompöse Anwesen soll Benko 40 Millionen Euro gesteckt haben. Eine Suite kostet pro Woche 275 000 Euro.

Es wird viel gerätselt, woher Benko das Geld nimmt. Immer wieder tauchen die Namen von Investoren wie Torsten Toeller (Fressnapf) und Beny Steinmetz (israelischer Diamantenhändler) auf. „Geld kommt, wenn man Erfolg hat“, sagte Benko, der in einem Korruptionsverfahren zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt wurde, einmal. „Wer Geld anstrebt, wird es aber nie zu einem großen Vermögen bringen.“ In atemberaubendem Tempo hat es der Sohn eines Kommunalbeamten und einer Erzieherin unter die 50 reichsten Österreicher geschafft.

Mit 17 ging René Benko von der Schule ab und startete in seiner Heimatstadt Innsbruck seine Karriere als Unternehmer. Er baute Dachböden sanierungsbedürftiger Häuser aus und verkaufte sie. Aus dem Ein-Mann-Betrieb ist eine Unternehmensgruppe entstanden.

Benko ist in zweiter Ehe mit seiner Frau Nathalie verheiratet. Er hat zwei Kinder. Er fährt auf schnelle Autos ab und versucht, Kunden zu beeindrucken, indem er mit dem Privatjet oder dem Helikopter anreist.

Längst tummelt sich Benko auch in Deutschland. Für die Warenhauskette Kaufhof hat er Ende 2011 vergeblich ein Angebot vorgelegt. Bei Karstadt kam er dann zum Zuge. Inzwischen gehören ihm 75 Prozent an den Luxus-Kaufhäusern KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg sowie 28 Sportfilialen. Nun greift er auch nach den 83 Warenhäusern, die seit Jahren in der Krise stecken. Mehr als 20 arbeiten laut Karstadt unwirtschaftlich. Es wird spekuliert, dass Benko diese Standorte in kleine Einkaufscenter verwandeln will. Davon versteht er etwas.

Sollte der Deal klappen, bekommt es Benko mit einem kampferprobten Betriebsrat und der streitbaren Gewerkschaft Verdi zu tun. Im Februar hat er ein Gespräch mit Ar­beitnehmervertretern platzen lassen. Gestern stellte Verdi klar: „Wir fordern, dass wer auch immer Karstadt künftig besitzt, ein nachhaltiges Konzept vorlegt, das die Standorte und die Arbeitsplätze sichert.“ Das funktioniere nur mit Investitionen