Veröffentlicht inGelsenkirchen

Im Möbelhaus Rosing nahmen Träume in Schleiflack Gestalt an

Im Möbelhaus Rosing nahmen Träume in Schleiflack Gestalt an

In der Serie „Wo Oma gerne eingekauft hat“ geht es diesmal um Schlafzimmer und Küchen: das Möbelhaus Rosing richtete im Laufe seiner 73 Betriebsjahre so manche Wohnung in Gelsenkirchen und umliegenden Städten ein.

Gelsenkirchen. 

Ida Rosing und ihr Gatte Wilhelm haben klein angefangen. In der Feldmark eröffneten sie ihre kleine Möbelhandlung am 30. Januar 1910, in gemieteten Räumen. Schon 1914 konnten sie ins eigene Haus umziehen. Der langsame, aber stetige Aufstieg der Firma Rosing wurde dann allerdings unterbrochen vom Ersten Weltkrieg und der folgenden Wirtschaftskrise.

1937 übernahm die Familie das Haus an der Schalker Straße 75, Ecke Liboriusstraße, quasi in Sichtweite des heutigen Musiktheaters. Bis dahin residierte hier Möbel Block; es soll ein jüdisches Unternehmen gewesen sein, sicher belegt ist das allerdings nicht.

Wohnpark mit 55.000 qm in Erle

Der Umzug in die Innenstadt bescherte Rosing zunächst einen Boom. Bis der Krieg auch die Erfolgsgeschichte unterbrach. Das Gebäude wurde komplett zerstört, nur die Fassade stand noch. Bis 1948 blieb das Unternehmen geschlossen. Die Menschen brauchten erstmal Wohnungen und Essen, an neue Möbel konnten die wenigsten denken. Doch je weiter der Wiederaufbau gedieh, desto größer war das Bedürfnis der Menschen, sich mit schönen Dingen zu umgeben.

Filialen in Duisburg, Wuppertal, Hagen und Essen

In den 50er Jahren führte Rosing die „Freie Möbelschau“ ein: Durch üppige Ausstellungsräume schlendernd vom neuen Zuhause zu träumen, ohne gleich kaufen zu müssen – das war neu und verlockend. Doch der Möbel-Traum wollte natürlich irgendwann auch erfüllt werden. Das Konzept ging auf, Rosing boomte unter Führung von Theodor und Christine Ernsting, die das Unternehmen seit 1930 führten.

1957 wurde ein zweites Haus in Duisburg eröffnet, 1959 das Stammhaus auf 3500 Quadratmeter erweitert. Schleiflack-Schlafzimmer, moderne, „leicht zu reinigende“ Anbau-Küchen mit Küppersbusch-Herd, Ledergarnituren – Rosing stattete viele Haushalte aus. 850 Mitarbeiter zählte das Unternehmen zu Spitzenzeiten, Filialen gab es in Essen, Wuppertal, Recklinghausen, Düsseldorf, Köln und Neuß. Firmensitz blieb Gelsenkirchen, das Hochregallager stand an der Balkenstraße in Erle, wo ein riesiger Wohnpark auf 55.000 qm entstanden war.

Doch wie so viele Familienunternehmen trafen die ersten Wirtschaftskrisen auch Rosing. Erste Konkursgerüchte gab es 1973, doch 1981 wies man noch eine ausgeglichene Bilanz aus. 1982 lag der Umsatz bei knapp 100 Millionen – und doch schrieb man rote Zahlen. Der Verkauf sollte das Unternehmen retten. Die Balkenstraße ging an die Kette Möbel Unger – die es in der Form übrigens heute auch nicht mehr gibt. Die Möbel-Franz-Gruppe übernahm die auswärtigen Verkaufshäuser. 428 Mitarbeiter waren damals von dem Verkauf betroffen, davon 280 in Gelsenkirchen. Im „Sozialplan“ war die Rede von einem Monatslohn als Abfindung.

Doch es kam ganz anders, als das Unternehmen dachte. Am 30. Dezember 1983 musste die Ida Rosing GmbH einen Vergleichsantrag beim Amtsgericht stellen. Möbel Franz wollte nun doch nicht die beim Räumungsverkauf übrig gebliebenen Möbel für drei Millionen Mark übernehmen und bezahlen. Drei Millionen, die Rosing zum geplanten Betriebsübergang fehlten.

Radio Blümel und der Telefunken Mister Hit

Übrigens: Die Resonanz auf die Serie „Wo Oma gern einkaufte“ ist groß. Viele gute Ideen dazu haben Sie uns geschickt, liebe Leser, was möglich ist, setzen wir gern um.

Es gibt aber auch Geschäfte, an die erinnert man sich – aber es gibt keine Dokumente dazu. Etwa zu Radio Blümel. Da hat die Autorin dereinst ihren ersten Plattenspieler Telefunken Mister Hit gekauft – in Rot! Die Mama erstand hier kurz vor der Mondlandung den Löwe-Opta-Fernseher – die erste Flimmerkiste in der nicht sehr technik-affinen Familie. Aber im Stadtarchiv findet sich nichts über Blümel, auch nicht über Radio Richter und wenig über S& W, die anderen beiden Fachgeschäfte vor Ort. Leider. Ansonsten allerdings ist das Institut für Stadtgeschichte samt seinen hilfsbereiten Mitarbeitern eine wahre Goldgrube für die Serie.