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Das Skateboard für den Winter – Spaß im Schnee mit Snowskating

Das Skateboard für den Winter – Spaß im Schnee mit Snowskating

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Profi David Rheintaler in Aktion: Mit dem Snow-Skateboard sind vielseitige Tricks möglich, allerdings wird man mit dem Sportgerät nicht so schnell wie auf dem Snowboard. Foto: Tommy Bause/Bause.at/dpa
Aus der Not einen Trend gemacht: Skateboard fahren im Winter macht keinen Spaß oder ist schlicht nicht möglich. Die Geschichte des Snowskatings.

Innsbruck. 

Skateboarden im Winter? Unmöglich. Deshalb haben ein paar verrückte Amerikaner vor Jahrzehnten einzelne Ski unter Skateboards montiert – das Snowskating war geboren. Jetzt wird es langsam zu einem Trend. Wenn der erste Schnee liegt, reibt sich David Reinthaler die Hände. Er schnallt dann nicht die Skier an, sondern stellt sich auf sein Skateboard. Nicht auf ein normales allerdings. Der Wintersport-Profi ist Snowskater. Der Nischensport entwickelt sich gerade zu einem kleinen Trend.

So simpel wie genial

Snowskating kommt aus den USA und wurde dort in den 70er Jahren zum ersten Mal bekannt. Statt Rollen schraubten sich Skater damals einfach kurze Skier unter die Bretter. Dann passierte lange nichts. Einige wenige Enthusiasten in den Skigebieten im Westen der USA erhielten den Sport am Leben. Diese Garagenbauer entwickelten das Equipment zu gut funktionierenden Sportgeräten weiter. Anfang der 2000er Jahre kamen schließlich die ersten Snow-Skateboards auf den Markt – ein Skateboard, unter das ein einzelner Ski geschraubt ist.

Zeitgleich erreichte die Randsportart Europa und damit auch David Reinthaler. Der Innsbrucker stieg auf einem Snowboardwettbewerb zum ersten Mal auf ein Snow-Skateboard. Er fand eine neue Leidenschaft: 2012 und 2013 gewann er die Weltmeisterschaft in Oslo. „Der Reiz beim Snowskating liegt in der Geschicklichkeit“, sagt Reinthaler.

Keine Fixierung am Board

Man braucht keine aufwendige Ausrüstung, um Spaß zu haben an der Wintersportart. Balance und Feingefühl sind wichtiger. Ähnlich wie beim Surfen muss man vorausschauend fahren und das Gleichgewicht halten können. Skater und Snowboarder haben Vorteile: Sie fühlen sich auf dem Snow-Skateboard schnell wohl und brauchen nicht lange, bis sie darauf durch den Schnee cruisen können. „Viele Tricks und die Fahrtechnik können einfach übertragen werden“, sagt Reinthaler, der selbst jahrelang Snowboard gefahren ist.

Der Unterschied zum Snowboarden liegt in der nicht vorhandenen Verbindung zum Board. Es gibt nämlich keine direkte Fixierung am Brett. „Man kann also direkt aufsteigen und losfahren, ohne lange herumfummeln zu müssen“, sagt Reinthaler. Dadurch sind ähnliche Tricks wie mit dem Skateboard möglich.

Verletzungsrisiko niedriger

Da das Brett kleiner ist als ein Snowboard, erreicht man beim Snowskaten nur ein Tempo von 15 bis 20 km/h. „Das ist natürlich viel entspannter, im Gegensatz zum Snowboarden mit durchschnittlich 60 km/h“, sagt Reinthaler. Außerdem ist das Verletzungsrisiko niedriger, weil man schließlich jederzeit abspringen kann.

Da es keine Fixierung braucht, sind die Füße frei von drückenden Bindungen. Gleichzeitig ist Snowskating anstrengender als Snowboarden, weil mehr über die Sohle gesteuert wird.

Das richtige „Handwerkszeug“

Die Schuhe sollten daher eine grob profilierte Sohle haben. „Die sorgt für den richtigen Halt auf der weichen Schaumauflage des Boards“, sagt Alexander Luxat, Snowskater und Inhaber des Online-Shops Snowskate.de und der Marke Wefunk. Außerdem sollten die Schuhe leicht sein und warmhalten.

Ein Snow-Skateboard besteht aus drei Komponenten: wasserfestes Top-Deck als Standfläche des Fahrers, Sub-Mono-Ski unter dem Deck und Trucks genannte Scharniere zwischen Deck und Sub. Damit das Brett bei einem Sturz nicht abhaut oder andere Sportler trifft, ist eine spezielle Fangleine, die Leash, unerlässlich.

Bisher nur ein einziger Shop in Deutschland

Die Wahl des Sportgeräts richtet sich nach den Vorlieben des Fahrers. „Kurze, sehr weiche und drehfreudige Boards sind etwas für trickorientierte Skater“, erklärt Luxat. Wichtig ist das Verhältnis zwischen den Breiten von Top-Deck und Sub-Ski. „Je breiter der Ski, desto schwerer lässt er sich aufkanten“, sagt Luxat. Das gelingt nur, wenn das Top-Deck breiter ist als der Sub darunter. „Boards für den täglichen Gebrauch sollten eine Skilänge von einem Meter haben und eine Top-Deckbreite von 22,5 bis 26 Zentimetern“, sagt Luxat. Damit sei man für fast alle Pistenbedingungen gewappnet.

„Insgesamt muss man mit etwa 350 bis 500 Euro für eine gute Ausrüstung rechnen“, sagt Luxat. Mit seinem Online-Shop Snowskates.de ist er bislang der einzige deutsche Anbieter für die Sportgeräte. In Kanada und Amerika ist die Snowskate-Szene größer. Bekannte Marken wie Ralston Snowskates, Hovland und Lib Tech verkaufen und verschicken auch nach Europa. Top-Decks gibt es dort ab umgerechnet rund 85 Euro zusätzlich der Versandkosten.

Es muss keine steile Piste sein

Ein Vorteil des Snowskatens im Vergleich zu anderen Wintersportarten: Man braucht keine steilen Abfahrten. Daher ist der Sport auch auf flachem Gelände möglich. „Für erste Versuche reicht eine Garagenauffahrt schon völlig aus“, sagt Reinthaler. Auf Bierbänken versuchte Reinthaler erste Sprünge und Tricks. Dann ging es auf Parcours und in die Abfahrten und Hohlwege der Skigebiete.

Zwar ist der Sport generell auf allen Abfahrten möglich, die Pisten sollten jedoch nicht zu vereist sein. „Am besten ist weicher Schnee mit einer Höhe von 50 Zentimetern“, sagt Reinthaler. Ob man in einem Skigebiet mit dem Snow-Skateboard fahren darf, sollte man vorher abklären. „Manche Liftbetreiber verbieten die Nutzung der Lifte, weil das Board nicht am Körper angeschnallt ist.“

Noch ist die Szene klein

Wenig Equipment, eine leichte Ausrüstung und eine breite Spanne an Tricks – bei gleichzeitig niedrigerem Verletzungsrisiko: Die Vorteile des Snow Skating gegenüber dem Snowboarden sind groß. Dennoch ist die Szene in Europa recht klein. Zwar gibt es immer wieder Wettbewerbe und die jährliche Weltmeisterschaft in Oslo, doch Snowskating ist weiterhin eine Randsportart. David Reinthaler und Alexander Luxat hoffen, dass sich das ändern wird. (dpa/tmn)