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Lauter Protest gegen Sparpläne bei der VHS in Essen

Lauter Protest gegen Sparpläne bei der VHS in Essen

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Foto: WAZ FotoPool
Weniger Personal, weniger Kurse, die Außenstelle Borbeck soll dicht machen. „Zukunft perfekt“ lautet das Motto des neuen Semesters der Essener Volkshochschule. Dabei sehen Gegenwart und Zukunft der Bildungsinstitution alles andere als rosig aus.

Essen. 

Man könnte es als Galgenhumor interpretieren, das Motto des neuen Semesters der Volkshochschule, zu dessen Eröffnung am Sonntag, 9. September, an den Burgplatz geladen wird: „Zukunft perfekt“.

Im Zuge der allgemeinen Sparmaßnahmen, bei denen 690 Personalstellen in der städtischen Verwaltung bis 2015 aufgegeben werden sollen, soll die VHS künftig ohne die Außenstelle Borbeck auskommen, weniger Kurse anbieten als bisher und
mit zwei hauptamtlichen pädagogischen Mitarbeitern weniger auskommen.

Zwei – ist das viel oder wenig?

Die VHS arbeitet bereits nur noch mit 16 hauptamtlichen Pädagogen. Die legen jedes Semester ein Kursprogramm auf, das rund 600 freiberufliche Dozenten beschäftigt, es geht um 58 000 Unterrichtsstunden pro Jahr. Hinzu kommen Verwaltungskräfte.

Zwei der 16 Stellen, die alle zu erheblichen Teilen (50 000 Euro pro Jahr) vom Land bezahlt werden, sind ohnehin nicht mehr besetzt – Altersteilzeit. Konkret nicht nachbesetzt werden sollen die Leitungsstellen der Fachbereiche „Literatur und kulturelle Bildung“ sowie „Pädagogik/Psychologie, Gebärdensprache“.

Sorge um die Zukunftsfähigkeit des Hauses

Der Förderverein der VHS hat bereits seine Sorge um die Zukunftsfähigkeit des Hauses in einem offenen Brief deutlich artikuliert (WAZ vom 2. August). Die Rede ist von „existenzbedrohenden Ausfällen“. Die Sparpläne bewirkten, schrieb die Vorsitzende Anne Schlüter im Sommer, „dass die VHS ihre gesellschaftlichen Aufgaben nicht mehr ausreichend wahrnehmen kann.“

Jetzt legen das „Essener Friedensforum“ und die katholische Friedensbewegung „Pax Christi“ mit offenen Briefen nach, die ans Rathaus verschickt worden sind. Beide Organisationen veranstalten mit der VHS Kurse und Tagungen. Bei allem Verständnis für die Sparzwänge erwartet Norbert Richter, „pax Christi“-Geschäftsführer, von den Verantwortlichen, dass „Sie die VHS nicht kaputt sparen“. Das Friedensforum befürchtet einen „nicht wieder gut zu machenden Schaden für Stadt und Bürger.“

Immerhin: Pläne, eine dritte Stele langfristig nicht nachzubesetzen, sind offenbar vom Tisch – es geht um die pädagogische Leitung des Fachbereichs „Sprachkurse“. Die Stellen-Inhaberin geht im Herbst in Rente; „die Wiederbesetzung ist beantragt“, heißt es. Dafür kann die VHS nicht mit einem „Drittmittel-Koordinator“ rechnen: Bestrebungen der VHS, eine Stelle für jemanden einzurichten, der sich nur um die Einwerbung von Fördergeldern kümmert, werden nicht weiterverfolgt. Fördergelder werdem für die Finanzierung von Bildungsprojekten immer wichtiger. „Dann arbeiten wir eben so kreativ weiter“, sagt Friederike Brunnbauer, die Leiterin der VHS. Wer will, kann ihren Ton etwas spitz finden. Das Verwaltungspersonal ist in diesen Tagen angehalten, über die Sparpläne nichts zu sagen. Kommentare gegenüber Journalisten sind den Dezernenten der Stadt vorbehalten.

Aus dem Büro des städtischen Kultur-Dezernenten Andreas Bomheuer heißt es, bei der VHS werde „im vertretbaren Bereich“ gespart. Keine einzige Sparte falle weg. Die Außenstelle Borbeck sei bei 665 Besuchern pro Jahr (derzeitiger Stand) zu teuer. Die dortigen Kurse fielen nicht weg, sondern fänden künftig eben in der City statt.