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Was Essen bei der Mobilität zur „Stadt der Zukunft“ fehlt

Was Essen bei der Mobilität zur „Stadt der Zukunft“ fehlt

Alfredstraße in Essen-Rüttenscheid.jpg
Foto: WAZ FotoPool
Die Universität Duisburg-Essen befragte 1000 Essener zur umweltbewussten Mobilität. 27 Fußballfelder würden im Stadtgebiet frei, wenn das Car-Sharing-Potenzial voll ausgenutzt würde. Ein weiterer Vorschlag: eine Spur nur für Radfahrer auf der Alfredstraße. Dezernentin sieht keine Chance.

Essen. 

Ohne eigenes Auto leben? Ja, wenn Bus und Bahn dafür gratis wären. Mehr Radfahren? Ja, wenn es mehr Radwege gäbe, zum Beispiel direkt in die City hinein. 1000 Essener sind befragt worden, was sie sich künftig vorstellen könnten, ihre eigene Mobilität betreffend. Die Uni Duisburg-Essen hat in einer aufwendigen Studie Grundzüge einer künftigen Verkehrsplanung entworfen, die einer Energiewende gerecht wird, dem Klimawandel – und einer lebensgerechten Stadt.

Es gibt Ergebnisse in dieser Studie – Projektname: „Neue Mobilität für die Stadt der Zukunft“ –, die sind nicht überraschend. Denn Absichtserklärungen von Bürgern sind immer einigermaßen vorhersehbar: Klar könnten sich mehr Leute als bisher für den Kauf eines Elektroautos erwärmen, wenn es dafür finanzielle Anreize gäbe.

27 Fußballfelder Platz

So lautet ein Resultat. Klar könnten sich mehr Leute vorstellen, beim Car-Sharing mitzumachen, wenn man diese Autos in der City gratis parken dürfte. Viel interessanter sind die bloßen Fakten, die die Studie ermittelt hat: 27 Fußballfelder im Stadtgebiet würden frei, wenn das Car-Sharing-Potenzial voll ausgenutzt werden würde. Wenn alle Wege unter zehn Kilometern mit E-Bikes gefahren würden statt mit Autos, gäbe es ein Viertel weniger CO2-Emissionen auf Essens Straßen.

So lautet denn ein konkreter Vorschlag der Studie: Eine Spur nur für Fahrräder auf der Alfredstraße – warum eigentlich nicht? „Radial verlaufende Radwege zur City hin braucht diese Stadt“, schlussfolgerte Prof. Alexander Schmidt vom Institut für Stadtplanung und Städtebau der Uni Duisburg-Essen. Spätestens 2030, befand Schmidt, müsse das Radwegenetz der Stadt entsprechend ausgebaut sein, damit viel mehr Wege als bislang mit (Elektro-)Rädern bewältigt werden könnten. Der Anteil an gefahrenen Wegen mit dem Rad liegt in Essen immer noch bei nur fünf Prozent, in Münster sind es 38.

Mängel auf der Rüttenscheider

Eine Fahrradspur auf der Alfredstraße? Dort ist soeben der Asphalt erneuert worden, also auch die Markierungen. Eine Radspur gibt es dort auch künftig nicht. „Als wir diese Baumaßnahme geplant haben, haben wir uns natürlich auch darüber Gedanken gemacht“, sagt Simone Raskob, die städtische Baudezernentin. „Wir haben uns mit dem Rad-Beauftragten der Stadt abgesprochen.“ Fazit: 40.000 Autos auf der Alfredstraße täglich – da bleibt auch künftig kein Platz für eine eigene Radspur. „Die Haupt-Route für Radler ist hier parallel auf der Rüttenscheider Straße ausgewiesen“, sagt Raskob. „Und das wird auch so bleiben.“

Ob jedoch die Zustände auf der Rüttenscheider – im Norden gar kein Radweg, im Süden verläuft der Radweg auf dem Bürgersteig – so bleiben müssen, sei eine ganz andere Frage: „Hier gibt es Verbesserungsbedarf, das wird ja längst diskutiert“, sagt Simone Raskob.