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Warten auf Wertkorrektur: Wie viel (RWE-)Kapital ist futsch?

Warten auf Wertkorrektur: Wie viel (RWE-)Kapital ist futsch?

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Foto: dpa
Stadt will mit Kursangabe bis zum letzten Tag warten. Land NRW hält sich aus dem Verfahren heraus.

Essen. 

Abgerechnet wird zum Schluss, und diesmal kostet der städtische Finanzchef tatsächlich jeden Moment aus: Erst am Montag, und damit am letzten möglichen Tag, will Kämmerer Lars Martin Klieve bekanntgeben, auf welchen Wert die 11.750.777 RWE-Aktien aus städtischen Besitz im Rahmen des Jahresabschlusses abgeschrieben werden. Klieve begründete seine Zurückhaltung mit dem Hinweis, er wolle „lieber keine als halbgare Informationen“ preisgeben.

Verständlich: Im Raum steht immerhin eine Wertberichtigung der Anteile um bis zu 45 Euro je Stück – vom einst in die städtische Bilanz eingebuchten Kurs von 75 auf jetzt knapp 30 Euro. Bis zuletzt blieb offen, ob die Stadt die Abschreibung womöglich auch stufenweise durchführen kann, denn eine Wertkorrektur um die beschriebenen 45 Euro würde angesichts von mehr als 11,7 Millionen Aktien das Eigenkapital der Stadt um rund 528 Millionen Euro schmälern. Die führte die Stadt zwar nicht umgehend in die Pleite, wie gestern die DKP schon verbreitete, allerdings würde die Luft bis zum Punkt der Überschuldung Essens ausgesprochen dünn.

Wie dünn, hängt nicht zuletzt davon ab, wie das städtische Zahlenwerk 2013 insgesamt die Sparkurve nahm. Geplant war zum Ende des Jahres ein verbleibendes Eigenkapital von rund 675 Millionen Euro. Ob diese Linie angesichts so mancher Hiobsbotschaften und vor dem Hintergrund der verhängten Haushaltssperre gehalten werden konnte, wollen Oberbürgermeister Reinhard Paß und Kämmerer Klieve am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz erläutern.

Fest steht immerhin: Das Land NRW will der Stadt Essen wie auch den anderen RWE-Anteilskommunen nicht reinreden, auf welchen Wert sie die Aktien des Energieriesen herunterschrauben. „Das machen die Städte nach eigenem Ermessen“ hieß es gestern offiziell aus dem Innenministerium. Keine Vorgaben, geprüft wird später.

Kleiner Trost: Dass die Städte zusätzlich noch in die Tasche greifen müssen, weil der Landschaftverband Rheinland seine RWE-Aktien wertberichtigen wolle, hat sich als voreilige Sorge erwiesen: „Wir planen nichts dergleichen“, sagte gestern ein LVR-Sprecher auf NRZ-Anfrage: „Wir haben im letzten Jahr genug Vorsorge getroffen“.