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Kettcar in der Grugahalle – viel Gefühl, wenig Pogo

Kettcar in der Grugahalle – viel Gefühl, wenig Pogo

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Kettcar in der Grugahalle. Foto: WAZ FotoPool
„Kettcar“, Grugahalle, das geht so: Mit viel Gefühl, ihren typisch extravaganten Texten und viel Spaß an satten Gitarrenriffs bewiesen die fünf Männer aus Hamburg am Freitag, dass Liebeslieder und Politsongs kein Gegensatz sein müssen, dass Gefühl nicht gleich Kitsch ist – und dass Punk tot ist, erschlagen vom intelligenten Songwriting.

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„Kettcar“, Grugahalle, das geht so: Mit viel Gefühl, ihren typisch extravaganten Texten und viel Spaß an satten Gitarrenriffs bewiesen die fünf Männer aus Hamburg am Freitag, dass Liebeslieder und Politsongs kein Gegensatz sein müssen, dass Gefühl nicht gleich Kitsch ist – und dass Punk tot ist, erschlagen vom intelligenten Songwriting.

Erfreulicherweise hört man immer noch heraus, dass Sänger Marcus Wiebusch einstmals auch Kopf der einflussreichen Punk-Bands „But Alive“ und „Rantanplan“ war: Gerade die Gitarrenparts in flotteren Songs wie dem Hit „Ausgetrunken“ oder dem eher düsteren „Graceland“, den Wiebusch allen widmet, die mit 30 noch Chucks tragen, „also so wie ich“, gehen nach wie vor gut nach vorne, Christian Hake, der neuerdings am Schlagzeug den Takt vorgibt, macht dabei ordentlich Druck.

Einfach gute Popmusik

Doch die Tage, in denen die Fans ob dieser Klänge noch in körperlich spürbare Ekstase geraten und wild herumpogen, wie es zum Beispiel noch vor ein paar Jahren bei ihrem Auftritt im Jugendzentrum der Fall war, sind vorbei. Nicht nur „Kettcar“, auch ihre Fans sind reifer geworden – und sie tun endlich das, was sich die Pop-Poeten immer gewünscht haben: Sie hören zu. Somit fügen sich auch die langsamen Songs meist wunderbar in den Abend ein, die gerade den aktuellen Longplayer dominieren. Wenn die Halle „Schwebend“ mitsingt, kommt gar Gänsehaut-Gefühl auf.

Es ist dem Charisma der Band zu verdanken, dass sie die große Bühne problemlos ausfüllen und dabei auf jeglichen Show-Schnickschnack verzichten. Nur geschickt gesetztes Licht und einfach gute Popmusik, fertig. Dass die Grugahalle verkleinert wurde, so dass die 2000 Gäste nicht verloren wirken, verleiht dem Konzert einen angenehm intimen Rahmen.

Zu viel Respekt zeigen „Kettcar“ zum Glück auch nicht vor der Spielstätte. „Uns wurde gesagt, hier haben ,The Who’, die ,Beatles’ und die ,Stones gespielt, doch als wir uns die Plakate Backstage angesehen haben, haben wir realisiert: Die einzigen Musiker, die hier noch auftreten, sind Scooter – und 16 Mal Mario Barth!“ Gut, wirklich legendär war der Auftritt der Hamburger nun vielleicht auch nicht, aber die Grugahalle ist nach 90 Minuten um ein verdammt gutes Konzert reicher.