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Stadt hat ihren Frieden gemacht mit RWE und dem Stadion Essen

Stadt hat ihren Frieden gemacht mit RWE und Stadion Essen

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Foto: www.blossey.eu
Ein neues Stadion für einen insolventen Viertligisten? Rund 42,5 Millionen Euro für ein paar fußballverrückte RWE-Fans? Wie sich die Zeiten ändern: Vielleicht spielen die Rot-Weißen in diesem Jahr noch nicht mit um den Aufstieg, aber an der Hafenstraße ist viel vom neuen Wind zu spüren, zu dem ganz entscheidend auch das neue Stadion beigetragen hat.

Essen. 

Die Insolvenz? Fast schon vergessen, die Fans strömen in Scharen ins neue Haus: Nahezu ausverkauft gegen Union Berlin, rund 8200 selbst gegen Wiedenbrück (!), nein, die Stadt hat ihren Frieden gemacht mit dem Verein und vor allem mit der Entscheidung, in Bergeborbeck das alte Georg-Melches abzureißen, und als Stadt in ein „Stadion Essen“ zu investieren. Dies wird auch im NRZ-Bürgerbarometer deutlich.

Gaben vor zwei Jahren noch 64 Prozent der Befragten an, dass es aus ihrer Sicht falsch sei, das Stadion an der Hafenstraße aus Stadtmitteln zu finanzieren, halten nunmehr gerade einmal 26 Prozent der 521 befragten NRZ-Leser die Entscheidung für falsch. Immerhin 39 Prozent halten den Neubau für richtig, der Durchschnittswert beträgt 2,67 Prozent. Dass im Norden „Ja, auf jeden Fall“ häufiger als Antwort gegeben wurde (30 Prozent) als im Süden (22 Prozent), hat kaum Einfluss auf das Bild: Im Norden ist auch die Fraktion der Stadion-Gegner größer als im Süden (etwa 17 zu 12 Prozent).

Männer sind eher als Frauen fürs neue Grün, jüngere Befragte freuen sich eher als ältere über die neue Spielstätte, vor allem die 50 bis 59-Jährigen halten die Entscheidung noch am ehesten für falsch. Aber schon die 60-Jährigen neigen zu einem altersmilden Urteil: Hier ist die Zustimmung zum neuen Stadion fast so hoch wie bei den 20-Jährigen.

„Das alte Georg-Melches Stadion hatte einfach mehr Flair“

Die Wege sind andere geworden, die Sitzschalen auch und wer an Spieltagen die Bottroper Straße entlang fährt, der wird nun nicht mehr durch die beleuchteten Flutlichtmasten auf den Spielbetrieb im Georg-Melches Stadion hingewiesen. Vieles hat sich geändert, manches wird gelobt, manches kritisiert, wie die NRZ-Umfrage vor dem Heimspiel gegen den SC Wiedenbrück zeigt.

„Ich wäre heute lieber nebenan, das alte Georg-Melches Stadion hatte einfach mehr Flair“, wirft Andrea Zabinski am Fuße der neuen Haupttribüne nostalgisch einen Blick zur Seite, wo die alte Tribüne im Schatten des Neubaus steht. Die Zukunft heißt Stadion Essen. „Darauf haben wir jahrelang gewartet“, freut sich Daniel Mund. Sein Kumpel Tobias Lakks schränkt ein: „Allerdings ist der Ablauf noch etwas fremd, man hat sich noch nicht so gefunden, das ändert sich hoffentlich, wenn die vierte Tribüne steht.“

Deren Rohbau nimmt Formen an, die Lücken werden kleiner, zur Rückrunde könnte der 42,5-Millionen-Bau fertig sein und Essen wieder ein echtes Fußballstadion mit vier Tribünen haben. Ob die Investition richtig war, darüber herrscht bei den RWE-Fans Klarheit. „Schon alleine wegen der neuen Logen und dem Fanshop, das ist alles moderner und professioneller“, freut sich Gerry Mönning, der seit 27 Jahren an die Hafenstraße pilgert.

Verein beantwortet die Frage mit einem klaren „Ja“ 

Auch der Verein beantwortet die Frage mit einem klaren „Ja“, der Zuschauerschnitt ist von knapp 7000 auf momentan 8.567 gestiegen, die drei Fanblöcke auf der Gegentribüne sind nahezu jedes Spiel ausverkauft, der VIP-Bereich wird gut angenommen. Und: Das Stadion zieht den Nachwuchs an, wie Familienvater Sascha Dielefelder glaubt. Gegen Wiedenbrück hat er seine drei Söhne dabei, „das Stadion ist kinderfreundlich geworden“, sagt der Katernberger.

Das schließt die vielen neuen Sitzplätze mit ein, 11.000 gibt es, im Georg-Melches waren es gerade mal 4000. „Dadurch geht Atmosphäre verloren, die Akustik war drüben besser“, ärgert sich Maurice Galuska. Das Gesamtbild kann dies jedoch nicht trüben: die meisten RWE-Fans sind zufrieden mit dem neuen Haus.

Der Sinneswandel vieler Essener in der Stadionfrage macht RWE-Vorstand Michael Welling stolz: „Das ist Ausdruck von zwei Aspekten: Der Qualität und Schönheit des Stadions und unserer guten Arbeit der letzten zwei Jahre bei Rot-Weiss.“ Der Bau des Stadions sei für den Verein „ein Geschenk das man gerne annimmt“, sagt Welling. Wirtschaftlich bilde es die Zukunft für den Regionalligisten. Schon jetzt habe man die Sponsorenzahl verdoppelt, die Mitgliederzahl sei seit Baubeginn um 70 Prozent gesteigert worden. Neben 5000 verkauften Dauerkarten, sei der VIP-Bereich „Assindia“ bis auf vier Tische ausverkauft.