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Stadt Essen verprellt großen Kita-Träger

Stadt Essen verprellt großen Kita-Träger

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Geplante Kita in Essen Werden vor dem Scheitern Foto: Klaus Micke
Der Verein für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ) will eine große Kita in Werden bauen, das Essener Bauamt lehnt den Standort als ungeeignet ab – einen Ortstermin mit dem Bauherren gab es allerdings nicht. Nun fragt sich der VKJ, ob er überhaupt noch Kitas bauen soll.

Essen. 

Beim Ausbau der Kinderbetreuung ist die Stadt dringend auf freie Träger angewiesen. Nun scheint sie, einen der wichtigsten Partner zu verprellen: Der Verein für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ) plant in Werden eine Kita mit 110 Plätzen, ein 3-Millionen-Projekt, für das es Investor, Landesmittel, Entwurf und Standort gibt. Was fehlt, ist das Okay der Baubehörden – und mit dem ist auch nicht mehr zu rechnen. „Wenn ich mir ansehe, wie mühsam das ist, habe ich keine Lust überhaupt noch Kitas zu bauen“, sagt VKJ-Geschäftsführer Oliver Kern.

Ein solcher Entschluss wäre für die Stadt fatal: Der VKJ betreibt in Essen bereits 15 Kitas und ist neben Arbeiterwohlfahrt und Kita-Zweckverband des Bistums einer der größten Träger. Von den 792 Plätzen für unter Dreijährige (U3), die im laufenden Kita-Jahr geschaffen werden, gehen mit 350 fast die Hälfte auf das Konto des VKJ. Auch in Werden wollte man sich in großem Umfang engagieren, doch zum Standort an der Ruhrtalstraße sagt die Verwaltung: zu entlegen, nicht fußläufig, für Eltern nur per Auto erreichbar, rechtlich nicht umsetzbar.

Kein Interesse an Paragraphen

„Ich interessiere mich nicht für Paragrafen, sondern dafür, was machbar ist. Unser Investor legt seit acht Monaten Pläne vor, hat vier Lösungen für eine Anbindung ausgearbeitet – und wir bekommen nicht mal einen Ortstermin mit dem Bauamt. Die entscheiden einfach vom blanken Tisch“, ärgert sich Kern. Im übrigen wohnten im nahen Neubaugebiet 50 Familien, für die die neue Kita gut erreichbar wäre.

Selbst Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen müssten, verstehen die Verwaltung nicht. So empört sich die Heidhausenerin Stefanie Hannibal: „Wenn ich der Argumentation folge, ist ein Transport meines 15 Monate alten Sohnes zu einer Kita in Huttrop oder gar Katernberg zumutbarer als eine Autofahrt nach Werden?“

Lage zu randständig

Jürgen Schroer vom Familienbüro des Jugendamtes hält dagegen: „Wir sind nicht pingelig! Wenn an einem Gelände ein paar Quadratmeter fehlen, machen wir das möglich. Aber dieser Standort geht planungsrechtlich gar nicht: Es gibt weder Fußweg noch Anbindung an den ÖPNV.“ Die Lage sei zu randständig. „Der Investor hat unter anderem einen Shuttle-Bus vorgeschlagen. Das halte ich für Kleinkinder nicht für glücklich. Und wir bauen Kitas für 20 Jahre und mehr, nicht nur für 50 Familien.“

Kern indes erlebt das Amt für Bauordnung regelmäßig als pingelig; oft lege man dem VKJ Steine in den Weg. Ein Stellungnahme des Bauamtes war am Freitag nicht zu erhalten. Kern sagt: „Die vergrätzen die Investoren, die wir ranschaffen. Wir setzen um, was für 2013 geplant ist. Ob wir dann weiter Kitas bauen, steht in den Sternen“.