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Politik will den Essener Messechef vor die Tür setzen

Politik will den Essener Messechef vor die Tür setzen

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Foto: WAZ
Ende Februar 2014 läuft der Vertrag von Messechef Frank Thorwirth aus. Die Politik scheint indes entschlossen, den „Trainer“ vor die Tür zu setzen. Ende des Monats soll ein entsprechender Beschluss in der Aufsichtsrats-Sitzung gefällt werden.

Essen. 

„Entsorga“ in Essen: Während die Messe-Mannschaft an der Norbertstraße dem Startschuss für die 123 Millionen Euro teure, geplante Gelände-„Ertüchtigung“ entgegenfiebert, scheint die Politik entschlossen, dem „Trainer“ Frank Thorwirth den Stuhl vor die Tür zu setzen. Das Mandat dazu holte sich Oberbürgermeister Reinhard Paß nach NRZ-Informationen gestern Nachmittag in einem vertraulichen Beisammensein mit den Fraktionschefs aller im Rat vertretenen Parteien.

Dass man sich ausgerechnet jetzt zu dieser Personalie durchringt, gehorcht schlicht der herannahenden vertraglichen Frist, zu der man über Thorwirths Verbleib an der Messespitze entscheiden musste: Ende Februar 2014 läuft sein fünfjähriger Kontrakt aus. Verstreicht die Kündigungsfrist Ende dieses Monats ungenutzt, verlängert sich sein Job automatisch.

Gehofft hatte man auf einen Meister der Kommunikation

Das wollte man offenbar durch die Bank verhindern, gleichwohl halten sich die Beteiligten mit öffentlichen Bekundungen darüber, was sie den Daumen hat senken lassen, zurück.

Allenthalben aber gibt es Kritik daran, dass es Frank Thorwirth, der zuvor bei den Messegesellschaften in Düsseldorf und Hannover beschäftigt war, nicht gelungen sei, die Politik von der Zukunftsfähigkeit seines Messe-Kurses zu überzeugen. Einen Meister der Kommunikation hatten sie sich in der Messe gewünscht, und staunten nicht schlecht über die zurückhaltende, manchmal unwirsche, mitunter auch achselzuckende Art, in der Thorwirth Messe-Positionen vertrat.

Schützenhilfe von der Norbertstraße?

Folge: Die Überzeugungsarbeit für das ohnehin umstrittene dreistellige Millionen-Projekt eines Messe-Teilneubaus mussten die Politiker, so ihr Eindruck, alleine in den eigenen Reihen durchsetzen. Schützenhilfe von der Norbertstraße? Dort hatte man auf Nachfrage nicht mal die elementarsten Zahlen parat.

Stattdessen stellten sich Messechef Thorwirth und sein Co-Geschäftsführer Egon Galinnis stur, als es um die Sparvorgaben der Stadt ging und munitionierten sich für die Debatte mit dem Aufsichtsrat durch ein in Auftrag gegebenes juristisches „Memorandum“, das die eigene Position bestärkte und den Aufsehern durch die Blume drohte, sie würden im Falle einer harten Linie mit eigenem Vermögen haften müssen. Spätestens da wurde das Kopfschütteln durch die Überzeugung abgelöst: So geht es nicht mehr weiter.

„Unannehmbares“ Angebot

Ende Februar soll in einer Aufsichtsrats-Sitzung der Messe der formelle Beschluss gefällt werden, den Vertrag nicht zu verlängern. Das ebenfalls diskutierte Angebot einer maximal dreijährigen Job-Verlängerung mit deutlich verringerten Bezügen und höherem erfolgsabhängigen Anteil gilt als „unannehmbar“. Laut Beteiligungsbericht bezog Thorwirth anno 2011 (jüngere Zahlen liegen nicht vor) ein Jahressalär von knapp 225.000 Euro mit auskömmlichen Pensionszusagen, aber ohne jede erfolgsabhängige Tantieme.

Eine Spielklasse darunter liegt Co-Geschäftsführer Egon Galinnis: Auch ihn trifft das Unbehagen der Politik, auch bei ihm gilt mittlerweile eine Vertragsverlängerung als wenig wahrscheinlich. Eine Entscheidung darüber müsste bis Ende Juli fallen.

Ob die Politik mit den Trainer auch die Messe-Ertüchtigung zur Debatte stellt, ist unklar. Mehr diskutiert wird über das Projekt künftig wohl auf jeden Fall.