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Silvio K. droht mit Anschlag auf Atombombenlager

Essener Salafist droht mit Anschlag auf Atombombenlager

Der Essener Salafist Silvio K. hat mit dem Anschlag auf ein US-Atombombenlager in Deutschland gedroht. Als weitere Anschlagsziele nennt der Extremist und IS-Kämpfer öffentliche, private und kirchliche Einrichtungen, Ämter und Behörden, Transportwege und Verkehrsmittel.

Essen/Berlin/Solingen. 

IS-Terrorist Silvio K. hat mit einem Anschlag auf das einzige US-Atomwaffenlager in Deutschland gedroht. Der gebürtige Sachse Silvio K., der erst in Essen und dann in Solingen zum verbotenen Salafisten-Verein Millatu Ibrahim gehörte, bewegt sich zurzeit im syrischen Kampfgebiet. Ermittler halten ihn für gefährlich und unberechenbar.

Erst vor zwei Wochen war Silvio K. durch Recherchen der WAZ als neues deutsches Gesicht der Terrorgruppe IS enttarnt worden. „Er ist ein Star der dschihadistischen Szene und findet Gehör bei 5000 bis 10.000 Salafisten in Deutschland“, sagt der Terrorexperte Guido Steinberg.

Die schriftliche Terrordrohung, die über das Internet verbreitet wird, liegt der WAZ vor. Als „Krieger Allahs“ fordert K. zum Kampf gegen Ungläubige in Deutschland auf. „Verpasst ihnen einen Schlag, den sie niemals vergessen werden“, heißt es in dem Aufruf. Dann werden unterschiedliche Angriffsziele und Ausführungsvarianten genannt.

K. fordert zum Kampf gegen Ungläubige auf

Vor allem die konkrete Anschlagsdrohung gegen das einzige US-Atomwaffenlager in Deutschland schlägt Wellen. Nach Informationen der WAZ wurde der Sicherheitsgürtel rund um das Nukleardepot auf dem Fliegerhorst Büchel nahe Koblenz verstärkt. In dortigen Bunkern sollen bis zu 20 taktische Atombomben gelagert sein. Jede einzelne hat ein Vielfaches der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe.

Strenge Sicherheitsmaßnahmen gelten laut LKA Rheinland-Pfalz auch für den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein, für den es ebenfalls ein islamistisches Anschlagsszenario gibt. „Wir arbeiten eng mit den deutschen Behörden zusammen“, sagte ein Sprecher der US-Botschaft in Berlin.

Syrien-Heimkehrer mit Kampferfahrung als große Gefahr

Das Bundesinnenministerium sieht „eine abstrakt hohen Gefährdung für die innere Sicherheit, die jederzeit in Form von Anschlägen real werden kann“. Die Terrordrohung zeige, „dass Deutschland nach wie vor im Fokus des dschihadistischen Terrorismus steht“, sagte ein Sprecher. „Eine besondere Gefahr“ gehe von Syrien-Rückkehrern mit Kampferfahrung und Kontakten zu dschihadistischen Gruppen aus.

Für Irritationen sorgte am Mittwoch das Bundeskriminalamt. „Dem BKA ist diese Videobotschaft bekannt“, sie werde „grundsätzlich ernst genommen“, sagte ein Sprecher. Tatsächlich gibt es in diesem Fall keine Videobotschaft, sondern einen schriftlichen Anschlagsaufruf. Auf Rückfrage war von einem „Büroversehen“ die Rede. Doch auch in einer korrigierten Stellungnahme spricht das BKA von einer „Videobotschaft“.

Silvio K. hatte bereits in Deutschland mit einem Attentat auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gedroht. In Syrien leistete er den Treueeid auf IS-Terrorchef Abu Bakr al-Baghdadi und wird seither mit internationalem Haftbefehl gesucht. Das Strafverfahren gegen ihn führt nach Angaben des LKA NRW die Bundesanwaltschaft.

Ehemalige Nachbarn fürchten Racheakte der Salafisten

Unterdessen haben ehemalige Nachbarn von K. in Solingen Angst vor möglichen Racheakten von Salafisten. Einige werden in dem Anschlagsaufruf persönlich bedroht. Von der Polizei wurden sie bereits entsprechend gewarnt. Streifenwagen patrouillierten zuletzt verstärkt in der Siedlung.