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Tausende demonstrierten in Essen gegen Gewalt und Intoleranz

Tausende demonstrierten in Essen gegen Gewalt und Intoleranz

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Große Anti-Hogesa-Demo Foto: Ulrich von Born
Mehrere tausend Essener gingen für mehr Toleranz auf die Straße. Parallel hielt die Polizei 100 mutmaßliche Hogesa-Teilnehmer fest.

Essen. 

Es war eine der größten Demonstrationen in der jüngeren Geschichte der Stadt: Tausende Bürger kamen am gestrigen Sonntag in die Innenstadt, um friedlich ein Zeichen gegen Intoleranz, Gewalt und Rassismus zu setzen. Ursprünglich als Gegenveranstaltung für die schließlich von der Polizei verbotenen Demonstration „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa) angemeldet, wurde es ein Bekenntnis für ein respektvolles und vielfältiges Miteinander in der Stadt.

Dass die Demonstration, die gegen 16 Uhr endete, so ruhig und ohne große Zwischenfälle verlief, war auch ein Ergebnis der Polizeipräsenz: Bereits am Vormittag hatten die Ordnungshüter mehr als 100 mutmaßliche Teilnehmer der „Hogesa“ an unterschiedlichsten Stellen in der Innenstadt angetroffen und teilweise zur Überprüfung der Personalien festgehalten. 88 erhielten einen Platzverweis; 15 Betroffene, die in Gewahrsam genommen wurden, trugen laut Polizei zum Teil Baseballschläger, Mundschutz, Messer und mit Quarzsand gefüllte Handschuhe bei sich.

OB Reinhard Paß und Superintendentin Marion Greve am Rednerpult

Zu der Kundgebung aufgerufen hatte das Bündnis „Essen stellt sich quer“ im Schulterschluss mit den Kirchen, Sportvereinen, der Politik und zahlreichen Verbänden und Vereinen. Folgerichtig wurde der Demonstrationszug, der sich gegen 12 Uhr von der Marktkirche in Richtung Willy-Brandt-Platz in Bewegung setzte, gemeinsam von Oberbürgermeister Reinhard Paß. Superintendentin Marion Greve, Stadtdechant Jürgen Cleve und RWE-Vorstand Michael Welling angeführt. Gekommen waren aber auch zahllose Essener Bürger, die das Bedürfnis hatten, Farbe zu bekennen. So wie Beatrice Berghoff: „Wir wollen uns von unseren Kindern und Enkeln nicht nachsagen lassen, nichts getan zu haben gegen rechte Agitation und Gewalt“, sagt die Essenerin, die nach eigenen Worten 1982 das letzte Mal auf die Straße gegangen ist.

Wie ihr geht es vielen Teilnehmern, die teilweise mit selbst gebastelten Transparenten ihren Unmut aber auch ihre Meinung kundtaten: „Vielfalt macht uns stark“ , „Es ist genug für alle da“ oder „Kein Mensch ist illegal“ heißt es dort. „Ohne Einwanderung würde es das ganze Ruhrgebiet doch nicht geben“, ist Teilnehmer Hartmut Sauter überzeugt. „Wir sind alle Brüder und Schwestern, egal, welcher Religion wir angehören“, sagt eine türkischstämmige Frau, die bereits seit 30 Jahren in Essen lebt. Auf ihrem Transparent hat sie die Symbole des Islams, Juden- und Christentums zu „Coexist“ miteinander verbunden.

Bei der anschließenden Kundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz fand OB Paß deutliche Worte: „Menschen, die Hass schüren oder Gewalt verherrlichen, sind bei uns Essener und Essenerinnen unerwünscht.“