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Dackelfoto und Porno-Ärger – die Kuriositäten des Wahlkampfs

Dackelfoto und Porno-Ärger – die Kuriositäten des Wahlkampfs

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Europawahl-Plakate Foto: dpa
Gestohlene Grüne, überklebte Bürgermeister und Eltern, die sich bei der FDP über Pornografie beschweren: Der Doppelwahlkampf der Parteien für die Kommunal- und Europawahl am 25. Mai hat schon manche berichtenswerte Kuriosität hervorgebracht. Hier sind die Plakate, über die die Republik redet.

Dortmund. 

Wer Wahlkampf macht, kann was erleben. Das mussten zuletzt die Grünen in Dortmund erfahren, die Opfer eines dreisten Diebes wurden. Es ist aber nur das jüngste Beispiel einer ganzen Reihe von Pannen mit Wahlplakaten.

Ein Dieb bringt die Grünen ins Hintertreffen

Die Dortmunder Grünen bekamen am Donnerstag nach Ostern einen Anruf von der Polizei. Die Beamten hatten an der Mallinckrodtstraße einen Wagen angehalten, auf dessen Ladefläche sie 72 gestohlene Wahlplakate der Ökopartei sicherstellten. Wer klaut Wahlplakate? Nach Einschätzung der Grünen handelt es sich bei dem Dieb nicht um einen politischen Gegner – sondern um jemanden, der die Plakate für seine eigene Werbung benutzen wollte.

Ob es sich lohnt, dafür kriminell zu werden, ist eine gute Frage. Martina Müller, die Geschäftsführerin der Grünen, rechnet vor: Das Brett koste 2 Euro, der Kleister 1,50 Euro, das Plakat selbst 1,50, das Aufstellen 1,50 – macht 6,50 Euro Kosten pro Plakat oder 470 Euro für alle gestohlenen Plakate zusammen.

Für die Grünen zählt aber nicht nur der materielle Schaden – sie sind durch den Diebstahl auch propagandistisch ins Hintertreffen geraten. Denn als ihr Helfer die Plakate aus der Asservatenkammer der Polizei abgeholt hatte und an der Mallinckrodtstraße wieder anbringen wollte, fand er viele der alten Orte bereits besetzt – von anderen Parteien. Und in Dortmund dürfen an jede Laterne nur zwei Plakate.

Ein SPD-Kandidat lässt seinem Dackel den Vortritt

In Grevenbroich ist der SPD-Kandidat Willi Horn überraschend auf die Liste nachgerückt – aber was dabei nicht mit nachrückte, das war ein Foto des Kandidaten. Horn hatte statt eines Porträtfotos von sich selbst eines von seinem Dackel-Rüden „Mico“ eingereicht. Und die Partei machte mit, druckte den Hund auf die Plakate – zusammen mit dem Slogan „Mein Herrchen Willi Horn“.

In der SPD-Geschäftsstelle am Platz der Republik in Grevenbroich können sie sich seitdem vor Presseanfragen kaum noch retten. CDU-Kandidat Bertram Graf von Nesselrode zeigte der Bild-Zeitung seinen Deutschdrahthaar-Rüden „Arrass“. Und die Reaktionen der Bürger? Die SPD hat nach einer Woche den Eindruck gewonnen, dass sich Zustimmung und Ablehnung ungefähr die Waage halten. Es hätte also schlimmer kommen können. Und der Hund ist wirklich sehr, sehr niedlich.

Yasar Calik tritt für die CDU im Neusser Arbeiterstatdtteil Barbarasiedlung an. Türkischstämmige Kandidaten sind in der Partei ja schon länger keine Exoten mehr, aber über die Stoffbeutel, die Calik drucken ließ, wurde dann doch sehr gestaunt. Im Innern des „C“ von CDU befand sich noch ein Halbmond mit Stern – das Staatssymbol der Türkei. Es mochte als grafische Geste der Annäherung gedacht sein, mancher witterte aber nun die islamische Unterwanderung einer zuvor christlichen Partei. Yasar Calik jedenfalls entschuldigte sich und legte ein unmissverständliches Bekenntnis zur deutschen Leitkultur ab. An Gründonnerstag verteilte er Ostereier und Schokohasen in einem Bürgertreff.

Eine FDP-Frau bringt Porno-Fans auf dumme Gedanken

In Berlin bewirbt sich die FDP-Kandidatin Alexandra Thein um den Wiedereinzug ins Europaparlament. Der Slogan auf ihren Plakaten lautet „Liebe kennt keine Grenzen“. Schöne Worte – doch wer wissen will, wie Alexandra Thein den Glauben an die Liebe in praktische EU-Politik umgesetzt hat, etwa wenn es um Erleichterungen für transnationale Paarbeziehungen geht, der muss schon auf ihre Homepage schauen.

Die FDP versah das Plakat daher mit einem QR-Code, der den Betrachter direkt auf ein Internet-Video der Kandidatin führt. Allerdings überklebten Schelme das QR-Feld auf etlichen Plakaten im Bezirk Charlottenburg mit einem anderen Code. Wer nun sein Smartphone daran hielt, landete auf einem Porno-Video, in dem Gruppensex vorgeführt wird und das sinnigerweise ebenfalls „Liebe kennt keine Grenzen“ heißt. Nun kannte erst mal die Abscheu der Kandidatin keine Grenzen. „Widerlich“, sagte sie. Sie hatte davon erfahren, als Eltern sich beschwerten.

SPD-Leute überkleben ihren Oberbürgermeister

„Ma kennt sisch, ma hilft sisch“ – das ist eine der Maximen, nach denen sie in Köln so prima leben. Sie gilt auch in der Politik. Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) wollte dem Spitzenkandidaten seiner Partei ein wenig helfen – und ging dabei ein wenig zu weit. Oder nicht? Die einen sagen jetzt so, die anderen sagen so.

Roters jedenfalls posierte zusammen mit Martin Börschel auf einem Wahlplakat. Unter Roters‘ Porträt stand: Jürgen Roters, Oberbürgermeister. Das brachte aber den CDU-Kandidaten Ilias Uyar auf die Palme. „Roters verletzt seine Neutralitätspflicht“, schimpfte Uyar im Kölner Express. Zwar gibt es Leute in Köln, die das anders sehen, aber die SPD kam der CDU entgegen. Und überklebte auf allen Plakaten das Wort „Oberbürgermeister“. Nun hilft Jürgen Roters seinem Parteifreund nur noch in seiner Funktion als Privatmann. Man ist zu Kompromissen fähig, auch das ist ja einer der Gründe, warum sie in Köln so prima leben.