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Duisburger Studentin gibt Küppersmühle in Masterarbeit neue Chance

Studentin gibt Küppersmühle in Masterarbeit neue Chance

Masterplan Küppersmühle von Hannah Bußkamp.jpg
Foto: WAZ
Eine Duisburger Studentin hat der Ruine des Küppersmühle-Museumsanbaus im Innenhafen in ihrer Masterarbeit eine neue Chance gegeben. Sie zeigt das Gerippe als Mahnmal des Scheiterns. Die Ruine soll dieses Jahr abgerissen werden. Das Kunst-Ehepaar Ströher hält jedoch an einem Erweiterungsbau fest.

Duisburg. 

Gewagt, eine spielerische Idee, ja auch provokant: In der Master-Architektur-Arbeit der 24-jährigen Duisburger Studentin Hannah Busskamp erlebt das rostende Stahlgerippe des gescheiterten Küppersmühle-Erweiterungsbaus in ihren Neubau-Entwurf eine ungeahnte Wiedergeburt.

Die Professoren der Fachhochschule Düsseldorf fanden die Abschlussarbeit der angehenden Architektin ausgezeichnet, bewerteten sie mit der Note 1,3. Dass das Kunstmäzen-Ehepaar Ströher Hannah Busskamps Vorschlag in seine eigenen Pläne für den zweiten Anlauf eines Museumsanbaus, den es nun selbst in die Hand nehmen will, einarbeiten wird, ist dagegen eher unwahrscheinlich.

Kubus soll „seinen Frieden finden“

Denn die 24-Jährige spielt mit dem Duisburger Baudesaster und gibt der riesigen Rost-Ruine neben dem backsteinernen Speichergebäude, die noch dieses Jahr auseinandergeschweißt verschwinden soll, quasi eine zweite Chance – als irritierendes Zeugnis und Mahnmal des Scheitern als Teil eines Neu-Entwurfes. Aber eben auch als Architektur-Idee mit Pfiff.

Der Rost-Kubus soll „seinen Frieden finden“, sein Scheitern nicht unter den Teppich gekehrt werden, meint Busskamp, die ihre Master-Arbeit aufwendig mit Flyern, Plänen und Präsentationsheften versehen hat. Was wohl die Stararchitekten Herzog & de Meuron davon halten, nach deren Plänen der riesige Kunstkubus 36 Meter hoch auf die Silos der Küppersmühle gehoben werden sollte?

„Symbol für die Möglichkeit des Scheiterns“

Für Hannah Busskamp entwickelt das Stahlgerippe kurz vor seinem Abriss neuen Kampfeswillen, auch wenn es dies in eine Schieflage bringt. Buchstäblich. Denn nach ihrem „Master“-Plan soll das 1300 Tonnen schwere Stahlgerüst mit seinen hydraulischen Füßen um sechs Prozent schräg gekippt werden und verbleibendes Gerippe für den von ihr entworfenen Neubau werden.

Auch das hat Hintersinn: Als neue Außenhülle des Museumsbaus wählte die angehende Architektin behandelten Corten-Stahl, der der Fassade ein rostig-braunes Äußeres gibt. Aus ihr soll das schräge Skelett eckig und kantig nach innen wie nach außen ragen und so weiter seinen Kampf mit dem Neuen austragen, als künstlerisches „Symbol für die eigene Historie und die Möglichkeit des Scheiterns“. Im Inneren sollen Museumsgänger sich – dort wo es die Kunst im Raum verträgt – durch das alte Stahlgerippe zwängen können; eine in den Boden eingelassene Wippe nimmt die Schräge auf und führt den Besucher wippend „auf den Boden der Tatsachen“.

„Es hat Spaß gemacht“, sagt die 24-Jährige zu ihrer Master-Arbeit. Jetzt wird sie sich bewerben. Sie sucht etwas Kreatives…

Neubau soll direkt an Silos angesetzt werden

Geschlagene neun Stunden dauerte am Montag die Verlesung und notarielle Beurkundung des Vertragswerks zwischen der städtischen Wohnungsbautochter Gebag und den Anwälten des Ehepaars Ströher. Dann war es geschafft: Mit den Unterschriften kann die Gebag den Schlussstrich unter den fehlgeschlagenen Ausflug in die Museumswelt ziehen, der sie fast in die Pleite trieb.

„Endlich ist die Last weg“, atmet Gebag-Geschäftsführer Utz Brömmekamp nach dem Notar-Marathon auf. Mit dem im Sommer vom Rat abgesegneten Vertragswerk ist die städtische Wohnungsbautochter aus der Bauverpflichtung für den Museumsbau, dessen Kosten auf 70 Millionen Euro explodiert wären und wegen des Pfuschs bei den Schweißarbeiten 2010 gestoppt wurden, heraus. Alles in allem, einschließlich noch offen stehender Altverträge, hat das Desaster die Gebag an die 40 Millionen Euro gekostet.

Zur Vertragsvereinbarung gehört unter anderem, dass die Gebag unter der Verbindlichkeits-Verrechnung von 11,5 Mio € Ströhers das Küppersmühle-Gebäude überlässt. Es soll nach WAZ-Informationen in eine Stiftung übergehen. Wie berichtet hält das Kunstmäzen-Ehepaar an einem Erweiterungsbau des Küppersmühle-Museums fest, der Platz für die Kunstsammlung bieten soll. Es soll bereits Vorplanungen für den Neubau geben, der – diesmal ebenerdig – direkt an die Silos angesetzt werden soll. Über den Silo-Trakt, in dem auch eine Aufzugsanlage zum Dach untergebracht ist, sollen beide Museumsbereiche miteinander verbunden werden.

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