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Sarrazin nennt Kulturdezernenten „strohdoof“

Sarrazin beleidigt Kulturdezernenten

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Foto: WAZ FotoPool

Duisburg. 

Thilo Sarrazin sorgte für Zündstoff bei seinem Gastauftritt im Duisburger Lehmbruck Museum. Auf Horst Wackerbaths roter Integrationscouch zoffte er sich mit Kulturdezernent Karl Janssen. Für Sarrazins Thesen gab es derweil viel Applaus.

„Sie sind sicher ein guter Mensch, aber offensichtlich auch sehr naiv. Kümmern sie sich lieber um ihre Migranten in Marxloh“, entgegnete Thilo Sarrazin dem Kulturdezernenten der Stadt Duisburg Karl Janssen bei seinem Gastauftritt am Montagabend im Lehmbruck Museum. Zuvor warf der Beigeordnete Sarrazin vor „ein unerträglicher Populist“ zu sein und wunderte sich darüber, dass die ganze Republik über das Buch des Ex-Bundesbankers („Deutschland schafft sich ab“) diskutiere, während er selbst bei dem Vortrag fast eingeschlafen sei.

Zwischen Sarrazin und Janssen entbrannte regelrecht ein lautstarker Streit auf Horst Wackerbaths berühmter roten Integrationscouch. Doch während der Fotograf und der Kulturdezernent über Sarrazins äußerst fragwürdige Äußerungen über muslimische Einwanderer nur erschrocken den Kopf schüttelten, erntete dieser immer wieder großen Applaus im ausverkauften Saal.

Deutschland könnte in drei Generationen verdummen

In einer ermüdenden Rede erzählte Thilo Sarrazin den Besuchern, warum Deutschland schon in drei Generationen „verdummen“ könnte. „Den Demografischen Wandel kennen wir alle. Wenn es so weiter geht, dann wird in absehbarer Zeit die deutsche Bevölkerung verschwunden sein und da Intelligenz zu 50 bis 80 Prozent vererbbar ist werden wir dümmer. Denn die klugen sterben aus.“ Dann könne die ganze Republik aussehen wie Marxloh. Thilo Sarrazin konnte sagen was er wollte, der Großteil des Publikums blickte zu ihm auf und bewunderte ihn. „Endlich sagt einer mal was gesagt werden muss“, äußerte ein älterer Herr, der die türkischstämmige Bevölkerung dafür verantwortet, dass „Deutschland den Bach runter“ gehe.

Selbst als Sarrazin in einem Beispiel den ganzen afrikanischen Kontinent von der Landkarte verschwinden lies, um deutlich zu machen, dass der Rest der Welt dadurch nichts verliere, konnte man überall zustimmend nickende Besucher beobachten. „Jedes Land muss sich um seine eigenen Probleme kümmern. Afrikanische Regierungen sind zumeist korrupt. Die Flüchtlinge aus den muslimischen Ländern Afrikas, der Türkei und anderen Regionen der Welt lassen unser Sozialsystem ausbluten“, prophezeite Sarrazin.

Bereitschaft zur Integration sei nicht vorhanden

In der deutschen Politik sei Einwanderung immer als Zauberschlüssel für alles Mögliche gewertet worden. „Das begann mit den Gastarbeitern in den 60er Jahren. Ohne Italiener, Griechen und Türken wäre der Bergbau schon vor Jahrzehnten zu Ende gewesen. Das wäre für uns alle besser“, so der Ex-Bundesbanker, der drei Indikatoren für gelungene Integration festgestellt haben will. Der Bildungsstand, die Arbeitsmarktbeteiligung und die Abhängigkeit von Sozialhilfeleistungen seien die entscheidenden Kennzeichen, ob sich jemand dem „deutschen Lebensstil“ anpassen wolle, oder nicht.

Bei der muslimischen Bevölkerung in Deutschland und in allen anderen Staaten Europas sei die Bereitschaft zur Integration nicht vorhanden. „Das muss am Glauben liegen. Muslime glauben der Koran enthält alles Wissenswerte und verschließen sich vor der Bildungsgesellschaft.“ Die islamische Welt wolle höchstens die Autos und Technik des Abendlandes und ansonsten keinen Austausch. Weitere Zuwanderung, vor allem aus der Türkei sei für Deutschland wirtschaftlich nicht nützlich.

„Wir schaffen falsche Anreizstrukturen“

Bei diesen Worten konnte man Karl Janssen seinen Missmut förmlich ansehen. „Wir müssen unserer globalen Verantwortung gerecht werden. Sie hingegen wollen die Grenzen um Deutschland wieder aufziehen und bezeichnen Entwicklungshilfen als unrentable Ausgaben.“ Sarrazin den es bei der aufgeheizten Debatte kaum noch auf der Couch hielt, sprang auf und konterte: „Sie wollen keine Grenzen? So weit ich weiß ist Duisburg bereits jetzt Pleite. Die Türkei kennt kein Sozialsystem. Wer dort keine Arbeit oder eine Familie hat der geht elendig zugrunde. Natürlich will da Jeder aus dem wilden Kurdistan zu uns. Wir schaffen falsche Anreizstrukturen. Nur wer sein Unterhalt selbst verdient sollte bleiben dürfen.“

Nach der Debatte nutzten zahlreiche Besucher die Gelegenheit und ließen sich ihr Buch signieren. Sarrazin antwortete einem älteren Duisburger, der sich offenbar dazu berufen fühlte sich für Jansens Äußerungen entschuldigen zu müssen: „Ihr Kulturdezernent ist strohdoof.“ Karl Janssen hingegen, der nach der Debatte sichtlich unter Strom stand sagte: „Was der Mann macht ist rechtspopulistisch. Themen wie Kriminalität sind nicht einfach nur türkische Phänomene.“

Die Einladung noch nach der Veranstaltung im Duisburger Stadtteil Marxloh noch einen Döner mit einem Mitarbeiter der WAZ zu essen, lehnte Thilo Sarrazin dankend ab: „Normalerweise gerne, aber heute Abend habe ich keine Zeit.“