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Rechtsrock-Bands tarnen Konzert in Duisburg als Geburtstagsfeier

Rechtsrock-Bands tarnen Konzert als Geburtstagsfeier

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Großeinsatz der Polizei löst Konzert einer Neonaziband in Duisburg auf Foto: Stephan Eickershoff/Funke Foto Services
Als private Geburtstagsfeier hatten Neonazis ein Konzert der rechten Band „Kategorie C“ im Medienbunker Marxloh in Duisburg angemeldet. Der Pächter verbot den Auftritt. Die Polizei war im Großeinsatz.

Duisburg. 

Rund 200 Neonazis versammelten sich am Samstag bei einem geplanten Rechtsrock-Konzert in Duisburg. Im Stadtteil Marxloh, etwa 300 Meter von der großen Merkez-Moschee entfernt, hatten sich die Organisatoren kurzfristig im „Medienbunker“ eingemietet, die Veranstaltung den Vermietern gegenüber allerdings als private Geburtstagsfeier ausgegeben.

Nachdem sich den Pächtern der Lokalität am Abend kurz vor Konzertbeginn der tatsächliche Anlass offenbarte, machten sie von ihrem Hausrecht Gebrauch. Die Rechten verließen das Gebäude, ihr Abzug wurde von einem Großaufgebot der Polizei begleitet.

Polizei schickte Großaufgebot in den Duisburger Norden

Die ersten Streifenwagen trafen um kurz nach 19 Uhr am „Medienbunker“ ein, nachdem der Polizei „eine Musikveranstaltung bekannt geworden“ war, wie die Leitstelle auf Anfrage der WAZ mitteilte. Zu diesem Zeitpunkt soll auch der Einlass zum Konzert begonnen haben.

Einsatzhundertschaften aus verschiedenen Teilen des Landes rückten zur Unterstützung an, mehr als 30 Mannschaftswagen, außerdem Kamerawagen sowie die Duisburger Diensthundestaffel waren kurz darauf vor Ort.

Konzert wurde offenbar über Hogesa-Kanäle beworben

Bereits im Dezember wurde im Internet über Kanäle, die der Gruppe „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa) zugeordnet werden, ein „Solidaritätskonzert“ in der Region „Ruhrgebiet West“ beworben. Die Rechtsrock-Band „Kategorie C“, die auch schon auf der von Ausschreitungen begleiteten „Hogesa“-Demonstration in Köln Ende Oktober 2014 spielte, die Band „A3stus“ sowie der Sänger der Gruppe „F.i.e.L“ sollten auftreten.

Ihre Anhänger stammen zum größten Teil aus der rechten Hooligan-Szene und gelten als gewaltbereit. Veranstaltungen, die in diesen Kreisen in der Vergangenheit für die Region „Ruhrgebiet West“ angekündigt waren, fanden schließlich in Belgien oder den Niederlanden statt.

Kurzfristige Einladung, um Proteste und Absage zu vermeiden

Dass der Veranstaltungsort zudem erst zeitnah angemietet wurde, deuten Kenner der Szene als Hinweis darauf, dass die Organisatoren des Konzerts kurzfristig eine andere Spielstätte finden mussten. Die Besucher werden an solchen Abenden ohnehin oft nur wenige Stunden vor Beginn über den genauen Ort informiert. Damit sollen Protestaktionen gegen die Konzerte, die zu Absagen führen könnten, verhindert werden.

Laut der Kennzeichen der Fahrzeuge, mit denen die Rechten nach Marxloh gereist waren, hatte die Veranstaltung ein großes Einzugsgebiet: Düsseldorf, Wesel, Dortmund, Aachen, Celle. „Da kamen sofort die Erinnerungen an die Nazi-Demonstrationen hier an der Moschee hoch“, erzählte eine Anwohnerin, die den Polizeieinsatz und den Abzug der Konzertbesucher beobachtet hatte.

Gerüchte, Konzert sei nach Oberhausen verlegt worden

Eine Gruppe von ihnen habe mit Rufen wie „Nationaler Sozialismus jetzt“ auf sich aufmerksam gemacht, erzählte ein anderer Augenzeuge. Die verhinderten Konzertbesucher seien daraufhin von Polizisten bis zur Straßenbahnhaltestelle auf der Weseler Straße begleitet worden.

Am späten Abend schien es kurzzeitig so, als hätten die Neonazi-Bands das Konzert abermals verlegt in Räume an der Duisburger Straße in Oberhausen. Die Polizei war auch vor Ort, stellte jedoch fest, dass dort nur Material ausgeladen wurde.

250 Hooligans bei Pegida-Demonstration in Duisburg

Erst am Montag hatten nach Polizeiangaben etwa 250 aggressive „Hogesa“-Anhänger an einer „Pegida“-Demonstration in Duisburg teilgenommen. Am Rande der Veranstaltung kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Gegendemonstranten und den Hooligans, die zum Teil mit Rufen wie „Deutschland den Deutschen“ zum „Pegida“-Marsch gezogen waren. Auch dort versammelten sich bereits Gruppen aus Dortmund, Aachen und anderen Städten. Am kommenden Montag wollen sie sich wieder am Duisburger Hauptbahnhof treffen.