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Prinzenkürung in Oberhausen – der schwere Weg zur Leichtigkeit

Prinz Karneval gekürt – der schwere Weg zur Leichtigkeit

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Foto: Funke Foto Services
Trotz der furchtbaren Ereignisse in Paris hoben die Narren ihr Oberhaupt, Prinz Thomas I., in den Sattel. Als Signal gegen Gewalt und Intoleranz.

Oberhausen. 

Es war der denkbar schwierigste Start in die Karnevalssession: Die furchtbaren Terror-Anschläge von Paris, einen Tag vor der Prinzenkürung in der Luise-Albertz-Halle, ließen am Wochenende Vieles zur Ne­bensächlichkeit verblassen. Noch in der Freitagnacht startete daher der Dachverband Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval un­ter den Präsidiumsmitgliedern ei­nen klärenden Rundruf – ausrichten oder absagen?

Am Morgen entschieden sich die obersten Karnevalisten eindeutig: Die Prinzenkürung von Thomas I. (Dietz) findet am Samstagabend auf jeden Fall statt – aber mit begleitenden Worten. „Wir wollten auf keinen Fall einfach so zum Tagesgeschäft übergehen“, erklärte der neue Hauptausschuss-Präsident Ludger Decker. „Der Oberhausener Karneval fühlt mit den Angehörigen der Ermordeten und ist bei den Verletzten und Trauernden“, sagte Decker zur Eröffnung vor gut 1000 Karnevalisten. Auch die Heimatgesellschaft des neuen Regenten, die Styrumer Löwen, sendete am Samstagnachmittag über ihre Facebook-Seite im Internet Anteilnahme und bezog klar Stellung gegen den Terror: „Wir werden nicht weichen vor dieser Gewalt und Intoleranz.“

Neuer Regent kommt aus Styrum

Beim fünfstündigen Programm im ausverkauften Saal blieb bei Kapellen, Tanzgarden, Sängern und Rednern so Raum für feine Zwischentöne, etwa als Parodist Jörg Hammerschmidt in seiner Interpretation von Paul Potts „Nessun Dorma“ ein „Je suis Paris“ einbaute. Es dauerte zunächst, bis die Prinzenkürung zur Leichtigkeit der vergangenen Jahre fand.

Thomas Dietz (54), Fußball-Fans als ehemaliger Sportvorstand von Rot-Weiß Oberhausen noch in guter Erinnerung, zeigte, mit den Insignien der Macht (Zepter, Federn und Prinzenmütze) ausgestattet, seine Verbundenheit zur Stadt, obwohl er ja ausgerechnet in Essen-Bergeborbeck aufgewachsen ist und erst vor 20 Jahren als Zugezogener Oberhausen schätzen lernte. Doch die Entscheidung habe er nie bereut, sagte er. Einen Seitenhieb verteilte Dietz einen Tag vor dem Fußball-Derby zwischen Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen daher wohl nicht zufällig: „Oberhausen ist viel feinsinniger als diese Großstadt im Osten.“

Gegenstück zu intoleranter Gewalt

Der Prinz von Groß-Oberhausen unterstrich seine Verbundenheit, indem er die Lobhudelei noch in Reime fasste, die mit Musik untermalt wurden: „Die Stadt ist es wert, dass man sie liebt und ehrt.“ In der Proklamation nahm es der Prinz pragmatisch: „Hinaus aus der Eurozone und zurück zur Biermark, die bei Spaßkasse und Juxbank einzulösen sind.“ Eine Patentlösung für den Erfolg von RWO gab es auch. Da der Prinz zum 111-jährigen Bestehen des Sportclubs regiert, soll der Deutsche Fußball-Bund die Bundesliga kurzerhand auf 111 Vereine aufstocken. „Dann klappt’s auch mit dem Aufstieg!“ Dem ambitionierten Regenten stehen Minister Klaus Brink, Hofmarschall Dirk Hesshaus, die Paginnen Sandra Buschmann, Christa Brinks und Melanie Schneider sowie die Prinzenclowns Christina, Lena, Jenny und Hofnarr Robin zur Seite.

KarnevalPassend zum Motto „Styrum zum elften Mal mit Löwenherz Prinz Karneval“ bastelte die Styrumer Prinzengarde eine flotte Aufführung mit riesigen herzförmigen Kostümen, die wie das getanzte Gegenstück von intoleranter Gewalt wirkte.

Viel Applaus bekamen auch die „Westerwald Sterne“, die spektakuläre Sprünge zeigten und so manches „Ahhhh“ und „Ohhhh“ in den Saal zauberten.

Noch recht frisch im Geschäft ist die junge Mundart-Gruppe „Kölner Adler“, die den Begriff Fastelovend erklärte und meinte: „Schunkel doch eene mit!“ Getanzt wurde da längst auf den Fluren, für peppigen Popschlager sorgten Marco Kloss („Du hast gewärmt wie alter Whisky“) und Tim Toupet („So ein schöner Tag“).